Bitterer Jasmin
Halt dich fest an mir, aber mach keinen Lärm. Ich öffne die Tür.« Sie hörte eilige Schritte aus Richtung Küche. Sie zog die Tür auf und stellte sich hinter ihn. Die Flaschen im Gestell klirrten aneinander. Eileen hielt sich ganz steif und betete, daß er sich nicht bewegen oder das Bewußtsein verlieren würde. Die Schritte kamen die Treppe runter.
» Merde«, schrie Resnais wenige Meter von ihnen entfernt, »die Geisel ist weg!« Sie standen an der offenen Tür, Eileen sah ihre Schatten auf dem Fußboden. Instinktiv schloß sie die Augen und packte Peters mit aller Kraft.
Draußen wandte sich Madeleine an den Franzosen. »Er ist also nicht tot!« fuhr sie ihn an. »Du Trottel, du hättest dich vergewissern müssen.«
»Weit sind sie noch nicht gekommen«, sagte Resnais. »Achmed ist noch ganz warm. Und das Auto haben sie auch nicht genommen, das hättest du gehört. Wir erwischen sie bestimmt noch auf der Straße. Komm!«
Peters war jetzt hellwach. Resnais Stimme hatte das Bedürfnis, wieder einzuschlafen oder ohnmächtig zu werden, weggewischt. Er hielt sich aufrecht, Eileen fühlte seine Hand auf ihrer Schulter. Er bedeutete ihr, sich völlig ruhig zu verhalten, während die beiden die Kellertreppe hinauf stürmten.
»Ich kann jetzt wieder«, flüsterte er. Sie krochen hinter der Tür hervor. »Sie werden das Tor verschlossen finden und annehmen, daß wir noch in der Nähe sind. Wenn sie uns im Garten nicht finden, durchsuchen sie das Haus.«
»Was sollen war tun?«
»Uns durchkämpfen«, entschied Peters. »Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Kannst du schießen?«
»Nein«, sagte sie. »Ich habe noch nie eine Waffe in der Hand gehabt.«
»Wir müssen uns aber welche holen«, beschloß er. »Wenn nur mein Kopf aufhören würde zu dröhnen. Wir müssen ganz rasch in die Küche. Hilf mir bitte.«
Auf der Treppe zur Küche stolperte er und fiel auf die Knie. Die Schmerzen im Kopf waren so gräßlich, daß er stöhnte. Eileen half ihm auf. Sie schluchzte vor Überanstrengung.
Er kam bis zur Küche, dann mußte er sich an der Tür festhalten. »Geh zum Herd! Drück Knopf Nummer vier. Rasch!«
Sie tat, wie ihr geheißen, und eine Küchenschranktür schwang auf. Peters betrat das kleine Waffenlager dahinter. »Nimm das hier«, flüsterte er. Er konnte den Browning 308 und die Munitionsschachtel nicht tragen und gab ihr beides. Eine Granate steckte er in die Hosentasche.
»Jetzt drück zweimal auf Knopf vier.«
Die Tür ging wieder zu. Er lehnte sich erschöpft an die Mauer. »Warum bist du denn nicht abgehauen?«
»Weil ich dich nicht allein lasse. Es ist sinnlos, mich dazu zu überreden.«
»Sturer Irenschädel«, schalt er. »Zu Fuß packen wir's nie. Wir müssen ihnen irgendwo auflauern. Tu jetzt genau, was ich sage. Keine Widerrede. Wir müssen zur Garage. Es gibt von innen einen Weg hinein. Solange die beiden noch im Garten sind, können wir es wagen.«
Sie brauchten schrecklich lange; zweimal mußten sie stehenbleiben und warten, weil ihm schwindlig wurde. Eileen war verzweifelt, betete, daß ihn nicht eine neue Ohnmacht überfiel. Mit übermenschlicher Willenskraft hielt er sich auf den Beinen, stolperte wie ein Betrunkener durch den rückwärtigen Eingang der Garage. Drinnen stand der Rolls-Royce, aufgebockt. Das elektrisch betriebene Garagentor war offen. Resnais hatte den Jaguar gar nicht hereingefahren, er stand noch in der Auffahrt. Peters lehnte sich gegen den Rolls, nahm die Granate aus der Tasche und gab Eileen dann einen Bund mit zwei Schlüsseln dran. »Der große öffnet das Haupttor«, instruierte er sie. »Du rennst und sperrst es auf, wenn ich es dir sage.«
»Und du bleibst hier? Und wenn dir wieder übel wird?«
»Unsinn, ich fühl' mich schon besser. Ich verstecke mich hier. Sie müssen an der Garage vorbei, um ins Haus zu kommen, da nehm' ich sie aufs Korn. Du gehst zum Tor und hältst Ausschau. Paß gut auf. Gib mir ein Zeichen, wenn du irgendwas siehst oder hörst.«
Eileen stellte sich im Schatten neben dem Garagentor auf. Sie horchte, konnte aber zuerst nichts hören. Dann vernahm sie undeutlich die Stimme Madeleines und Resnais' Antwort.
»Sie haben sich getrennt«, informierte sie Peters.
Er fluchte. »In welcher Richtung?«
»Rechts, ziemlich weit ab.«
»O.k. dann können sie nicht die Auffahrt einsehen. Lauf und mach das Tor auf und bleib dort, bis ich nachkomme. Los jetzt!«
Er sah ihr nach. Er hatte keine Hoffnung, ihr nachzukommen, aber ihr
Weitere Kostenlose Bücher