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Bitterer Jasmin

Bitterer Jasmin

Titel: Bitterer Jasmin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyny Anthony
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ganz verklebt. Alles tat ihm weh, und beim Aufsetzen verspürte er einen derart stechenden Schmerz in der Seite, daß er sich gleich wieder zurückfallen ließ. Eine Gehirnerschütterung schien er auch zu haben – die rasenden Kopfschmerzen und der verschwommene Blick waren Symptome dafür.
    Eine Weile blieb er noch sitzen, kämpfte gegen Übelkeit und Schwäche und versuchte, sein Gleichgewicht wiederzuerlangen. Irgend etwas trieb ihn an, ließ ihn der Schwäche nicht nachgeben. Und plötzlich erinnerte sich Peters an das Krachen, an Knirschen von Glas und berstendes Metall.
    Es gelang ihm endlich, sich hochzuziehen, und er kletterte auf Händen und Knien zur Straße hinauf, von einer Furcht angetrieben, die er selbst nicht erklären konnte. Ein Autofahrer sah ihn die Straße entlangrobben, hielt an und zog ihn in den Wagen. Auf dem Weg zur Klinik wurde er ohnmächtig und wachte gerade rechtzeitig genug wieder auf, um selbst in die Unfallabteilung zu gehen. Er gab seinen echten Namen an und konnte sich nicht an seine Adresse erinnern. Obwohl die Kopfschmerzen fast unerträglich waren, wehrte er sich heftig, wenn auch vergebens gegen eine schmerzstillende Injektion. Als er wieder zu Bewußtsein kam, lag er in einem Krankenzimmer, und neben seinem Bett wartete ein Gendarm darauf, den Unfall aufnehmen zu können. Es war bereits dunkel, und ihm fiel plötzlich ein, warum er unbedingt zurück wollte. Madeleine war kurz vor dem Unfall ausgestiegen. Das konnte kein Zufall sein. Sie hatte auf der Corniche-Route bestanden, hatte ihn Resnais ins Zielfeld geschickt. Wenige Sekunden, bevor der Reifen platzte, war ihm eine Bewegung im Gebüsch über der Straße aufgefallen. Man hatte ihn töten wollen.
    Eileen! Er mußte sich beherrschen, daß er nicht den Polizisten anbrüllte und aus dem Bett sprang. Er war morgens losgefahren und jetzt fast den ganzen Tag bewusstlos dagelegen.
    »Sie erinnern sich also nicht an Ihre Adresse?«
    »Nein«, sagte Peters. »Nur daran, daß mein Auto über den Rand fuhr. Aber mein Gedächtnis bessert sich schon. Morgen früh kann ich Ihnen sicher alles sagen.«
    »Sie haben ein Riesenglück gehabt«, brummte der Beamte und steckte sein Notizbuch in die Brusttasche zurück. »Ihr Auto war total ausgebrannt, man machte sich nicht einmal mehr die Mühe, nach Ihnen zu suchen. Ich schicke jetzt die Krankenschwester herein.« Er ging hinaus. Als die Schwester hereinkam, lächelte Peters sie an.
    »Sie fühlen sich schon besser? Fein. Hier sind ein paar Tabletten. Wenn Sie die nehmen, können Sie gut schlafen. Der Gendarm kommt morgen früh wieder.«
    Peters nahm die Tabletten in die hohle Hand und tat, als schlucke er sie mit ein bißchen Wasser hinunter.
    »Vielen Dank«, sagte er. »Ich werde jetzt sicher schlafen. Wie spät ist es denn?«
    »Acht Uhr vorbei«, antwortete sie.
    Sie zog einen Wandschirm vor das untere Ende des Bettes und ging hinaus.
    Acht Uhr. Zehn Stunden. Zehn Stunden, in denen sie ihr Gott weiß was angetan haben konnten. Er dachte an Resnais, schlug die Bettdecke zurück. Auf der Seite hatte man ihn ganz mit Pflaster verklebt, aber die gebrochenen Rippen schmerzten kaum noch. Das Schlimmste war der Kopf. Er war rundum bandagiert. Barfuss schlich er zum Schrank neben dem Bett und öffnete ihn. Seine Sachen hingen darin. Das Hemd war zerrissen und blutbefleckt, aber Schuhe und Hose konnte er anziehen. Dann rückte Peters den Wandschirm zur Seite und sah, daß sein Zimmer direkt hinter einem großen Saal lag. Das Fenster war mit einem Moskitonetz versehen. Er hakte es aus und öffnete die Fensterflügel. Von dem Balkon nebenan führte eine Feuertreppe nach unten. Peters drapierte seine Kopfkissen so unter die Bettdecke, daß es aussah, als liege ein Mensch darunter. Dann kletterte er in die Dunkelheit hinaus.
    Um zehn Uhr abends hatte einer der Leute von der Unfallabteilung Dienstschluss und konnte sein Auto nicht finden. Als er zugab, daß er die Schlüssel hatte stecken lassen, war die Polizei nicht allzu mitfühlend.
    Peters fuhr ganz langsam. Gelegentlich wurde ihm schwindlig, das Scheinwerferlicht entgegenkommender Wagen irritierte ihn. Zweimal wäre er beinahe auf die gegenüberliegende Seite geraten, die anderen Fahrer hupten bereits wild, aber er kam jedesmal gerade noch in seine Spur zurück. Eine Stunde brauchte er, weil er in Nizza eine Abzweigung verfehlt hatte und zwanzig Minuten lang im Kreis gefahren war. Die Kopfschmerzen wurden immer ärger. An der Küstenstraße

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