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Bitterer Jasmin

Bitterer Jasmin

Titel: Bitterer Jasmin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyny Anthony
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Schuld geben.«
    Janet wollte etwas darauf antworten und brach dann plötzlich in Tränen aus. »Sie Schwein, Sie!«
    Sie rannte hinaus, er hörte, wie sie die Tür zuschlug. Jetzt war das Haus ganz still. Schade, daß sie davongelaufen war. So hätte er sich wenigstens Luft machen können. Die Stille war unerträglich. Am liebsten wäre er ihr nachgelaufen und hätte sie zurückgeholt.
    Er goß sich noch einen Whisky ein und überlegte. Wie konnte er Homsi finden? Offenbar wich ihm der Mann aus. Aber er mußte ihn aufspüren. Mit ihm verhandeln, mit ihm reden, ihm Versprechungen machen. Irgend etwas tun, sofern es noch eine Chance für Eileen gab. Und dann rief er den Oberst an. Auf die Audienz beim Schah zu warten war sinnlos, er brauchte sofortige Hilfe.
    Madeleine hatte getrunken. Noch nie hatte Resnais sie an einem Abend so viel Wein in sich hineinschütten sehen. Sie hatten auf der Terrasse zu Abend gegessen, und sie rief Achmed zu, daß er noch Brandy bringen sollte. Dann lehnte sie sich über den Tisch zu Resnais.
    »Ob das Weib inzwischen schon hungrig ist?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wenn sie durstig ist, kann sie ja eine Flasche öffnen.« Sie lachten beide. »Du warst heute phantastisch«, lobte er.
    »Du auch.« Sie hob ihr Glas. »Was haben sie in Damaskus dazu gesagt?«
    »Alle arabischen Patrioten werden trauern um ihn.« Resnais ahmte die piepsige Stimme aus dem Funk nach.
    »Dürfen sie auch, verdammt: Er war ein Held.«
    »Bei einem Unfall ums Leben gekommen.« Er sah sie grinsend an, aber ihr Lachen war wie weggewischt.
    »Sie hatte ihn korrumpiert«, fauchte sie. »Du hast ihn ja vorher nicht gekannt; er war wie ein Tiger. Sie hat ihn ruiniert.«
    »Schon gut. Er hat dafür bezahlt. Lass es gut sein.«
    Madeleine stand auf und stieß ihren Stuhl zurück. Obwohl sie offensichtlich betrunken war, stand sie noch sicher auf den Beinen. »Ich werd' jetzt mal einen Besuch da unten machen«, sagte sie.
    Resnais beugte sich vor und packte sie am Handgelenk. »Das wirst du nicht!«
    Sie kämpfte wütend gegen die Umklammerung. »Du hast gesagt, daß du dich nicht einmischen wirst. Das hast du versprochen!«
    »Ich habe aber nicht gemeint, daß du sie zu Tode prügeln darfst. Du bist jetzt schlechter Laune. Paß auf, ich versprech' dir eines. Wenn es soweit ist, darfst du sie erschießen. Aber arabische Spielchen erlaube ich dir nicht mit ihr.«
    Sie sah ihn gehässig an. »Du willst sie ja nur für dich selbst haben. Jetzt, wo Peters tot ist, willst du sie haben.«
    Sie schrie auf, als er ihr das Handgelenk herumdrehte.
    »Wir haben ihn beide getötet«, sagte er. Er stand auf und drückte sie in ihren Stuhl zurück. »Du warst der Lockvogel. Sag also ja nicht, daß ich ihn getötet habe!«
    Sie rieb sich das Gelenk und fluchte auf arabisch; er schlug sie ins Gesicht. »Benimm dich gefälligst! Ich bin nicht Peters. Bei mir kannst du kein Theater spielen. Jetzt habe ich das Kommando, und du tust genau, was ich dir sage, sonst erlebst du dein blaues Wunder – verstanden?«
    Er war keineswegs aus der Fassung geraten, sondern ganz kühl und ruhig. Sie hatte ihm nie gepaßt; nur um der gemeinsamen Sache willen waren sie Verbündete gewesen. Peters hatte sie nicht richtig zu behandeln gewußt, aber der war jetzt tot. Es gab keinerlei Grund, Eileen zu beschützen, aber er hatte was gegen Frauen wie Madeleine. Der Anblick der betrunkenen Libanesin irritierte ihn, gleichzeitig reizte ihn aber auch ihre plötzliche Unterwürfigkeit. Er zog sie hoch.
    »Ich habe nichts mit der Frau vor«, grinste er. »Dafür aber mit dir. Marsch, rauf!«
    Achmed versteckte sich hinter der Küchentür. Man hatte ihm von dem Tod des Amerikaners berichtet, und er wunderte sich über die Feier. Dann sah er den Franzosen mit der Frau hinaufgehen. Die Gefangene solle er im Keller lassen und ihr weder Essen noch Wasser bringen und ihre etwaigen Rufe ignorieren. Wahrscheinlich waren die beiden anderen am Tod des Amerikaners schuld. Weiße, die sich untereinander stritten, interessierten ihn nicht. Er hasste sie ohnehin alle. Von ihm aus, seinetwegen, konnten sie die Frau im Keller verhungern lassen – ihm war es egal. Wie Habib Ibrahimi in Teheran war auch er nur ein bescheidener Diener der arabischen Sache. Peters hatte er jederzeit gehorcht, stets auf Funkmeldungen geachtet. Er schlief neben dem Gerät. Sobald ein Ruf durchkam, hatte er Peters wecken müssen. Der Franzose gab ihm keine Instruktionen. Den Amerikaner hatte er

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