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Bitterer Jasmin

Bitterer Jasmin

Titel: Bitterer Jasmin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyny Anthony
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hinter ihm langsam ein Wagen heran, blieb stehen; zwei Männer sprangen heraus. Homsi hatte nicht einmal mehr Zeit, sich umzudrehen. Er wurde bewusstlos geschlagen und in den Wagen geworfen. Um halb acht fuhr James Kelly durch die Straße. Er wartete bis acht Uhr auf den Syrer, gab dann verzweifelt auf und fuhr ins Büro.
    Ein Anruf bei der syrischen Botschaft brachte ihn auch nicht weiter. Homsi war nicht zum Dienst erschienen. James hinterließ Nachricht, er möge ihn dringend anrufen. Als Homsi sich bis Mittag noch nicht gemeldet hatte, rief Kelly wieder die Botschaft an. Diesmal wurde er einfach unterbrochen. Niemand sagte ihm etwas. Am späteren Nachmittag begann man von der syrischen Botschaft aus Erkundigung einzuziehen. Die Polizei wußte jedoch nichts von Homsi. Man nahm alle Details über den verschwundenen Attaché auf, Leute vom Sicherheitsdienst durchsuchten sein Zimmer. Der Fahrer, der ihn morgens zu Kellys Straße gebracht hatte, wurde befragt, konnte aber nichts zur Aufklärung des Geheimnisses beitragen.
    Bis zum nächsten Morgen um acht Uhr hatte Saud Homsi Oberst Ardalan eine ganze Menge Dinge erzählt, die diesem halfen, sein Puzzle weiter zu vervollständigen. Der Oberst fuhr zum Frühstück heim. Er war sehr müde. Ein langer Tag und eine lange Nacht lagen hinter ihm. Dem Gefangenen war keine Stunde Ruhe gegönnt worden. Ein Arzt des SAVAK war dabei, er mußte Herz und Blutdruck des Befragten in regelmäßigen Abständen prüfen, denn der Oberst wollte nicht riskieren, daß Homsi vorzeitig zusammenbrach oder starb, ehe alle Fragen beantwortet waren. Der Mann erwies sich als ziemlich zäh. Es dauerte lange, bis die Schmerzen ihm unerträglich wurden und er klein beigab. Ardalan beobachtete seine Verwandlung in ein willenloses Wesen; in den letzten Stadien stopfte er sich Watte in die Ohren. Als er zum Frühstück nach Hause fuhr – eine Gewohnheit, die noch aus der Zeit seines Aufenthalts in Sandhurst stammte –, sagte ihm der Arzt, daß der Gefangene ohne eine Ruhepause nicht durchstehen würde. Ardalan trank Kaffee, aß dazu heiße Semmeln mit Honig und Rosinen und spielte mit seinem jüngsten Kind, bis es zur Schule gebracht wurde. Er wußte jetzt, warum Saud Homsi sich an Logan Field gewandt hatte. Dem Schah hatte er über dessen Geheimleitung Bericht erstattet. Schade, daß nach dem Rat des Arztes die Befragung erst am Abend fortgesetzt werden konnte. Inzwischen erhielt der Gefangene Spritzen, die seinen Kreislauf stabilisieren sollten.
    Es war der schlimmste Tag in James Kellys Leben. Der Kontakt mit Homsi bildete ja seine einzige Möglichkeit, an die Kidnapper heranzukommen. Er fuhr am Abend selbst zur syrischen Botschaft, um bei Homsis Vorgesetzten Näheres zu erfahren. Man ließ ihn gar nicht vor; die Haltung des Personals war eindeutig feindselig. Niemand konnte ihm irgendwas sagen, und niemand wollte ihn empfangen. So kehrte James nach Hause zurück, wo er Janet antraf, die ihm ein Telex mit Logans Ankunftszeit am nächsten Tag zeigte. Er las es und warf es in den Papierkorb. Anschließend goß er sich einen Whisky ein. Ihr bot er aber weder etwas an, noch lud er sie ein, Platz zu nehmen.
    »Jetzt ist das auch schon egal«, resignierte er. »Wir haben keinen Kontakt mehr zu den Leuten. Homsi ist heute früh nicht aufgetaucht, und in der Botschaft behauptet man, nichts über sein Verschwinden zu wissen.«
    Er betrachtete Janet genau. Sie war adrett gekleidet wie stets und wirkte völlig gelassen, aber sie hatte Ringe unter den Augen und zeigte sich bedrückt.
    »Und was bedeutet das?« fragte sie.
    »Das bedeutet, daß die Leute von Logans Doppelspiel wissen. Das eine versprechen und das andere tun – so was mögen diese Leute nicht.« Er nahm einen großen Schluck Whisky. »Vermutlich sind damit alle Probleme gelöst. Eileen ist sicher bereits tot.«
    Zu seiner Überraschung wandte sie sich ab. »Nicht! Logan kann nichts dafür.«
    Kelly schwieg.
    »Sie hätten sie nie freigelassen«, sagte Janet. »Egal, was er unternommen hätte – für sie gab's keine Chance mehr.«
    Kelly trank sein Glas leer. »Sie werden entschuldigen, daß ich Sie nicht zum Wagen bringe.«
    »Jetzt sind Sie mir böse, weil ich es so deutlich ausspreche«, sagte sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Sie haben ja ganz recht. Was geht Sie Eileen an? Bei manchen Leuten gibt es noch eine gewisse Menschlichkeit, aber die fehlt Ihnen völlig. Es ist nicht Ihre Schuld, und Sie werden sich selbst bestimmt auch keine

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