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Bitterer Jasmin

Bitterer Jasmin

Titel: Bitterer Jasmin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyny Anthony
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Die Tür zum Funkraum ließ sich zum Glück ganz leise öffnen. Die Rollladen waren heruntergezogen, Peters konnte im ersten Augenblick nichts sehen, aber dann hörte er eine Bewegung und Achmeds Grunzen, als er sich umdrehte. Er zwängte sich beim Türspalt herein. Von draußen kam genug Licht, um ihn die Gestalt des Algeriers genau erkennen zu lassen. Ihn um Beistand zu bitten war sinnlos. Achmed war ihm gegenüber in keiner Weise verpflichtet, genauso wenig wie Resnais und Madeleine. Er gehörte einfach zur Organisation. Wenn er versuchte, Eileen herauszuholen, würde der Mann die anderen holen. Peters tötete ihn im Schlaf mit einem einzigen Schlag gegen die Kehle. Dann schaltete er das Licht ein und suchte nach den Torschlüsseln. Er hatte sie noch nicht gefunden, als das Funkgerät sich meldete. Peters zögerte. Wieder wurde ihm schwarz vor den Augen, und er hielt sich fluchend an der Tischkante fest, um nicht zu fallen. Alles drehte sich, er mußte aber klar denken. Resnais würde seinen Tod schon durchgegeben haben; Damaskus erwartete wahrscheinlich Antwort von Resnais oder Madeleine. Peters stülpte sich den Kopfhörer über und schaltete das Gerät auf Empfang, gab das Erkennungszeichen auf französisch und benützte Resnais Namen. Er kannte den Code so gut, daß er ihn im Kopf entziffern konnte: »Unser Kontaktmann in Teheran verhaftet, Operation aufgeflogen, Geisel sofort umbringen, Villa verlassen und verschwinden.« Unterschrieben vom Stabschef der Armee.
    Eileen schluchzte in seinen Armen, sie war schon wach, als er von außen das Licht einschaltete und dann die Kellertür öffnete. Sie hatte zusammengekauert auf dem Boden geschlafen und war ganz steif und kalt. Als sie ihn im Türrahmen sah, schrie sie auf. Peters versuchte, sie schnell zum Schweigen zu bringen, aber sie warf sich ihm hysterisch weinend an den Hals. Er hielt sie in den Armen und beschwor sie, ruhig zu sein. »Sie sagten, du wärest tot«, schluchzte sie immer wieder. »Mein Gott – sie sagten, du wärest tot!«
    Er konnte fast nicht sprechen. Sie lebte noch, und es war ihr nichts geschehen! Mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, hatte er zu ihr gefunden, jetzt war er ausgepumpt. Sie mußte ihn plötzlich stützen.
    »Du bist verletzt«, jammerte sie. »Ach, Liebster!«
    Ihre Hände waren blutig von seiner Kopfwunde, die durch den Verband nässte. Sie hielt ihn fest und weinte, zitternd vor Schock und Kälte. Peters hob ihren Kopf, bis ihre Blicke sich trafen, er sprach ganz sanft mit ihr, aber auch voller Entschiedenheit. Jedes Wort kostete ihn große Mühe.
    »Jetzt hör mir einmal genau zu. Du mußt hier weg. Ich habe Achmed umgebracht, und die anderen schlafen noch. Nimm die Schlüssel aus der Tasche, damit kannst du das Tor aufsperren. In der Auffahrt steht ein Auto. So, los jetzt!«
    Eileen starrte ihn nur an.
    »Ich habe einen Unfall gehabt und eine scheußliche Gehirnerschütterung. Ich kann nicht mehr! Nimm das Auto und sieh zu, daß du hier wegkommst.«
    »Nein«, entgegnete sie und schüttelte den Kopf. »Nein, ohne dich gehe ich nirgendwohin.«
    Er wurde wütend. »Herrgott noch mal, über Funk kam gerade der Befehl, dich zu töten. Hau ab!«
    Er stieß sie Richtung Tür; sie rührte sich nicht. »Ich lasse dich doch nicht hier zurück! Wenn ich weg bin, töten dich die anderen. Ich bleibe, oder wir gehen zusammen.« Sie sah ihn an und merkte, wie seine Augen glasig wurden. »Ich kann nicht«, murmelte er, »ich werde gleich ohnmächtig. Ich spür's. Ich liebe dich. Sieh jetzt bitte zu, daß du wegkommst.«
    Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und zog seinen Kopf an ihre Schulter.
    »Ich liebe dich auch, und ich lasse dich nicht hier allein. Wir müssen einfach warten, bis du dich ausgeruht hast. Wir müssen zusammen weg – es wird schon gut gehen.«
    Er wollte noch etwas sagen, aber dann verließen ihn die Kräfte.
    Eileen hielt ihn fest und küßte ihn zart. Die Tür war offen, sie brauchte nur in seine Taschen nach den Schlüsseln zu greifen. Konnte in wenigen Minuten frei sein, wenn sie ihn zurückließ. Aber sie dachte nicht einen Augenblick lang daran, hielt ihn nur eng an sich gedrückt und tröstete ihn mit leisen Worten, die er nicht hören konnte. Sie spürte fast keine Angst; das war alles schon in der langen Nacht vorbeigegangen. Wenn sie sterben sollten – und instinktiv spürte sie, daß dies das Ende sein würde –, dann nur zusammen.
    Oben wachte Madeleine in dem Bett auf, das sie mit Resnais

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