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Bitterer Jasmin

Bitterer Jasmin

Titel: Bitterer Jasmin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyny Anthony
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respektiert, Resnais nicht. Aber vor ihm hatte er Angst. Als um zwei Uhr morgens ein Funkspruch durchkam, wachte Achmed auf. Er hörte sich alles an, ging aber nicht hinauf. Danach schlief er wieder ein.
    ***

    »Warum sind Sie nicht gleich zu mir gekommen?« fragte Ardalan. »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich bei jeder Schwierigkeit helfen würde. Jetzt ist es vielleicht schon zu spät.«
    James ging neben ihm durch die Gänge des SAVAK-Hauptquartiers. Nach seinem Anruf hatte man ihn mit dem Wagen abgeholt.
    Sie betraten einen Lift und fuhren zwei Stockwerke abwärts, dann ging es durch einen gelbgestrichenen Korridor mit hässlicher Neonbeleuchtung. Bei einer Tür blieb Ardalan stehen. »Allzu hübsch ist die Sache natürlich nicht«, sagte er; »aber es war leider notwendig.« Er öffnete die Tür. Der erste Eindruck war ein überwältigender Gestank, beißend und fast unerträglich: Urin, Erbrochenes und Exkremente. Ihm wurde fast übel, er hielt sich das Taschentuch vors Gesicht. Es herrschte fast völlige Dunkelheit im Zimmer, eine einzige starke Lampe war auf etwas gerichtet, das in einem Stuhl gefesselt kauerte. Er erkannte Homsi nicht wieder. Von dem Stuhl führten Drähte zu einem Pult, hinter dem der Oberst saß.
    »Wir haben ihn ausgefragt«, erklärte er. »Seine Antworten sind alle auf Tonband; manchmal kann man ihn kaum verstehen. Wenn Sie eine Frage haben – bitte!«
    Ardalans Hand lag ganz locker auf einem elektrischen Schaltbrett, James brachte zuerst kein Wort hervor. Er war noch nie ohnmächtig geworden, aber jetzt fehlte nicht viel dazu.
    »Fragen Sie ihn, wo Mrs. Field festgehalten wird.«
    Jemand stellte die Frage auf arabisch. Im Hintergrund standen mehrere SAVAK-Beamte. Es kam keine Antwort. James sah, wie Ardalan auf einen Hebel drückte. Er wandte sich ab und würgte in sein Taschentuch.
    »Wir werden die Frage noch einmal stellen«, sagte der Oberst. »Aber wir müssen sehr vorsichtig sein. Der Arzt sagte, daß sein Ende nahe ist. Er darf nicht sterben, ehe er es uns gesagt hat. Wollen Sie nicht rauchen?«
    Jetzt kam Gemurmel aus dem Sessel. James konnte kein Wort verstehen.
    »Noch mal«, hieß es. Wieder wurde der Hebel betätigt.
    Kelly wandte sich um. Kein Laut war zu hören. Er drehte sich wieder zurück und sah, daß sich jemand über die Gestalt im Sessel beugte.
    Ardalan schüttelte bedauernd den Kopf. »Tut mir leid, mein Lieber, Sie sind zu spät gekommen. Der Mann ist tot.«
    Oben im Büro reichte Ardalan ihm ein Glas Whisky und eine Zigarette. James war so fertig, daß er mit dem Glas in der Hand dasaß und kein Wort hervorbrachte. »Sie sind zu spät gekommen.« Saud Homsi hätte nichts mehr gerettet, aber ein paar Stunden früher hätte er noch sagen können, wo Eileen zu finden war. Jetzt war er tot und alle Hoffnung mit ihm.
    »Inzwischen wird man wohl wissen, daß wir ihn verhaftet haben«, sagte der Oberst. »Die Syrer haben ja sogar in unserer Organisation Spione. Also ist ihnen klar, daß die ganze Sache aufgedeckt ist. Die arme Mrs. Field wird wahrscheinlich schon nicht mehr leben.«
    »Sie hatte sowieso keine Chance«, antwortete Kelly langsam. »Logan Field hatte mit den Japanern wegen Imshan verhandelt. Die Entführer wußten davon.«
    Der Oberst hatte James' Telefon seit der Ermordung Khorvans überwachen lassen. Er erwähnte nichts davon.
    »Meinen Sie wirklich, daß sie schon tot ist?«
    »Ich denke schon«, meinte der Oberst. »Ich lasse mir aber trotzdem das letzte Band noch heraufkommen. Vielleicht finden wir doch etwas heraus.«
    »Kann ich mir nicht vorstellen – es klang völlig unverständlich.«
    »Ja, zum Schluß war er schon ganz verwirrt. Aber wir spielen es ein paar Mal ab und probieren es. Sie sollten Ihren Whisky trinken, Mr. Kelly, Sie sehen gar nicht gut aus.«
10

    Ein paar Meter unterhalb des Straßenrandes stand eine kleine Pinie. Der Renault hatte sich zweimal überschlagen, ehe er an ihren Stamm schlug, wobei Peters zur offenen Tür hinausgeschleudert wurde. Gleich nach dem ersten Aufschlag hatte ihn Bewusstlosigkeit übermannt, und sein Körper fiel dadurch weicher. Er landete zehn Meter vom Baum im Gebüsch, das Auto rollte weiter den Berg hinunter. Als die Polizei die Unfallstelle untersuchte, bemerkten sie ihn nicht. Er wachte erst von der brennendheißen Sonne auf. Der Fels unter seinen Händen glühte wie Feuer. Peters hatte keine Ahnung, wo er sich befand und was geschehen war. Die Schnitte im Gesicht bluteten, sein Haar war

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