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Bitteres Blut

Bitteres Blut

Titel: Bitteres Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Voss
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Futtermitteltransporters erinnerte sich zwar an den »gelben Wagen mit den superbreiten Reifen« auf dem Moordamm, aber »wo der dann abgeblieben ist, das kann ich Ihnen auch nicht sagen.«
    Das war es dann schon mit dem guten Tag gewesen. Der Himmel leuchtete zwar immer noch sommerlich, aber Hildebrandt tauchte auf, das Gesicht so fahl, als hätte man ihr über Nacht einige Liter Blut abgezapft. In den Augen blanker Zorn. Wortlos hielt sie ihm das Kreisblatt entgegen und tippte mit dem linken Zeigefinger auf die Schlagzeile im unteren Drittel der Titelseite: »Porsche des Mordopfers im Oppenweher Moor versteckt?« Angewidert, als hätte sie ihn als Schänder der heiligen Unschuld erwischt, warf sie ihm die Zeitung auf den Schreibtisch und fragte empört nach einer Erklärung für die ihrer Meinung nach offensichtliche Weitergabe interner Ermittlungen. Dass Halvesleben ohne das Zutun Lorinsers seinen Wissensvorsprung genutzt hatte, nicht nur das eigene, sondern auch das Kreisblatt mit der Geschichte zu bedienen, nahm sie zwar mit einem hörbaren Seufzer der Erleichterung zur Kenntnis, aber beruhigt war sie nochnicht. Leider Gottes sei das interessante theoretische Planspiel vom Vorabend durch den Artikel zur Realität geworden. Allerdings mit verkehrten Vorzeichen.
    »Nicht nur der Täter, auch wir stehen jetzt unter Druck«, stellte sie mit einem Blick auf die Zeitung fest. »Nur dass wir weder die Zeit noch das Personal haben, das Verbringen des Wagens verhindern zu können.«
    Verbringen! Lorinser lächelte unwillkürlich, als er das Wort aus dem Setzkasten der polizeilichen Bürokratie hörte.
    »Und wenn der Wagen unauffindbar bleibt«, fügte Hildebrandt sinnend hinzu, »dann sehen wir ziemlich alt aus, nicht wahr?«
    »Zum Glück kann man einen Porsche nicht in die Aktentasche stecken. Unverkennbare Geräusche macht er auch. Das zu überwachende Gebiet ist auch nicht sehr groß. Zwei, drei Straßen, die beobachtet werden müssten. Und wenn es nachts geschieht, muss er die Scheinwerfer einschalten. Mit einigen Überstunden hätten wir eine Chance.«
    »Und wenn er die gleichen Überlegungen anstellt? Wenn er es nicht nachts macht? Wenn er abwartet, es morgen oder übermorgen oder am Wochenende macht?«
    »Er hat eine höllische Angst, gefasst zu werden. Und er weiß, dass er nur dann davonkommt, wenn er schnell handelt.«
    »Er kann den Wagen bereits beiseitegeschafft haben.« Hildebrandt warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Halb elf. Die Zeitung ist seit Stunden ausgeliefert! Genügend Zeit hätte er also gehabt.«
    »Wenn ich er wäre, würde ich die Nacht abwarten.«
    »Sie sind nicht er.«
    »Aber ich bin bereit, mir auch die kommenden Nächte um die Ohren zu schlagen. Ich wette, Steinbrecher wird auch nicht Nein sagen. Vielleicht können wir ja auch Kollegen anderer Dezernate für die Aktion gewinnen.«
    Sie stand auf und nahm die Zeitung vom Schreibtisch. »Außerdem muss ich die Sache dem Leitenden vortragen«, fügtesie seufzend hinzu, ehe sie das kleine Büro mit einem Nicken, aber ohne Gruß verließ, einen Lorinser zurücklassend, der ob der ängstlichen Bedenken nur noch den Kopf schütteln konnte.
    Von wegen Glückspilz! Lorinser hatte nicht nur das Gefühl, sein »Schwein« noch nicht mal auf die Probe stellen zu dürfen, sondern auf einer einsamen Eisscholle verlassen im Meer zu treiben. Missmutig nahm er sich wieder einmal Bossens Namensliste vor, in der Hoffnung, irgendeinen Punkt zu finden, der den Motor seiner Inspiration in Gang setzen würde. Aber die Punkte blieben Punkte. Was sich in Gang setzte, waren die Bilder öden Hausierens von Haus zu Haus, von Anwohner zu Anwohner, begleitet von der verzweifelten Hoffnung, an einer dieser Türen jenes Fitzelchen an Information zu erhaschen, das zum Täter und zur Auflösung des Falles führte. Hildebrandts Mutlosigkeit hatte sich wie Mehltau auf seine Seele gelegt. Allerdings verstand er, dass sie sich beim Leitenden absichern wollte.
    Zum ersten Mal seit seinem Dienstantritt in Diepholz fragte er sich, ob seine Vorstellungen von seinem Beruf nicht doch zu idealistisch waren und unweigerlich über kurz und lang im Rachen des bürokratischen Mahlwerks verenden würden. Weniger prosaisch gedacht: ob er trotz glänzenden Bestehens des Eignungstests den richtigen Zug bestiegen hatte. Eine Antwort wagte er nicht. Noch nicht.
    Lustlos wählte Lorinser die einzige Telefonnummer, die Bossen mit der Anwohnerliste geliefert hatte. Es war die des

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