Bitterer Jasmin
pure Zeitverschwendung. Reg dich bitte nicht auf – es ist nicht deine Schuld, wenn das Schlimmste passiert ist.«
Er wollte ihr nicht zuhören, wollte nicht hören, wie sie ihm völlig ruhig und vernünftig klarzumachen versuchte, daß seine Frau wahrscheinlich inzwischen tot war. Und ihn daran erinnerte, daß die einzige Verbindung mit den Kidnappern nicht mehr bestand. Der Schock verursachte ihm Übelkeit. Was hatte der Schah gesagt? Die persönlichen Angelegenheiten von Imshan trennen. Solange er die Verhandlungsfäden in der Hand hielt, konnte er alles erreichen. Mit einem Dutzend Möglichkeiten in der Luft herumzujonglieren, ohne eine einzige fallenzulassen, zu bluffen und zu versprechen und den Erfolg für sich zu buchen. Aber jetzt konnte er das nicht mehr, der Syrer war tot, das Geheimnis kein Geheimnis mehr. Und wenn Janet recht hatte und Ardalan auch, lag Eileen bereits tot in irgendeinem Keller. Er lehnte den Kopf an die Scheibe. Es konnte doch nicht alles vorüber sein, jetzt schon, ehe er die letzte Entscheidung traf.
»Schatz!« Janet legte ihre Hand auf seine.
»Herrgott noch mal!« knurrte Logan, ohne sie anzusehen. »Lass mich doch in Ruhe!«
James' Wagen überholte sie. Als sie ins Büro des Obersten kamen, saß Kelly bereits dort, einen Drink in der Hand. Logan und Janet lehnten ab, als der Oberst ihnen etwas anbieten wollte.
»Tja, ich habe es bereits gehört«, sagte Logan. »Sie haben den Mann verhaftet, der wußte, wo meine Frau versteckt gehalten wird und haben ihn getötet, ohne es herauszufinden!«
Der Oberst antwortete nicht gleich; er hatte Verständnis für die Gefühle des Engländers. Typisch für diesen Mann, der die Schuld immer anderen geben würde.
»Das dürfen Sie mir wirklich nicht anlasten, Mr. Field«, entgegnete er ganz ruhig. »Sie haben mir ja nicht die Wahrheit gesagt, obwohl Sie die Möglichkeit dazu hatten. Sie verhandelten mit Terroristen, die gegen die Interessen des Iran arbeiteten, und belogen mich. Auch Mr. Kelly – wahrscheinlich auf Ihre Veranlassung hin. Wären Sie ehrlich gewesen, könnte Minister Khorvan wahrscheinlich noch leben und Ihre Frau auch. Also machen Sie mich nicht für dieses gräßliche Durcheinander verantwortlich.«
»Sie reden, als wäre Mrs. Field schon tot«, unterbrach Janet. »Sehen Sie nicht, wie das Mr. Field bedrückt? Es gibt doch keinerlei Beweis.«
»Sei doch nicht so blöd«, fuhr Logan sie ärgerlich an. »Du weißt ganz gut, daß die Syrer in dem Augenblick, wo Homsi verhaftet wurde, wußten, daß der Plan schiefgegangen war. Warum habt ihr mich überhaupt hierher gebeten? Ich kann nichts mehr für meine Frau tun, selbst wenn sie vielleicht noch am Leben ist.«
»Wir sollten noch ein Tonband anhören«, erinnerte James. »Kurz vor seinem Tod wurde Homsi befragt, wo Eileen versteckt gehalten würde. Er antwortete etwas darauf, aber es ist unverständlich. Oberst Ardalan versucht wirklich alles, um uns zu helfen.«
»Ich spiele es Ihnen mal vor«, sagte der, »vielleicht können Sie etwas daraus entnehmen. Für mich ist es nur sinnloses Gefasel.« Er schaltete das tragbare Tonbandgerät auf dem Tisch ein und ließ das Band bis zu einer bestimmten Stelle abspulen. James' Stimme war deutlich zu hören: »Fragen Sie ihn, wo Mrs. Field gefangen gehalten wird.« Eine andere Stimme wiederholte die Frage auf arabisch. Ein grässlicher, gurgelnder Schrei folgte. Janet hielt entsetzt die Luft an. Wieder die gleiche Frage. Die Antwort war ganz verschwommen. Dann eine ebenfalls kaum verständliche Bitte um Gnade, englisch und arabisch gemischt, und dann ganz deutlich der Name Eileens: »Mrs. Field«, und ein einziges arabisches Wort: »Kwayyis«. Ein Seufzer beendete das Ganze.
»Das war sein letztes Wort.« Ardalan stellte ab.
»Und was bedeutete das?«
Der Oberst zuckte mit den Schultern. »Angenehm, nett, süß. Es gibt hier überhaupt keinen Sinn …«
»Er war schon ganz wirr«, sagte James. »Es ist wohl zwecklos. Irgendeine Verbindung zwischen der Vorstellung von einer Frau, die nett und süß ist.«
Logan sah den Oberst an. »Womit haben Sie ihn denn ›verarztet‹?«
»Elektroden. Leider desorientieren lang anhaltende Schocks das Denken. Aber er hat uns alles über die Entführung erzählt, die verhindern sollte, daß Imshan von einer westlichen Gesellschaft ausgebeutet wird. Es steckte starker sowjetischer Einfluß dahinter und auch palästinensischer. Eine sehr ernsthafte Bedrohung der Unabhängigkeit meines
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