Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bitteres Blut

Bitteres Blut

Titel: Bitteres Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Voss
Vom Netzwerk:
Vorsitzenden des Reit- und Fahrvereins.
    Holtkötters Fistelstimme troff vor Misstrauen. »Ist das wieder so’n Trick, um an unsere Adressen zu kommen? Woher soll ich wissen, dass Sie überhaupt Polizist sind?«
    »Ich komme zu Ihnen. Dann können Sie sich in aller Ruhe von der Echtheit meines Dienstausweises überzeugen«, schlug Lorinser vor und empfand es als Lichtblick, als Holtkötter, ein Kerl, offenbar so kantig wie seine Einwände, nach langem Zögern seinen Besuch akzeptierte.
    Kaum hatte Lorinser aufgelegt, als die Tür aufgestoßen wurde. Steinbrecher, in den zittrigen Händen eine Tasse mit seinem gefürchteten Kräutertee, unter dem Arm ein Kuvert, schob sich wie ein Todesbote ganz in Schwarz gekleidet vorsichtig in den Raum.
    »Echt zum Kotzen«, brach es aus ihm hervor, während er mit dem linken Fuß die Tür zustieß. Ein neuer Fall sei angezeigt worden, platzte es aus ihm heraus. Da laufe ein Dracula durch die Gegend, der offenbar zur Befriedigung seiner Tötungsfantasien einer ahnungslosen Kellnerin in den Hals gebissen habe. »Gestern Abend, und, das musst du dir reinziehen, hat er ihr gesagt, er müsse unbedingt herausfinden, wie sie schmecke. Und ausgerechnet auf dem Parkplatz vor dem Amtsgericht. Nicht zu fassen, so was!« Mit der Tasse auf Lorinsers ins Gelbliche verfärbte Augenpartie deutend: »Was macht dein Kopf?«
    »Außen macht er sich ganz gut«, sagte Lorinser unterkühlt. Die forschfröhliche Art, mit der Steinbrecher sein unseliges Verhalten vom Vortag zu überspielen versuchte, verstand er zwar als Versuch einer Entschuldigung. Aber die Wunde, die das Misstrauen des Kollegen geschlagen hatte, war noch zu frisch, als dass er zur Tagesordnung hätte übergehen können.
    Steinbrecher setzte die Tasse ab. »Das sind die Bilder von der Tankstelle«, sagte er, öffnete das Kuvert und warf einen Stapel Fotos auf den Tisch. »Die Hohlköpfe haben zwar daran gedacht, die Bänder zu wechseln, aber die Bilder sind nicht zu gebrauchen, weil die nie daran gedacht haben, die Kameralinse zu reinigen! Und das, obwohl die an drei Fingern abzählen können, wann sie von irgendeinem überdrehten Junkie hopps genommen werden! Schau dir den Scheiß an«, fügte er hinzu und ließ sich auf den Stuhl fallen. »Mehr war bis jetzt nicht herauszuholen.«
    Die anscheinend irgendwo unter dem Dach der Tankstelle angebrachte Kamera hatte Bilder geliefert, die wie schlechte Kopien von Kopien aussahen. Der Porsche mit seinen schwarzen Seitenstreifen und die Tanksäulen auf dem tristen Betonviereck der Raiffeisen-Tankstelle waren noch gut zu erkennen, aber die Gestalt, die, vom Fahrzeug bis zum Oberkörper verdeckt, den Tank befüllte, war nicht mehr als ein Schemen. Eine schmalschultrige Figur mit lediglich angedeutetem, weil leicht zur Straße abgewendetem Gesicht unter einer tiefschwarz gezeichneten Haarhaube.
    »Ist das wirklich alles?«
    »Die versuchen es weiter, aber mach dir da mal keine zu großen Hoffnungen. Wo keine Substanz ist, können die auch mit ihren Programmen nichts machen. Für mich sind die Bilder ein glatter Schuss in den Ofen.«
    Gelinde ausgedrückt, dachte Lorinser und hatte das Gefühl, etwas übersehen zu haben. Er nahm die Lupe aus der Schreibtischschublade, betrachtete die Abzüge Millimeter für Millimeter. Das Innere des Sportwagens war auch in der Vergrößerung nichts weiter als ein dunkler Klecks. Lediglich das Lenkrad zeichnete sich in Konturen ab. Mehr zu ahnen als zu sehen. Aber wohl nur deshalb, weil man genau wusste, dass es an der Stelle sein musste. Das Gesicht jedenfalls ließ sich in der Auflösung nicht identifizieren. Wahrlich kein guter Tag, dachte er.
    »Tja, so ist das Leben«, sagte er und schob die Bilder enttäuscht zusammen. »Wenigstens haben wir die Gewissheit, dass Böse an der Tankstelle keinen Begleiter hatte. Zumindest keinen sichtbaren«, fügte er unzufrieden hinzu.
    Er stand auf, nahm seine über der Stuhllehne hängende Jacke, steckte seine Zigaretten ein und warf sie sich über die Schulter.
    »Hast du draußen zu tun?«, murmelte Steinbrecher und sah Lorinser fragend an.
    »Ja«, sagte Lorinser knapp. Er ahnte, dass der Kollege sich ihm gerne angeschlossen hätte. Aber auch, dass er ihn jetzt nicht ertragen konnte. Er brauchte Zeit, um Abstand zu gewinnen. Er brauchte frische Luft. Vielleicht half sie ihm, den Kopf wieder frei zu bekommen.
    Steinbrecher hob resignierend die Schultern, griff stumm nach seiner Tasse und wandte sich zur Tür.
    »Ich sag

Weitere Kostenlose Bücher