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Bitteres Blut

Bitteres Blut

Titel: Bitteres Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Voss
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nicht.«
    »Mein Gott, Franz! Bossen, Halvesleben, Melanie, Gertraude Simmerau, Frau Bersenbrück«, zählte Lorinser mit den Fingern der rechten Hand ab. »Fünf Zeugen bestätigen unabhängig voneinander, dass Böse sich zu diesem Zeitpunkt in Lemförde aufhielt! Und das soll nicht zwingend sein?«
    »Es sagt nichts darüber aus, ob der Porsche nicht doch am Flugplatz war!«
    »Sind Sie fertig, meine Herren?«, fragte Hildebrandt eisig und schob ihren Stuhl an den Schreibtisch zurück.
    »Nein, das bin ich nicht«, sagte Lorinser, bemüht, seinen Zorn unter der Bauchdecke zu halten. »So lange nicht, wie Ihr Anwurf im Raum steht, ich hätte Steinbrecher beschuldigt, Beweise unter den Tisch fallen zu lassen.«
    Hildebrandt hob die Brauen, nahm wieder Platz, betrachtete Lorinser, sah Steinbrecher an und hob die rechte Hand. Ihr wares offensichtlich zu viel. »Herr Steinbrecher?«, fragte sie seufzend.
    Schulterzucken, ein leises Schnaufen, das von einem kraftlosen Anheben des Kinns begleitet war, ansonsten Schweigen.
    »Also gut«, sagte Hildebrandt und hatte plötzlich wieder das müde, von Trauer gezeichnete Gesicht. Sie deutete auf das geöffnete Fenster. »Dann, Herr Kriminalobermeister, entlassen wir sie also aus dem Raum – die Anmerkung, die Sie als Beschuldigung verstanden haben.« Ein vages Nicken und eine abrupte Handbewegung. »Vergessen wir über der fruchtlosen Diskussion aber nicht, dass wir die Verantwortung für unseren Gefangenen haben. Mit seinem Flugzeug könnte er uns im Falle einer überraschenden Erholung ganz schnell eine lange Nase drehen, nicht wahr? Sie, Lorinser, kennen sich ja im Städtischen inzwischen gut aus. Finden Sie also heraus, ob Kröger dort weiter behandelt werden muss oder ins Haftkrankenhaus überführt werden kann. Danach werden wir über das weitere Vorgehen entscheiden. Können Sie damit leben?«
    Hört sich verdächtig nach »geh mir endlich aus den Augen« an, dachte Lorinser, als er sich zu einem vagen »Na ja« gleichzeitig mit Steinbrecher erhob und vor ihm wortlos zur Tür ging. Hildebrandts letzte Worte hatten zwar versöhnlicher geklungen, aber frei gesprochen, da war er sicher, hatte sie ihn nicht.
    Auf dem Gang angekommen, hielt Steinbrecher einen Augenblick inne. Er wirkte wie ein gehetztes Tier, das die hinter ihm herjagenden Hunde wittert und verzweifelt nach einem Fluchtweg sucht. Seine Schultern zuckten wie zuvor in Hildebrandts Büro. Und auch jetzt mied er Lorinsers Blick, wandte ihm abrupt den Rücken zu und stampfte, als hätte er einen schweren Sack auf dem Rücken, ohne ein erlösendes Wort auf sein Büro zu.
    Lorinser schüttelte verständnislos den Kopf. »Zum Teufel, Franz!«, rief er ihm nach. »Kannst du mir verraten, was in dich gefahren ist?«
    Steinbrecher, schon die Klinke in der Hand, blieb stehen. Langsam drehte er sich um und blickte Lorinser aus düsteren Augen traurig an. Aus seiner Kehle meckerte ein dumpfes, verächtliches Lachen. Aber er brachte kein Wort hervor. Sichtlich wütend schubste er mit dem rechten Knie die Tür auf.
    »Danke«, sagte Lorinser und zeigte ihm den gestreckten, rechten Mittelfinger. Dann schlug er die linke Hand in die rechte Armbeuge. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie begeistert ich bin. Von deiner Kollegialität. Herzlichen Dank, Kollege!«
    »Ach, verpiss dich«, bellte Steinbrecher und schlug die Tür hinter sich zu, um sie Sekunden später wieder aufzureißen. Sein Gesicht war hochrot. In seinen Augen glitzerte der Zorn. Aber seine Stimme war überraschend sanft, als er ihn in sein Büro bat.
    »Ich verstehe deine Biestigkeit nicht«, sagte Lorinser, als er sich neben dem Schreibtisch auf den Armesünderstuhl fallen ließ und nach seinen Zigaretten suchte. »Ich beurteile einige Dinge anders als du, aber das darf doch nicht dazu führen, dass du dich persönlich angepinkelt fühlst.«
    »Bist du wirklich so naiv zu glauben, das sei der Grund?«
    »Mir fällt beim besten Willen kein anderer ein.«
    Steinbrecher lehnte mit verschränkten Armen an der Wand, sichtlich bemüht, Ruhe zu bewahren. Er atmete tief durch und schüttelte in stiller Verzweiflung den Kopf.
    »Und was ist mit Krögers Tochter?«
    »Was soll mit ihr sein?«, fragte Lorinser und blickte Stein­brecher verständnislos an.
    »Mensch, Kristian, du vögelst dich mit ihr wund und versuchst gleichzeitig, ihren Alten aus der Schusslinie zu bringen! Weißt du, was die mit dir machen?« Mit einer Handbewegung schnitt er dem fassungslosen

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