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Bitterer Jasmin

Bitterer Jasmin

Titel: Bitterer Jasmin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyny Anthony
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vom Aufsichtsrat beeinträchtigte, daran würde er eine Weile kauen. Demokratische Prozeduren wie Abstimmungen bei Sitzungen schätzte er gar nicht. Dank seiner Autorität und einer speziellen Methode erreichte er meist, was er wollte. Kelly hatte ihn einmal bei der jährlichen Generalversammlung während des zweiten arabisch-israelischen Krieges erlebt und war fasziniert gewesen von seinem Auftreten gegenüber der Opposition. Ein gelegentliches Lächeln, Geist und Witz und vor allem das untrügliche Gefühl, daß er wußte, wie es am besten war, hatte die Kritiker zum Schweigen gebracht und ihm ermöglicht, der Krise so zu begegnen, wie er es für richtig hielt. Logan hatte viele Gesichter. Bei dieser Sitzung hatte er sich beispielsweise ganz als autokratischer Präsident der riesigen Ölgesellschaft gegeben. Zu Hause am Eaton Place, als Ehemann Eileens, war er wiederum völlig anders. Keine dieser Facetten gefiel James, und doch konnte er ihm seine Bewunderung nicht versagen. Dabei fühlte er sich aber keineswegs in der Rolle eines Günstlings. Er würde seine Frau heiraten. Wann das der Fall sein würde, wußte er nicht, aber daß es eines Tages geschah, dessen war er sich sicher.
    Sie stiegen vor dem Ministerium aus. Khorvan hatte seiner Sekretärin aufgetragen, sie warten zu lassen. Er wollte seinen Kaffee noch austrinken und außerdem Logan Field durch diese Unhöflichkeit brüskieren. Was für eine Lösung mochten sie sich ausgedacht haben? Falls ihnen überhaupt eine eingefallen war. Eine Raffinerie um weitere dreihundert Millionen Dollar! Khorvan lächelte, während er die winzige Silbertasse zum Mund führte. Im Grunde war es sogar eine bessere Sache als die ganzen Annehmlichkeiten, die schon im Vertrag standen. Seine Leute brauchten keine Schwimmbäder und Erholungszentren. Luxus, den sie bisher nie gekannt hatten, würden sie gar nicht zu schätzen wissen. Essen, Geld und eine Frau, das waren die Grundbedürfnisse eines iranischen Arbeiters.
    Dazu ein Stück Ackerland – mochte es auch trocken sein und mühsam zu bearbeiten –, und der Bauer war zufrieden. Es würde Jahre der Umerziehung brauchen, die Einstellung seiner Leute zu ändern, und Khorvan verachtete die Schnellmethoden des Westens. Das Resultat dabei waren bloß Korruption und Vergeudung. Amerika hatte nach dem letzten Krieg Milliarden Hilfsgelder hereingepumpt und damit nur Neid und die Verachtung derjenigen hervorgerufen, die sie zu indoktrinieren meinten. Khorvan glaubte an die langsame Lösung des marxistischen Sozialismus, für ihn die einzige Alternative für unterentwickelte Völker der Welt.
    Er hatte dem sowjetischen Handelsminister geraten, sein Technikerteam noch nicht zurückzuziehen, das seit Wochen in Teheran herumhing, in der Hoffnung, daß die Verhandlungen zwischen der Regierung und der Imperial Oil sich doch noch zerschlugen. Wenn seine Forderungen nicht erfüllt wurden – und er wußte, daß Logan Field durchaus imstande war, bis zum letzten Augenblick zu bluffen –, konnte er auf die leise Tour die Russen wieder ins Spiel führen. Er hoffte zutiefst, daß Logan Field dazu gebracht werden könnte, ihm Bestechungsgelder anzubieten. Damit könnte er dem Schah gegenüber dann die Lauterkeit seiner Motive beweisen. Vielleicht würde er sogar Field gegenüber andeuten, daß ein Geschenk sinnvoll sein könnte. Khorvan drückte auf den Summer für das Vorzimmer.
    »Schicken Sie mir die Herren von der Imperial Oil herein.« Er zündete sich eine Zigarette an und stand dann auf, um sie zu begrüßen. Stühle wurden zurechtgerückt, Logan nahm den neben dem Schreibtisch Khorvans. Kelly setzte sich zu seiner Rechten, Ian Peterson auf die andere Seite. Khorvan schenkte Logan ein höfliches Lächeln.
    »Ich bitte um Entschuldigung für die Verspätung«, sagte er. »Ich hatte noch soviel zu tun. Sagen Sie, wie geht es Ihrer schönen Frau?«
    »Sie mußte leider nach England zurück, unsere Tochter ist krank.«
    »Ah ja?« Der Minister sah verärgert drein. Er hatte die Einladung zu der Party angenommen, weil er hoffte, Eileen dort wiederzutreffen. Die Tatsache ihrer Abwesenheit war natürlich im Grunde belanglos für ihn, aber es gab ihm eine Gelegenheit, sich beleidigt zu zeigen.
    James fühlte, wie seine Gesichtsmuskeln sich versteiften. Logan hätte hier Eileens Abreise nicht erwähnen dürfen. Er hatte nicht daran gedacht, ihn davor zu warnen.
    »Natürlich kommt sie zur Party wieder zurück«, fügte da Logan bereits hinzu.

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