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Bittere Sünde (German Edition)

Bittere Sünde (German Edition)

Titel: Bittere Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Roll
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untergetaucht?«
    »Ja, er wurde seit der Aufhebung der Straffreiheit 2003 nicht mehr gesehen. Es gibt Hinweise darauf, dass er nach Deutschland geflohen ist, aber seither ist er wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Glauben Sie, dass er sich in Schweden aufhält?«
    »Das fällt in Ihren Zuständigkeitsbereich. Ich melde mich, sofern ich noch mehr herausfinde.«
    Magnus bedankte sich bei dem argentinischen Polizeichef, rieb sich kurz die Augen und wählte dann Arne Normans Nummer.
    Arne hob sofort ab, so als hätte er neben dem Telefon gewartet.
    »Es gibt Neuigkeiten. Domenique ist durch die Vergewaltigung geschwängert geworden und hat einen Sohn bekommen, der sich möglicherweise gerade in Schweden aufhält … Endlich gibt es jemanden mit einem Motiv.«
    »Ich dachte, du gehst von einer Täterin aus?«, fragte Arne verwirrt.
    »Nicht mehr.«
    »Ah, okay. Haben wir denn genügend Informationen über diesen Sohn, damit wir eine Fahndung rausgeben können?«
    »Leider nein, im Gegenteil. Aber wir können ja erst mal die argentinischen Kulturvereine und so weiter hier in Schweden abklappern.«
    Arne klang zweifelnd. »Wir müssen ihn schnell finden, wir haben weder die Zeit noch reicht unser Personal, um jetzt auch noch jede Menge Argentinier in Schweden zu verhören. Wie wär’s, wenn wir stattdessen einfach mit einem Bild von ihm an die Öffentlichkeit gehen und ihn als Zeugen im Mordfall Josef Lidhman suchen?«
    »Der wird sich kaum freiwillig melden.«
    »Nein, aber vielleicht jemand, der ihn gesehen hat.«
    Magnus ging im Krankenhausflur auf und ab, das Handy ans Ohr gepresst. Er überlegte, wie Pedro Estrabou wohl reagieren würde, wenn plötzlich sein Bild in der Zeitung auftauchte. Würde er versuchen, alle seine Spuren zu verwischen, in Panik verfallen, Fehler machen oder einfach aufgeben und sich stellen?
    Arne unterbrach seinen Gedankengang. »Magnus, bist du noch dran?«
    »Ja, bin ich. Du, Arne … Warte lieber noch, ehe du die Medien einschaltest. Nicht, dass der Typ kalte Füße kriegt und richtig abtaucht.«
    »Ja, gut. Aber ich sorge auf jeden Fall dafür, dass jeder Polizist in Europa ein Bild von ihm bekommt.«
    Magnus stützte sich mit einer Hand gegen die Wand. »Gut, mach das. Ich will nur nicht, dass er ausflippt, wenn er unser Mörder ist.«
    Magnus blieb einen Augenblick reglos stehen, das Handy in der Hand. Es gab einen Verdächtigen – mit Motiv. Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen, wurde breiter und breiter, bis es sich vom einen Ohr zum anderen erstreckte.
    Auf Zehenspitzen schlich er sich in Linns Zimmer und schmiegte sich vorsichtig von hinten an seine schlafende Frau. Pedro Estrabou hatte für die argentinische Militärjunta gearbeitet. Er hatte also Erfahrung darin, Menschen auf brutalste Art zu quälen, und hier gab es drei Opfer, die alle auf grausame Weise gefoltert worden waren. Magnus wertete diese Entdeckung als großen Fortschritt, obwohl er sich noch nicht erklären konnte, warum Pedro es auf Gösta Berggrens Frau und Sohn abgesehen haben könnte – und noch viel weniger, warum auch er selbst ins Bild gerutscht war.
    Er würde Linn alles über Pedro erzählen. Vielleicht erkannte sie ja einen Zusammenhang, der ihm entging.
    Müde seufzte er. Wann würde ihr Leben sich wieder normalisieren? Wann würden sie sich wieder über alltägliche Dinge unterhalten können?
    Morgen würden sie in eine der geschützten Wohnungen umziehen, die die Polizei im Stadtteil Bergshamra stellte. Er machte sich Sorgen darüber, wie Moa und Elin wohl damit klarkommen würden. Sie hatten viel von ›zu Hause‹ gesprochen, aber es gab ja kein Zuhause mehr, keine Spielsachen, keine Erinnerungen. Es gab nicht mal mehr ein Bild von der Familie.

Donnerstag, 30. Oktober

63
    Linn schob das Tablett mit dem Frühstück beiseite. Das Krankenhausessen hing ihr allmählich zum Hals heraus.
    »Aha, und du meinst, er ist der Täter?«
    »Ich gehe davon aus. Pedro hat ein starkes Motiv.«
    Magnus schaute auf das mit einer glänzenden Käsescheibe belegte Brot, das vor ihm lag. Er würde monatelang nichts als Pizza essen müssen, um die ganzen Kilos wieder draufzukriegen, die er in den vergangenen Wochen verloren hatte.
    Linn musterte ihn nachdenklich. »Solltest du nicht erst mal herausfinden, ob Pedro überhaupt jemals in Schweden war, bevor du solche Schlüsse ziehst?«
    »Sofie und Roger arbeiten Tag und Nacht, um eine Spur von ihm zu finden.«
    »Und was machst du?«
    »Der Täter kennt unseren

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