Bittere Sünde (German Edition)
wieder da.« Sein Blick war finster. »Ich frage mal, woher die kommen. Warte hier.«
»Wohin soll ich denn auch gehen?« Linn sah restlos verstört aus.
Jonas Orling saß auf seinem Platz im Flur. Als Magnus die Tür aufriss, ließ er erschrocken die Coladose sinken.
»Meine Frau hat vor ein paar Tagen Blumen bekommen, wer hat die abgegeben?«
»Äh … die Krankenschwester.«
»Welche?«
»Die blonde, Mariette heißt sie, glaube ich.«
Magnus rannte zum Schwesternzimmer und stürmte einfach hinein. Zwei Krankenschwestern sahen verwundert von ihren mitgebrachten Vorratsdosen auf.
Er war kreidebleich und gab sich größte Mühe, nicht einfach loszubrüllen.
»Wo ist Mariette?«, fragte er gemäßigt, aber seine Augen mussten seine Verzweiflung verraten haben, denn die jüngere der Schwestern sah völlig verstört aus.
Die ältere von ihnen, eine stabil gebaute Dame um die fünfzig, antwortete ihm. »Mariette ist heute krank.«
»Wo wohnt sie? Wie lautet ihre Telefonnummer?«
Die Frauen wechselten verunsicherte Blicke.
»Solche Informationen dürfen wir nicht rausgeben.« Die kräftige Krankenschwester bemühte sich um einen bestimmten und vertrauenseinflößenden Ton.
Magnus explodierte förmlich. »Das ist Teil einer polizeilichen Ermittlung, geben Sie mir sofort ihre Telefonnummer!«
Sie erhob sich gekränkt und knurrte: »Wir müssen hier einen Job erledigen, das verstehen Sie sicher.«
Sie ging zu einem Regal und zog langsam einen Ordner mit grünem Rücken heraus. »Dann wollen wir mal sehen. Sie wohnt in Bredäng. Hier sind Adresse und Telefonnummer. Soll ich sie Ihnen abschreiben?«
»Nein, dafür bleibt keine Zeit. Danke.« Magnus schnappte sich den Ordner und rannte aus dem Zimmer. Das Gesicht der Schwester verzog sich zu einer Grimasse.
Wenig später hatte Magnus die Krankenschwester Mariette in der Leitung.
»Hallo, hier Magnus Kalo von der Kripo. Sie haben vor ein paar Tagen einen Strauß Blumen für meine Frau Linn angenommen. Können Sie mir sagen, von wem die sind?«, sagte er brüsk und fordernd.
»Ich, äh … Der lag am Empfang. Da war noch ein Zettel dabei, auf dem der Name Ihrer Frau stand.«
»Wo ist dieser Zettel jetzt?«
»Den habe ich weggeworfen, da stand ja sonst nichts drauf.«
Magnus stöhnte genervt und beendete das Telefonat.
»Wir müssen hier weg!«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen, als er wieder an Linns Bett stand.
Sie wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel und sagte so leise, dass die Kinder sie nicht verstehen konnten: »Das war dieser Verrückte, nicht wahr? Der hat die Blumen geschickt, oder? Der gibt nicht auf.«
Magnus nickte.
Ihr Aufenthaltsort war nicht länger geheim.
TEIL SECHS
Mittwoch, 29. Oktober
60
Die Bankangestellte betrachtete die ihr gegenübersitzende Dame mit kaum verhohlener Neugierde. »Ja, das Geld ist angekommen. Die gleiche Summe wie jeden Monat.«
»Sehr schön.« Domenique lächelte, die feinen Falten zogen sich über ihr Gesicht. »Heute ist es sehr warm«, sagte sie dann, um ein unverfängliches Thema anzusprechen.
Die junge Angestellte lächelte. »Stimmt, bald werden wieder alle in die Berge aufbrechen, die in der glücklichen Lage sind, dort ein Ferienhaus zu besitzen.«
»Ich wohne ja in Chuquis, da brauche ich das nicht.«
»Oh, Sie Glückliche. In Chuquis ist es so schön, und die frische, klare Luft dort. Ein niedliches, kleines Städtchen.«
Domenique nickte. »Ja, das stimmt. Dabei ist es doch eher ein Dorf, es gibt ja nicht mal eine Bank. Und vieles andere ebenfalls nicht.«
»Dafür aber viel Natur.« Sie reichte Domenique das Geldbündel. »Seien Sie vorsichtig, wenn Sie mit so viel Geld in der Tasche unterwegs sind«, sagte sie mit einem Zwinkern.
»Ich bin immer vorsichtig. Auf Wiedersehen.«
Mit einem höflichen Lächeln auf den Lippen verließ Domenique die Bank durch die Glastüren. Jetzt hatte sie wieder genug, um über die Runden zu kommen. Gott sei Dank half er ihr aus. Wie würde ihr Leben wohl sonst aussehen?
Es war lange her, dass sie sich für Geld hatte verkaufen müssen, doch das Gefühl der Erniedrigung hatte sie nicht vergessen. Wie dankbar sie dem Himmel noch immer für die Militärjunta war. Sie hatte sie beide gerettet, indem sie Pedro Ende der Siebziger zu einer guten Anstellung bei der ESMA , der Technikschule der Marine, verholfen hatten. Sie glaubte nicht ein Wort von den Behauptungen, dass sich hinter den Toren der ESMA ein Folterkeller verborgen hatte und
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