Bitterer Jasmin
»Sie läßt es sich doch nicht entgehen, Ihre Gesellschaft zu genießen.«
»Ich freue mich schon darauf, sie wieder zu sehen«, entgegnete Khorvan mit höflichem Kopfnicken.
»Meine Kollegen und ich haben Ihre Vorschläge geprüft«, kam Logan zur Sache. »Ian, haben Sie die Mappe zur Hand? Ich möchte sie Ihnen dalassen. Nach unserer Besprechung finden Sie vielleicht Zeit, die finanziellen Details der Investition genauer zu studieren. Leider war es uns nicht möglich, Ihre Forderung nach dem Bau einer ganzen Raffinerie nachzukommen.«
Khorvan lehnte sich zurück. Es war, als hätte er die Jalousien heruntergelassen.
»Dafür haben wir aber eine neue Idee, wie die Kosten zwischen Ihrer Regierung und uns geteilt werden könnten«, fuhr Logan unbeirrt fort. »Ian, Sie sind der Finanzgewaltige. Diesen Teil überlasse ich Ihnen.«
Kelly beobachtete Logan genau. Er steckte sich eine Zigarette an und wirkte völlig gelöst. Wie er den Fehler mit der Reise Eileens sofort wiedergutgemacht hatte, war einzigartig. In den drei Jahren bei der Imperial Oil hatte Kelly schon oft versucht, Logan zu verstehen. Er erlebte ihn in schlechter Laune, intolerant und arrogant, wurde andererseits aber auch Zeuge seines Talents, mit Schwierigkeiten fertig zu werden. Bis heute war ihm nie so zum Bewußtsein gekommen, wie Logan bei Schwierigkeiten aufblühte. Gerade, als packe ein großer Schauspieler eine praktisch unbespielbare Rolle an und mache sie sich zu eigen. Dazu kam noch die Kaltblütigkeit des geborenen Spielers.
Das Projekt Imshan war gefährdet. Der größte Coup in Logans Karriere wurde durch die Feindseligkeit und Gier eines Ministers bedroht. So sah Logan die Sache, und je länger er Khorvans Taktik beobachtete, desto mehr mußte James ihm leider zustimmen. Aber Logan machte sich weder Sorgen, noch ließ er sich entmutigen. Was Kelly an diesem Vormittag sah, während der langsamen und frustrierenden Verhandlungen, von denen alle wußten, daß sie fehlschlagen würden, war ein Mann, der das Spiel von Anfang bis zum Ende genoß. Khorvan hatte offenbar seinen Meister gefunden.
***
»Beim Botschaftspersonal gibt es drei ähnliche Namen«, sagte der Oberst. Sabeth nickte. »Ja, einen Handelsattache, einen Paßbeamten und einen vom Militär. Ich habe die Frau nochmals aufgesucht, und sie hat den Mann als sehr dünn und mit dichtem Kopfhaar beschrieben. Der Militärattache ist klein und dick, der Paßbeamte kahl.«
»Also der Handelsmensch dann. Aber wir dürfen keinen Fehler machen. Zeigen Sie ihr die Fotos aus unseren Akten, dann kann sie vielleicht den Richtigen identifizieren. Der Name Homsi ist möglicherweise gar nicht echt. Immerhin eine interessante Situation – finden Sie nicht?«
»Sehr interessant«, bestätigte Sabeth.
»Da wird ein Mann ohne jeden Grund ermordet, was bedeutet, daß der einzige Grund der war, ihm den Mund zu schließen. Er ist politischer Aktivist und serviert bei einem Empfang für den Wirtschaftsminister und für den Präsidenten der Imperial Oil Getränke. Trägt die 'Telefonnummer eines amerikanischen Archäologen bei sich, der in Teheran lebt und sich so seiner Umgebung anpasst, daß er völlig unamerikanisch wirkt. Dessen Freunde sind Iraner und ein Syrer von der Botschaft. Fahren Sie mit den Fotos in die Torshab Road, ich möchte die Antwort heute noch haben.«
Sabeth verließ ihn; Ardalan rauchte seine Zigarette zu Ende. Ein Puzzlespiel ohne Puzzlestücke. Erst mußte er die passenden Teile finden, ehe das Puzzle aufging. Vielleicht war der Besucher kein Syrer; dann blieben immerhin noch der Amerikaner Peters und sein Mädchen übrig. In den Polizeiakten stand nichts über die beiden. Keinerlei verdächtige Verbindungen. Peters war über Westdeutschland aus Frankreich gekommen. Westdeutschland? Was ließ ihn daran stutzig werden? Er rief beim Ausländeramt an und bat um einen Bericht über Peters, wußte aber im vorhinein, daß nichts drinstehen würde als: »Archäologe, Helfer bei den Ausgrabungen in Persepolis.«
Man brachte ihm den Bericht. Alles war in Ordnung. Peters hatte München am 28. März verlassen. München: Deswegen also die Alarmklingel in seinem Hirn! Es gab Berichte von Terroristentreffen in dieser Stadt. Auf höchster Ebene. Interpol war benachrichtigt worden, wegen möglicher Bombenanschläge hatte man die Flugplätze und israelischen Botschaften verstärkt beobachten lassen. 28. März – genau der Zeitpunkt. Dann ließ er sich Details über Madeleine
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