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Bitteres Blut

Bitteres Blut

Titel: Bitteres Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Voss
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kann.«
    »Das klingt aber gar nicht gut.«
    Sie schwieg.
    »Bitte, Paula!«
    »Ich habe mit den Anwälten zu bereden, wie wir den Mist, den ihr angerichtet habt, möglichst noch heute aus der Welt schaffen. Noch haben wir eine Chance, den zuständigen Richter anzutreffen.«
    »Es ist wichtig, Liebes!«
    »Wichtig, wichtig!«, höhnte sie, um nach einigen Sekunden des abrupten Schweigens seufzend einzulenken: »Na gut. Vielleicht hast du ja Recht. Ich sage nur meiner Mutter Bescheid und warte dann unten in der Cafeteria auf dich.«
    »Was erwartest du von mir? Dass ich dir um den Hals falle?«
    »Wie wär’s mit Ruhe bewahren?«
    Paula nahm eines der blauen Zuckersäckchen und zerriss es so heftig, dass die weißen Kristalle über die Tischplatte prasselten. In ihren Augen flackerte das Feuer ihres noch kontrollierten Zorns. Das Kinn vorgereckt, den Mund wie bei einem trotzigen Kind zu einem »Schüppchen« gebogen, fegte sie mit einer heftigen Handbewegung den verschütteten Zucker über den Rand der Tischplatte. Sie maß Lorinser mit einem Blick, in dem klar zu erkennen war, wie wenig es sie scherte, ob er oder irgendwer für die Verhaftung ihres Vaters verantwortlich war. Mitgefangen, mitgehangen.
    »Ihr geht wie die Sheriffs im Wilden Westen vor, die erst schießen und dann Fragen stellen, und du sagst mir, ich soll die Ruhe bewahren?«
    Lorinser hob die Hände und ließ sie wieder sinken. Er wich Paulas verächtlichem und bohrendem Blick aus, blickte an ihr vorbei in die überfüllte Cafeteria, als könnte er dort das erlösende Wort finden, mit dem er sie von seiner Unschuld an dem Desaster überzeugen konnte. Aber: Wenn er versuchte, seine Weste reinzuwaschen, war er gezwungen, die seiner Kollegen zu beschmutzen. Und er würde sich dem berechtigten Vorwurf aussetzen, auf Kosten der Kollegen nicht nur aus dem Nähkästchen geplaudert zu haben. Vor Paula stände er dann gut da, aber vor der Truppe? Würde sie ihn nicht zu Recht des Verrats bezichtigen?
    »Du kannst auch Geschirr zerdeppern«, sagte er zerquält, »nur bringt uns das keinen Millimeter weiter. Der Richter hat sich die Haftgründe doch nicht aus dem Ärmel geschüttelt!«
    »Der Richter, der Richter! Der Richter exekutierte nur den Mist, den ihr in eurem Übereifer produziert habt!«
    »Da ist was dran«, sagte er betont ruhig, um sie nicht noch mehr zu reizen. »Dein Vater hat aber leider in einem entscheidenden Punkt die Unwahrheit gesagt. Er ist nicht am Montagmorgen, er ist bereits am Sonntagabend aus dem Urlaub zurückgekehrt! Du selbst hast ihn, wie du mir in Lemförde erzählt hast, an diesem Tag besucht. Er hat zudem mit einiger Wahrscheinlichkeit entgegen seiner Einlassung mit Böse wegen der Patentrechtsverletzungen verhandelt und, daran gibt es nichts zu rütteln, die Leiche wurde auf seinem Grundstück gefunden! Das alles zusammen …«
    »… ist angesichts seiner von euch offensichtlich nicht in Betracht gezogenen Persönlichkeit und seines Hintergrunds nichts weiter als der schlagende Beweis für eure blinde Erfolgsgeilheit«, unterbrach sie ihn in einem Ton, in dem neben Empörung mitleidige Verachtung ätzte. »Ist euch, wenigstens in Ansätzen, je die Idee gekommen, eure sogenannten Fakten ernsthaft zu hinterfragen? Dass er zum Beispiel andere Gründe als die ihm unterstellten für seine Rückkehr am Sonntag gehabt haben könnte?«
    »Und warum hat er sie, verdammt noch mal, nicht sofort vorgebracht?«
    Paula senkte den Blick, presste die Lippen aufeinander und strich sich durch ihr lockiges, rotblondes Haar, das sie nach hinten gekämmt und mit einem blauen Seidenband gebändigt hatte. Sie zerknüllte das leere Zuckersäckchen, warf es angewidert in den gelben Restebehälter und klopfte sich die Kristalle von der Bluse. »Brauchst du den Zucker?«, fragte sie und deutete auf seine Untertasse, auf der zwei Säckchen lagen.
    »Du weichst mir aus«, sagte Lorinser und reichte sie ihr.
    »Ich weich dir nicht aus«, sagte Paula bedrückt. Sie rührte den Zucker in ihren Kaffee. »Ich habe nur zwei Probleme. Das erste ist, dass, wenn ich meinem Vater helfe, ich ihn gleichzeitig in seinem privaten Bereich in größte Schwierigkeiten bringe. Er hat, obwohl er den Haftbefehl ganz leicht ad absurdum hätte führen könne, seinen Mund gehalten, um seine Familie zu schützen. Ob er sich später dazu durchgerungen hätte, weiß ich nicht. Er hat es jedenfallsunterlassen und wird dafür seine Gründe gehabt haben. Gründe, die ich

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