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Bitterer Jasmin

Bitterer Jasmin

Titel: Bitterer Jasmin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyny Anthony
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überlegte, ob sie Peters klarmachen konnte, daß er sich selbst betrog und alles, woran sie beide glaubten, verriet. Aber selbst wenn ihr das gelang, konnte sie nicht damit rechnen, ihn zurückzugewinnen. Immerhin mußte sie es versuchen.
    Sie aßen gemeinsam zu Mittag auf der Terrasse. Der mürrische Algerier hatte das Mal bereitet; er sprach selten und dann nur zu Madeleine. Resnais war vormittags schwimmen gewesen; auch seine Laune stand nicht zum besten. Die gespannte Stimmung zwischen Peters und dem Mädchen irritierte ihn. Die Villa war herrlich, Essen und Wein gut, das Wetter wunderbar. Seine Gedanken wurden nur gelegentlich von Sorge um seinen Hund in Paris getrübt. Er nahm sich vor, anzurufen, ob alles in Ordnung sei. Und dann wollte er sich damit beschäftigen, die Libanesin zu hänseln. Wäre sie nicht so eifersüchtig auf Peters und die Geisel gewesen, hätte sie ihm vielleicht gefallen. Er wußte, daß Peters aus ihrem Zimmer ausgezogen war. Er hatte seit Tagen keine Frau mehr gehabt; eine draußen zu suchen war lästig, und wenn Peters es herausfand, würde er es ihm verbieten. »Wir könnten doch heute mal in die Stadt fahren«, sagte er zu Madeleine, »falls Peters dich abends entbehren kann.«
    »Selbstverständlich«, meinte dieser, »ich habe nichts dagegen.«
    »Fahren wir doch alle drei«, schlug Madeleine vor. »Wir sind schon viel zu lange isoliert. Uns gehen noch die Nerven durch.« Sie sah ihren Geliebten an, es war eine Bitte um Versöhnung. Er ignorierte ihren Blick völlig. Madeleine ließ nicht locker. »Wir könnten irgendwo essen gehen. Warum sollen wir hier alle Kindermädchen spielen? Das kann Achmed tun. Wir wollen uns heute abend mal amüsieren.« Sie legte Peters eine Hand auf den Arm. Im Moment begehrte sie ihn mehr denn je. »Bitte«, sagte sie, »fahren wir zusammen.« Es war ihr egal, daß Resnais die Szene beobachtete.
    »Fahrt nur ihr zwei.« Peters entzog ihr seinen Arm, ihre Hand glitt herunter. »Ich überlasse sie nicht so einem Kerl wie Achmed. Wir haben hier schließlich eine Aufgabe zu erfüllen.«
    »Er hat recht«, sagte Resnais. »Wenn Achmed sich plötzlich einsam fühlt und der Dame einen Besuch abstattet … Komm du nur mit mir, Madeleine; Peters kann sie alleine bewachen.«
    Madeleine reagierte, als wäre sie auf eine Schlange getreten. »Bewachen ist gut«, fauchte sie. »Weißt du überhaupt, daß er das Drahtgitter hat abmachen lassen? Schon vorgestern.«
    »Das habe ich allerdings nicht gewußt«, sagte Resnais und blickte Peters an. »Warum?« fragte er ganz leise. Die Situation amüsierte ihn nicht mehr. »Ist das nicht gefährlich?«
    »Nein. Es sind fünfzehn Meter bis zu den Felsen hinunter. Sie ist schon halb erstickt in ihrem Zimmer.«
    »Und woher weißt du, daß sie sich nicht zum Fenster hinausstürzt? Du hättest uns fragen sollen. Ich finde, das Gitter sollte wieder drankommen.«
    »Und ich finde, sie sollte gar nicht dort oben sein«, mischte sich Madeleine ein. »Ich habe von Anfang an gesagt …«
    »Ich weiß, was du gesagt hast«, unterbrach sie Peters. »Nur weil sie eine Frau ist und du irgendwas gegen sie hast. Du hältst jetzt deinen Mund in der Angelegenheit, oder ich sorge dafür, daß du ihn hältst.«
    Er wandte sich an Resnais. »Du hast recht«, bestätigte er, »ich hätte es dir sagen sollen. Aber schließlich leite ich die Aktion und bin verantwortlich für ihre Sicherheit. Du kannst mein Wort dafür nehmen, daß sie nicht entflieht und auch nicht hinausspringt. Der Typ ist sie ganz und gar nicht.«
    Der Franzose zuckte mit den Achseln. »Wenn du meinst …«
    Sie trennten sich für den Nachmittag. Madeleine ging stumm und verärgert auf die Felsen zum Sonnenbaden, Peters ließ den Wagen vorfahren und fuhr weg, und Resnais ruhte sich im Schatten aus. Allzu lustig war die Situation nicht mehr, es herrschte Spannung zwischen ihnen, und die Libanesin zog mit ihm an einem Ende des Seils – gegen den Amerikaner. Er hatte noch vorher nie mit Peters zusammengearbeitet, kannte aber seinen Ruf. Das Mädchen war die typische fanatische Araberin, für sein Gefühl nutzlos, außer im Bett. Er verachtete emanzipierte Frauen. Ein Mann wie Peters setzte sich nur deshalb durch, weil er gegen menschliche Schwächen immun war. Was kleine humanitäre Gesten mit einschloss, wie die Beseitigung einer Vorschriftsmaßnahme, die dem Gefangenen Unbehaglichkeit verursachte. Er erinnerte sich an den Fall bei der Lufthansa. Die Schlagzeilen über

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