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Bitteres Blut

Bitteres Blut

Titel: Bitteres Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Voss
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schüttelte den Kopf. »Ich hatte nicht viel getrunken.«
    »Aber ziemlich viel getanzt, erzählte uns Halvesleben. Mit Thorsten Böse.«
    Sie hob den Kopf, als müsste sie der Frage nachspüren. Ein mageres Lächeln huschte über ihr Gesicht.
    »Ja, das stimmt.«
    »Der Ihnen versprochen hatte, Sie um Mitternacht in der ›Leuen­fort Schänke‹ zu treffen?«
    »Versprochen schon«, sagte sie düster, »aber …« Sie brach ab, als hätte sie zu viel preisgegeben. Ihr Blick heftete sich einen Augenblick auf Lorinser, irrte dann ab und blieb auf ihren Füßen haften.
    Lorinser atmete erleichtert aus. Steinbrecher zeigte ihm seinen aufgerichteten rechten Daumen, weil er sich über den Treffer freute. Und dass der bemooste Polizistentrick wieder mal funktioniert hatte: Bringe deinen Kunden dazu, dreimal positiv zu antworten, dann wird er es ein viertes Mal auch tun. Melanie sog hastig an ihrer Zigarette, den Blick weiter auf ihre Füße gerichtet.
    »Hatten Sie mit ihm telefoniert, als Sie in der Schänke auf ihn warteten?«
    Sie schwieg einen Augenblick, fuhr fahrig mit der Hand durch die Luft und nickte schließlich. »Ich dachte, er hätte sich mit dem Treffpunkt geirrt und wäre ins Zelt zurück, aber er ging nicht ran, dann bin ich zurück, weil ich dachte, dass er es überhört hätte oder noch mit meiner Mutter schwätzte und deshalb nicht drangehen wollte. Ist er ja auch nicht.«
    »Vielleicht wollte er nicht, dass Ihre Mutter von Ihrer Verabredung erfuhr?«
    »Kann schon sein.«
    »Und Sie? Haben Sie es ihr inzwischen gesagt?«
    »Warum hätte ich sollen?«
    »Weil Eltern wissen wollen, was ihre Kinder so machen. Ich denke, Ihre Mutter ist da keine Ausnahme.«
    Ein verächtlicher Zug trat auf Melanies Lippen. »Doch. Ist sie«, sagte sie trocken auflachend. »Sie ist froh, in Ruhe gelassen zu werden. Wenigstens von mir.« Ihre Hand verschwand unter der Decke, tauchte mit der Flasche auf. »Aber man arrangiert sich«, sagte sie, schraubte den Verschluss ab und nahm einen Schluck. »So ist das nun mal«, fügte sie mit einer Mischung aus Bitterkeit und Selbstmitleid hinzu, ehe sie die Flasche geradezu demonstrativ wieder zwischen ihre Schenkel presste.
    Na ja. Lorinser erinnerte sich der Brandmale an ihren Armen und Beinen. Er war sicher, dass es in Melanies Innerem ähnlich aussah. Mit dem Unterschied, dass die Verletzungen dort offensichtlich noch nicht verheilt waren. Und frei von Angst war sieauch nicht. Angst wovor? Zugeben zu müssen, der Mutter den Geliebten ausgespannt zu haben?
    »Ich verstehe das nicht«, sagte er weich. »Dass Sie aus diesem Treffen ein solches Geheimnis machen. Soweit ich es beurteilen kann, hatte Ihre Mutter ein sehr gutes Verhältnis zu Jämie. So nannte sie Thorsten ja wohl. Kann es sein, dass Sie längst Bescheid weiß und dass Sie sich unnötige Sorgen machen?«
    Melanie sprang auf. Lorinser wich unwillkürlich zurück, weil er befürchtete, sie werde sich auf ihn stürzen. Aber Melanie stieß nur einen spitzen Schrei aus, versuchte die Flasche aufzufangen, die sich mit einem Salto von ihren Schenkeln löste und auf das Pflaster prallte. Entsetzt starrte sie auf das in Richtung Hauswand torkelnde Gefäß, aus dem sich mit jeder Drehung ein Schwall des tiefbraunen Likörs über den frisch gesetzten roten Terrassenboden ergoss. Mit einer Bewegung, die Wut und Verlegenheit gleichzeitig ausdrückte, schleuderte sie die Zigarettenkippe gegen die Hauswand, trat gegen die Flasche und schrie in das erschreckte Bellen des hinter dem Fenster gegen die Scheibe springenden Hundes.
    »Fragen Sie sie doch selbst, wenn Sie es unbedingt wissen wollen! Und du halt endlich die dumme Gosch, Aisha!«, kreischte sie den Schatten hinter der Scheibe an. Sie bückte sich, um die zurückrollende Flasche zu ergreifen, bekam sie aber erst zu fassen, als sie vor einem der Stuhlbeine zum Stillstand kam. Ohne sich noch einmal umzublicken, ging sie auf die Terrassentür zu. Offensichtlich hatte sie genug von den Fragen. Aber dann, die Hand schon an der Tür, drehte sich abrupt um. Ihre nassen Lippen zitterten.
    »Sie weiß es nicht, und sie soll es auch nicht wissen! Das ist einzig und alleine meine Sache!«
    »Nein, Sie irren sich«, warf Steinbrecher ein. »Es ist nicht nur Ihre, es ist ganz besonders die Sache der Polizei. Wir ermitteln die Umstände seines bislang ungeklärten Todes.«
    »Aber Ihnen habe ich es doch gesagt!« Sie richtete die rechte Hand auf das Haus. »Aber sie, sie muss es doch nicht

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