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Bitteres Blut

Bitteres Blut

Titel: Bitteres Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Voss
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Lorinser das Wort ab. »Nur ein verdammtes Wort von mir und du bist im Arsch. Und ich«, fügte er bitter hinzu, »ich gehe gleich mit baden. Weil ich so verflucht unkollegial bin und meine Schnauze gehalten habe, verfluchte Scheiße!«
    Lorinser war wie vom Donner gerührt. Er spürte, wie sich sein ätzender Mageninhalt in Richtung Schlund bewegte. »Paula?«, würgte er hervor. »Du sprichst von Paula?«
    »Bespringst du noch andere?«
    »Im Augenblick nicht, aber … Sie ist seine Tochter ?«
    »Komm mir ja nicht damit, dass du es nicht gewusst hast!«
    »Aber genau so ist es!«
    Steinbrecher starrte ihn ungläubig an. »Du kennst jede Falte ihrer Möse, aber ihren Namen, den kennst du nicht?«
    »Wenn ich es dir sage!«
    Steinbrecher ließ sich auf seinen Drehstuhl fallen und schüttelte in einem fort den Kopf. »Glaubst du etwa, dass dir das einer abnimmt?«
    »Es ist die Wahrheit, Franz.«
    Steinbrecher schüttelte noch immer den Kopf. »Aber wo sie wohnt, das weißt du schon?«
    »Klar.«
    »Und du hast nie auf ihr Klingelschild geguckt?«
    »Weil sie keins hat, verdammt noch mal!«
    »Und gesagt hat sie ihn dir auch nicht?«
    »Nein!«
    Steinbrecher starrte ihn wie eine Erscheinung an. »Und das soll ich dir glauben?«
    Lorinser zeigte ihm die offenen Hände, im Kopf nichts weiter als dichten Nebel. Nur eines war ihm plötzlich klar: Der silberne Mercedes, in den Paula nach Aussage ihrer Nachbarin gestiegen war, war der ihres Vaters. Sie war mit ihm unterwegs gewesen. Und: Es gab Fragen, die ließen sich nicht beantworten. Nicht vor dem Schreibtisch eines sicherlich wohlmeinenden Kollegen, dessen peinlich berührter Blick einem sagt, dass er sich einem Lügner gegenüber wähnt.
    »Ich kann dich nicht zwingen, Franz«, sagte Lorinser. »Entweder vertraust du mir oder du vertraust mir nicht. Aber vielleicht schaltest du mal deinen Verstand ein, der dir dann sagen wird, dassich Kröger durchaus nicht geschützt habe. Ich habe lediglich auf entlastende Tatsachen verwiesen.«
    »Hast du nach unserer Vernehmung noch mal mit ihm gesprochen?«
    »Nein.«
    »Mit seiner Tochter? Über den Fall, meine ich?«
    »Was soll der Quatsch!«
    »Das ist kein Quatsch. Sie ist hochoffiziell vorgeladen, und es ist Hildebrandt, die das gemacht hat und die sie vernehmen wird.«
    »Ja und?«
    Steinbrecher seufzte. »Wenn Hildebrandt ihr abquetscht, dass du es mit ihr treibst, dann gibt es eine hochnotpeinliche Untersuchung, dann, verdammt noch mal, stecken wir beide bis zum Hals in der Scheiße!«
    »Du glaubst mir also nicht?«
    »Ich weiß nicht, was ich glauben soll, ich weiß es nicht, Kristian! Ich weiß nur, dass mir der Arsch auf Grundeis geht. Wenn rauskommt, dass ich dich gedeckt habe, jagen die mich genauso wie dich vom Hof. Das will ich nicht, ich will dich aber auch nicht hängen lassen. Deshalb baue ich dir ’ne Brücke so breit wie ’ne Autobahn. Du musst sie aber nutzen, verstehst du? N-u-t-z-e-n! Scheiß was drauf, ob ich dir glaube oder nicht, scheiß einfach drauf, ja?«
    Da war es wieder, das auf Flucht gepolte Menschentier Steinbrecher mit seinen haarscharf neben der Spur justierten Instinkten. Bis zum Kragen angefüllt mit seiner permanent gärenden, weil nie analysierten Untergangsangst: Der Mann, der seine stets feuchten Hände rang, anstatt sie kampfesbereit zu Fäusten zu ballen. Wie hatte es Steinbrechers rabiate Frau auf den Stufen des Gerichts hinausgeschrien? Ein Rohrkrepierer, der nur deshalb Slipper trägt, weil er zum Binden der Schnürsenkel unfähig ist …
    Sicherlicht nicht, dachte Lorinser und stand auf, die Zigaretten noch immer in der Hand. Die Solidarität Steinbrechers tat ihmgut, aber er hatte das sichere Gefühl, die Brücke, mochte sie auch breit wie eine Autobahn sein, würde, wenn er sie betrat, zu neuen, größeren Problemen führen. Aber das war was für die Zukunft. Für den Augenblick hatte es keine Bedeutung.
    »Ich hab’s tatsächlich erst von dir erfahren«, sagte er, verwundert darüber, wie gelassen er sich fühlte. »Aber vielleicht hast du Recht, vielleicht sollte ich wirklich einen Scheiß drauf geben. Ob du mir glaubst oder nicht, meine ich.«
    Steinbrecher stöhnte genervt auf. »Darauf kommt es doch jetzt wirklich nicht an! Wichtig ist, dass die Geschichte unter dem Deckel bleibt. Ruf sie an, deine Paula, sprich mit ihr, mach ihr klar, um was es geht, und dass sie bei der Hildebrandt nicht den gleichen Fehler wie bei mir macht.«
    »Ich weiß noch nicht mal, ob sie

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