Bitterer Chianti
...»
«Und wie sind die Männer?» Frank wurde wütend, er hatte diesen Unsinn zu oft gehört, um ihn widerspruchslos hinzunehmen: «Du weißt, dass das nicht stimmt. Männer wie Massimo behandeln auch andere Männer nicht besser als ihre Frauen. Sie sind gnadenlos! Es kommt immer darauf an, was man sich gefallen lässt.»
Antonia ging zum Fenster und blickte über die Weinberge ins Tal. Die Sonne stand weit im Westen und begann zu sinken. Das Licht wurde weich und golden, Frank fand Antonia wunderschön.
«Ja, darauf kommt es an, was man sich gefallen lässt, und deshalb will ich auch, dass du gehst!»
Frank erschrak und wurde blass. «Was hat das mit mir ... äh ... mit uns ...?», fragte er stockend. Er hatte geahnt, dass da noch etwas anderes in der Luft lag.
Antonia kehrte hinter ihren Schreibtisch zurück, der wie eine Barrikade zwischen ihnen stand. «Es hat mit dir und deinen kleinen ... Models zu tun. Du weißt genau, was ich meine.» Ihre Stimme klang müde und verzweifelt.
Laura! Dieses Miststück. Keine achtzehn und durchtrieben wie ... Was hatte sie jetzt wieder ausgeheckt? Woher wusste Antonia überhaupt von ihr?
Frank streckte beschwörend die Hände aus: «Antonia, bitte, du musst da was in den falschen Hals bekommen haben. Es ist nicht so, wie du denkst. Ich kann dir das erklären ...»
Sie ließ ihn nicht ausreden: «Wenn einer mies ist, einen schlechten Charakter hat, dann ist das seine Sache. Damit muss er selbst klarkommen. Aber anderen was vormachen, hier das Opfer spielen, oder besser den Moralisten, das kenne ich von meinem Mann, und das hasse ich wie die Pest! Und, wie sagtest du eben, es kommt darauf an ...»
«Hör zu!», sagte Frank barsch. «Als ich hierher kam, hatte der Verlag für mich ein Hotel gebucht ...» Er berichtete ihr ausführlich von Lauras Erpressungsversuchen, von ihrem miesen Gigolo in Uniform und seinem gewalttätigen Chef. «Wer hat dir eigentlich dieses Märchen über mich und dieses kleine Aas aufgetischt?», schloss er.
«Massimo hat es mir erzählt. Aber wenn es so ist, wie du sagst, wenn das alles nur Lügen und Intrigen sind ...» Ihr war die Erleichterung deutlich anzumerken, obwohl ein Rest von Skepsis blieb. «Ich kann mir auch denken, wieso er mir das erzählt hat. Er will mir wirklich jedes Glück zerstören.» Sie biss sich auf die Lippe, schlug die Augen nieder und streckte zaghaft die Hand nach Frank aus, der sich einen Stuhl heranzog und sich zu ihr setzte.
«Wieso weiß dein Mann eigentlich von mir?»
«Lo sa il diavolo , weiß der Teufel.» Antonia blickte zur Tür. «Ma è chiaroy aber natürlich, la strega , Donna Gorelli, die alte Hexe. Sie war seine Kinderfrau, ich glaube, sie liebt ihn abgöttisch – sie hatte selbst nie Kinder. Er hat mich gezwungen, sie hier als Haushälterin zu dulden – angeblich war in seinem riesigen Apartment in Mailand nicht genügend Platz. Ich hätte sie gar nicht über die Schwelle kommen lassen sollen. Ausgerechnet Massimo sprach von Treue seiner Familie gegenüber und dass er ihr hier das Gnadenbrot gibt. Mir war von Anfang an klar, dass sie die Zuträgerin für ihn spielt.»
Antonias Wut, seit Jahren überwacht zu werden, war mehr als verständlich, und gleichzeitig fiel Frank ein Stein vom Herzen, dass Antonia seine Erklärung akzeptierte. Sie hätte alles für eine Ausrede halten können. Doch irgendetwas stimmte immer noch nicht, und er dachte laut darüber nach.
«Wer kann von Lauras Schmierenkomödie gewusst haben? Ihre Mutter, der Vater eher nicht, ja, der Commissario und natürlich der kleine Carabiniere ... Aber, Antonia, wieso weiß dein Mann davon? Der gibt sich doch nicht mit solchen Flittchen wie ihr ab ...»
Antonia fiel ihm ins Wort. «Was hat Massimo mit der Polizei zu tun? Kleine Provinzbullen gehören normalerweise nicht zu seinem Umgang, eher die Polizeichefs. Wieso wissen die Carabinieri von dir ... und mir?»
Frank stand auf, ging vor dem Panoramafenster auf und ab und versuchte Antonia schonend von den Vorfällen der letzten Nacht zu berichten.
«Ich verstehe das alles nicht», entgegnete Antonia. «Wie passt das alles zusammen?»
«Ich habe nicht den blassesten Schimmer», sagte Frank, «ich weiß nicht, weshalb mitten in der Weinlese Grundstücke den Besitzer wechseln, warum man Strommasten absägt, Palermo und seinen Sohn umbringt, ein Bagger in die Schlucht stürzt...»
«... und Malatestas Pferde verbrennen.» Antonia schüttelte den Kopf. «Ich habe immer gedacht, den
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