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Bitterer Jasmin

Bitterer Jasmin

Titel: Bitterer Jasmin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyny Anthony
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Logan hatte auf einem extragroßen Bett bestanden. Vor zwei Jahren schenkte er ihr die wunderschöne Poussin-Landschaft. Ob er Janet Armstrong Bilder oder Juwelen geschenkt hatte? Eher wohl Aktien; die würde sie mehr zu schätzen wissen.
    Sie ging zu Bett und schlief nach wenigen Minuten ein. Es hatte eben elf geschlagen.
    ***

    In einem billigen indischen Restaurant unweit der Victoria Street saßen Madeleine, Resnais und Peters an einem Tisch und planten die Entführung von Lucie Field.
    Seit fünf Jahren war Oberst Ali Ardalan Chef der iranischen Geheimpolizei, der gefürchteten SAVAK. Seine Militärkarriere hatte er bei der Armee begonnen, wo er sich im Kampf gegen die kurdischen Stämme auszeichnete, die an der irakischen Grenze einen Guerillakrieg um ihre Selbstbestimmungsrechte führten. Sein Vater war mit dem Vater des Schahs im gleichen Regiment gewesen, jenem Unteroffizier, der den letzten Qajar-Herrscher entthront und sich selbst auf den Pfauenthron gesetzt hatte. Ardalan gehörte zu einer der so genannten tausend Familien, zur alten persischen Aristokratie. Erst nach einer Generation hatten sie sich damit abgefunden, der emporgekommenen Reza-Familie zu dienen. Ali kannte keine solchen Skrupel. Er bewunderte den Schah um seines Mutes willen, seines kämpferischen Nationalismus und seiner Fähigkeit, die Menschen in persönlicher Loyalität auf sich zu vereinen.
    Einige Monate hatte der Oberst einen Kurs an der britischen Militärakademie besucht. Sandhurst gefiel ihm, und er bewunderte die Engländer. Er war ein intelligenter Mann, der allen Dingen offen stand und bereit war zu lernen, was immer für den Iran von Nutzen sein konnte. Außerdem war er Soldat und Patriot und glaubte, daß die Sicherheit des Landes und die persönliche Sicherheit des Schahs vorrangig behandelt werden mußten. Seit seiner Ernennung zum Leiter der SAVAK hatte Ardalan ein System der Spionage und des Gegenterrorismus aufgebaut, das bei allen Geheimdienstexperten Bewunderung hervorrief. Seine Feinde beschrieben ihn als ein Monster der Grausamkeit und Unterdrückung. Aus seinen Folterkammern kamen angeblich wenig Verdächtige lebendig wieder heraus. Er wußte alles über jeden im öffentlichen Leben. Sein Schatten fiel auf Minister und Staatsbeamte, auf das Heer, den diplomatischen Dienst und die Universitäten. Intellektuelle und Gemäßigte schauderten bei der Nennung seines Namens. Er war ein enger Freund und Berater des Schahs und der einzige, der jederzeit Zutritt zu ihm hatte, Tag und Nacht. Mit seiner zweiten Frau hatte Oberst Ardalan drei kleine Kinder. Sie lebten in einem großen, gutbewachten Haus am Rande von Teheran. Im Privatleben war er ruhig, bescheiden in seinen persönlichen Ansprüchen.
    Über Logan Field hatte er alle nur möglichen Informationen gesammelt. Das war eine Routinemaßnahme bei jedem, der um Audienz beim Schah nachsuchte; Ardalan bestand darauf, egal, um wen es sich handelte. Er wußte also, daß Fields Frau nach England zurückgeflogen war, da alle Häuser der Europäer überwacht wurden und außerdem James' Hausboy als Polizeispitzel arbeitete. Der Oberst wußte auch, daß Field mit Minister Khorvan Schwierigkeiten hatte. Und er traute keinem von beiden. Der Engländer versuchte, Irans riesige Ölreserven auszubeuten, und der Minister spielte seine linksgerichteten Tendenzen in den Verhandlungen aus, die er zu stören beabsichtigte. Ardalan wußte weiter, daß man den Bau einer Raffinerie verlangte; der Schah selbst hatte es ihm gesagt. Ob sich die Imperial Oil dazu bewegen ließ? Der Schah hatte nichts dagegen, daß Khorvan europäischen Gesellschaften die härtesten Bedingungen diktierte. Ardalan auch nicht, solange das Motiv dahinter den Interessen des Irans und denen des Schahs zugute kam. Ob dies bei Khorvan zutraf, dessen war er nicht so sicher, aber er kannte den Schah zu gut, um dies im Augenblick zu erwähnen. Wenn der Minister Erfolg hatte, würde der Schah sich freuen; mißlang ihm jedoch die Sache und die Verhandlungen wurden abgebrochen, dann konnte man seine Motive in Frage stellen. Ardalan mochte den Minister nicht. Er ließ ihn sehr scharf überwachen, was der Schah allerdings nicht wußte.
    Ins Büro fuhr der Oberst an diesem Tage wie stets in einem kugelsicheren Armeewagen. Er nahm jedesmal eine andere Route und wählte eine andere Zeit. An diesem Morgen hatte er dem Fahrer aufgetragen, einen Umweg durch eines der ärmeren Viertel zu machen. Da niemand den Verlauf seiner Route

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