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Bitteres Rot

Bitteres Rot

Titel: Bitteres Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruno Morchio
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verstehe das nicht«, warf Dria ein, »alle wissen, dass sie es mit den Deutschen treibt. Was hat sie, was andere nicht haben?«
    Calcagno zwinkerte ihm zu. »Etwas Besonderes muss sie schon haben.«
    Dria legte nach. »Ja, wenn das so ist   …«
    Grandi war immer noch nicht überzeugt. »So einfach ist das nicht. Ich verstehe nicht, warum sie Tilde mit auf das Fest genommen hat. Hessen weiß genau, dass Tilde eine von uns ist.« Er drehte sich zu ihr um und sah ihr fest in die Augen, genau wie damals in der Bar am Pontinetto. »Stimmt’s?«
    Sie errötete, nutzte aber die Gelegenheit, Iolandas Risikobereitschaft zu unterstreichen. »Ja.« Sie zwang sich, seinem Blick standzuhalten.
    »Und«, fuhr Grandi fort, »er weiß, dass Iolanda ebenfalls eine von uns ist. Warum sollte er jemanden opfern, dem auch der Gegner vertraut?«
    Calcagno schaltete sich ein. »Was mich interessiert: Spielt dein Hauptmann mit offenen Karten?«
    »Natürlich ist er Soldat«, Tilde wog jedes ihrer Worte ab, »aber er glaubt schon lange nicht mehr an diesen Krieg. Seit seine Familie vor einem Jahr bei einem Bombenangriff in Köln umgekommen ist.«
    »Hat er dich deshalb damals laufen lassen?«
    |108| »Das weiß ich nicht. Er hat nur gesagt, dass es sinnlos ist, junge Menschen sterben zu lassen, weil der Krieg sowieso bald vorbei ist.«
    »Sprüche für das Kriegsgericht«, murmelte Olindo.
    »Vielleicht hat er ja recht«, meldete sich Dria zu Wort.
    Lanza hatte bis jetzt geschwiegen, doch nun brach es aus ihm heraus: »Wisst ihr eigentlich, was ihr da redet? Alles unnützes Geschwafel! Wie viele Frauen soll sie denn noch ans Messer liefern, bevor wir endlich handeln?«
    »Ich habe mit Buranello und Scano gesprochen«, bremste Olindo, »für Iolandas Glaubwürdigkeit kann niemand die Hand ins Feuer legen. Aber alle Informationen, die sie uns bis jetzt gegeben hat, waren Volltreffer.«
    »Wenn das aufgeflogen wäre, hätte man sie an die Wand gestellt.« Calcagno ließ nicht locker.
    »Stimmt, man kann auch aus Angst zum Verräter werden«, bekräftigte Dria.
    »Speziell die Art von Frau, die gerne ein luxuriöses Leben führt«, ergänzte Lanza provokativ.
    Erst jetzt schaltete sich Biscia ein: »Habt ihr mal daran gedacht, dass das eine Falle sein könnte?«
    Alle starrten ihn verständnislos an. Auch Tilde, die erleichtert war, dass er endlich sein Schweigen brach.
    »Sie ist doch ein kleiner Fisch«, fuhr er fort und zeigte dabei auf seine Verlobte, sah sie aber nicht an, »was sollen sie schon mit ihr anfangen?«
    In seinen Worten lag Verachtung. Tilde war wie vor den Kopf geschlagen. Wut kochte in ihr hoch, am liebsten hätte sie ihn zum Teufel gejagt. Er hatte sie nicht zurückgehalten, als es noch möglich war. Und jetzt, wo es zu spät war, schob er ihr die ganze Verantwortung zu, dachte sie verbittert.
    Du machst es dir zu leicht, mein Freund! Die Schuld auf andere schieben, um selbst ein gutes Gewissen zu haben.
    |109| »Wenn sie Tilde in die Mangel genommen hätten, wäre vielleicht das Versteck auf dem Monte Gazzo aufgeflogen«, gab Olindo zu bedenken.
    »Aber den Deutschen war nicht klar, dass sie eingeweiht war«, wandte Biscia hartnäckig ein. »Jetzt wissen sie es und benutzen Tilde als Köder. Sie lassen sie frei und beobachten, mit wem sie sich trifft. Der Hauptmann nennt ihr einen Namen und schon hat er sein Ziel erreicht. Die Sache kommt ins Rollen. Wer weiß, was das für Folgen hat   … Einen Treffer haben sie schon gelandet: Iolanda ist verloren, so oder so. Wenn wir sie nicht erschießen, dann werden sie das übernehmen.«
    Tilde war fassungslos. Sie war die ganze Zeit in der Mitte der Küche stehen geblieben, unfähig zu reagieren, wie eine Schülerin bei der Prüfung. Olindo legte ihr vorsichtig die Hand auf den Arm und fragte behutsam, fast flehend: »Die Antwort kannst allein du uns geben, Tilde. Glaubst du, dass Hessen ein doppeltes Spiel spielt?«
    Olindos wohlwollende Worte waren das reine Gift. Er wollte sie vor den anderen schützen. Das Opfer, das sie aus Pflichtbewusstsein gebracht hatte, verlangte Respekt und Diskretion. Doch nichts und niemand konnte sie vor sich selbst schützen. Sie musste sich ihrer Verantwortung stellen, ohne Wenn und Aber.
    Sie antwortete nicht gleich. Nach längerem Nachdenken folgte sie ihrem Gefühl: »Hessen ist ehrlich.«
    »Dann müssen wir nur noch eine letzte Frage klären, bevor wir handeln«, schloss Olindo.
    Tildes Herz schien zu bersten.
Und Iolanda? Darf sie nichts

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