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Bittere Sünde (German Edition)

Bittere Sünde (German Edition)

Titel: Bittere Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Roll
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die Kontakt zum schwindenden Haaransatz zu suchen schienen.
    »Was glauben Sie?« Er hatte einen leichten Akzent und klang durchaus streitlustig.
    Magnus ging darüber hinweg. »Sind Sie Pedro Estrabou?«
    Schweigen.
    »Wir können eine DNA -Analyse beauftragen, wenn Sie die Antwort verweigern«, log Magnus. »Dazu nehmen wir gleich noch eine Speichelprobe.«
    Der Mann wirkte völlig unbeeindruckt.
    Magnus unternahm einen zweiten Anlauf und bemühte sich um einen verständnisvollen Ton.
    »Ihre Verbrechen während der Militärdiktatur interessieren mich nicht – das fällt nicht in meinen Zuständigkeitsbereich. Aber ich kann mal nachhören, ob wir was für Sie tun können, wenn Sie mit uns kooperieren.«
    Keine Reaktion.
    »Soll ich Ihrem Schweigen entnehmen, dass Sie Pedro Estrabou sind?«
    Der Mann nickte.
    »Der Zeuge nickt zustimmend«, kommentierte Magnus laut für das Aufnahmegerät. »In Schweden nennen Sie sich Marcelo Vidas?«
    Pedro senkte den Blick auf den Tisch zwischen ihnen und nickte erneut.
    »Der Zeuge nickt zustimmend. Wann sind Sie nach Schweden gekommen?«
    »Ungefähr 2003«, antwortete Pedro.
    »Aus welchem Grund?«
    »Keine Ahnung. Hier gibt es viele Argentinier, und außerdem hatte ich ein Jobangebot.«
    »Sind Sie hergekommen, um die Vergewaltigung an Ihrer Mutter zu rächen?«, fragte er scharf.
    Pedro schüttelte den Kopf.
    »Der Zeuge schüttelt den Kopf. Wie ist es für Sie, dass Ihre Mutter vergewaltigt worden ist?«
    Der Mann sah ihn finster an. »Wie wäre es denn für Sie?«
    »Keine Ahnung. Ich hatte gehofft, das von Ihnen zu erfahren.«
    Pedro schnaufte zur Antwort.
    »Zahlen Sie jeden Monat Geld auf das Konto Ihrer Mutter ein?«
    »Ja.«
    »Wieso?«
    »Weil sie Geld zum Leben braucht. Ist es so verwunderlich, seine Mutter zu unterstützen?«
    »Nein, keineswegs. Woher kommt das Geld? Wir wissen, dass Sie alle drei Monate zwölftausend Kronen erhalten und das ganz gewiss kein Lohn ist. Was sind das für Zahlungen?«
    Pedro starrte wütend und setzte gerade zu einer Antwort an, als der Anwalt Johan Rahldin, ein Mittfünfziger mit schütterem Haar, das Verhörzimmer betrat und ihn zurückhielt. »Hallo, ich bitte vielmals um Entschuldigung, dass ich erst so spät erscheine.«
    »Kein Problem.« Magnus deutete auf den freien Stuhl neben Pedro.
    »Ich habe Ihre letzte Frage gehört und möchte darauf hinweisen, dass es sich hier um ein Verhör nach Paragraf 24, Absatz 8 des schwedischen Strafgesetzbuchs handelt.«
    »Und?«
    »Mein Mandant muss nicht auf Ihre Fragen antworten, ehe ich anwesend bin.«
    Magnus beherrschte sich. »Wir haben nur sechs Stunden, können wir dann jetzt loslegen?«, fragte er mit düsterem Blick.

93
    Das Verhör war ungefähr so ergiebig wie der Versuch, einen Elch mit einer Kuchengabel zur Strecke zu bringen. Magnus versuchte, Pedro von allen Seiten einzukreisen, doch der ergraute Mann leugnete einsilbig jede Verbindung zu den Mordfällen und Gunvors Entführung. Estrabous Anwalt Johan Rahldin tat außerdem sein Bestes, Magnus’ psychologische Spielchen zu unterbinden, aber eigentlich machte das auch keinen Unterschied. Pedro war vollkommen verschlossen. Mitten in der Nacht gab Magnus auf.
    Sie würden Pedro Estrabou gehen lassen müssen. Was für ein Albtraum.
    Linn war wach, als er anrief.
    »Liebling, ich komme jetzt nach Hause. Wir haben ihn nicht gekriegt.« Seine Stimme war schleppend vor Müdigkeit, verbarg jedoch keineswegs seine Verzweiflung.

94
    Als Magnus und Linn eine Weile später ihre Körper unter der Bettdecke aneinanderschmiegten, war beiden vor Müdigkeit fast übel. Linns Kopf ruhte auf Magnus’ Arm.
    »Und, was meinst du, ist er der Täter?«
    »Er wäre auf jeden Fall dazu fähig, und er hat ein Motiv. Zumindest für den Mord an Lidhman. Mehr kann ich auch nicht sagen.«
    »Wie hat er auf deine Fragen reagiert?«
    »Als hätte ich ihn gefragt, wo er einkaufen geht.« Magnus schloss die Augen. »Wenn er es wirklich ist, wird er niemals irgendwas gestehen … Er wirkte nicht mal so, als würde er mich wiedererkennen.«
    Plötzlich meldeten sich Zweifel. War Pedro Estrabou wirklich der Mörder, den sie suchten?
    Als er die Augen wieder öffnete, war Linn eingeschlafen. Ihre ruhigen, regelmäßigen Atemzüge wirkten wie Baldrian auf ihn, und schon driftete auch er in den Schlaf. Die Träume, die ihn erwarteten, waren freundlich und schön und lockten ihn tiefer in eine bessere Welt. Es roch nach frisch gemähtem Gras; Moa und Elin tobten

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