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Bitterfotze

Bitterfotze

Titel: Bitterfotze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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    »Komm, Sanna, wir gehen auf die Straße und versuchen, ein Taxi zu bekommen!«, sagte ich. Wir nahmen unsere Rollkoffer und gingen los.
    Die Boulevards waren voller Autos, die im Schneckentempo vorwärtskrochen, und mein Tunnelblick wurde immer schlimmer. Schließlich sah ich nur einen Spalt.
    Ich wusste, dass ich eine weitere Nacht ohne Sigge nicht überleben würde. Das Flugzeug zu verpassen war rein physisch nicht möglich. Es durfte einfach nicht passieren.
    Plötzlich kam neben uns ein Taxi angekrochen. Ich lief hin und riss die Tür auf. Auf dem Rücksitz saßen drei Männer, sie rauchten und lachten über mein erstauntes Gesicht. Mein Tunnelblick führte dazu, dass ich nicht mehr unterscheiden konnte, welches Taxi noch frei war und welches nicht.
    Nach weiteren Minuten gelang es mir, ein Taxi herbeizuwinken, das frei war. Gerade als es neben uns bremste, waren zwei junge Französinnen schneller und rissen die Tür vor uns auf. Sie konnten schließlich nicht wissen, dass nur wenige Meter entfernt eine Frau stand, die gerade Mutter geworden und halb wahnsinnig war. Mit aufgerissenen Augen und geballten Fäusten ging ich zu den Frauen und dem Taxi, bereit zum Angriff.
    In holprigem Schulfranzösisch versuchte ich zu erklären, dass wir ein Flugzeug erreichen mussten, dass wir es auf keinen Fall verpassen durften. Die Französinnen taten so, als würden sie kein Wort verstehen, sie kräuselten nur verächtlich die Lippen und verdrehten die Augen. Der Taxifahrer sagte nichts und schien zu überlegen, wen er nehmen sollte. Hier halfen ganz offensichtlich keine Feinheiten oder Höflichkeiten, hier galt es, die große Keule auszupacken.
    »C’est une situation du cris!«, sagte ich und die Tränen liefen mir übers Gesicht.
    Ich glaube, ich wollte sagen, es sei eine Krisensituation, aber mir fiel nicht ein, was Krise auf französisch hieß. Cris heißt jedoch Schreie. Es ist eine Schreisituation. Was an sich auch stimmte. Das machte offenbar Eindruck auf den Taxifahrer, und er wies die Französinnen in aufgeregtem Französisch ab. Sie fluchten und machten hässliche Gesten in Richtung unseres wunderbaren Taxifahrers, ich hatte das Gefühl, ihn von nun an für immer zu lieben. Er hatte mir das Leben gerettet!
    Wir hatten noch eine quälende halbe Stunde auf dem Rücksitz, während das Taxi im Schneckentempo vorankam. Ich hielt die ganze Zeit fest Sannas Hand. Sie versuchte, mich zu beruhigen, und wiederholte immer wieder, jetzt würden wir das Flugzeug ganz bestimmt nicht verpassen. Aber erst als wir auf die Autobahn kamen und die Staus hinter uns ließen, glaubte ich daran, dass wir es schaffen würden.
    Als ich nachts endlich zu Hause war, legte ich mich neben Sigge in unser Bett und schaute ihn an. Sein kleiner Mund lächelte im Schlaf, die kleinen Atemzüge durch die Nase. Nach einer Weile wachte er auf, schaute mir in die Augen und lächelte. Ich strich ihm über die Haare und die Wangen und küsste ihn aufs Ohr. Geliebtes, geliebtes kleines Kind! Er schlief gleich wieder zwischen Johan und mir ein. Ich lag noch lange wach und weinte, weil ich so verwirrt war. Dass ich alles falsch machte, dass nichts so war, wie ich es wollte, dass alles immer so verdammt wehtat.
    Jetzt im Nachhinein weiß ich, warum ich nach Paris reisen musste. Auch wenn ich es bedauerlich finde, musste ich es mir beweisen. Dass ich keine Ruhe hatte, einfach vor mich hin zu leben. Was mich jedoch bitterfotzig und paranoid macht und an Verschwörung glauben lässt, ist die Tatsache, dass Johan zwei Monate lang fünf Tage pro Woche weg war, als Sigge gerade mal drei Monate alt war. Und natürlich hatte auch er Sehnsucht, aber nicht so tunnelsichtig und verzweifelt wie ich in Paris.
    Es gab ganz offensichtlich Unterschiede zwischen mir und Johan, und ich denke viel über die Gründe nach. Ich weiß, dass Johan Sigge über als alles liebt, aber irgendwie darf er mit weniger Schuldgefühlen als ich lieben. Als ob die Mutterschaft so verdammt belastet wäre mit Pflichten und dem Unterdrücken von eigenen Bedürfnissen, dass sie ständig mit dem Streben nach Freiheit kollidiert.
    Das macht mich neidisch, ich will auch lieben können, ohne mich schuldig zu fühlen, genau wie die Männer.
    Ja, ich möchte den Kuchen behalten und ihn gleichzeitig aufessen. Ich möchte arbeiten können, reisen, hin und wieder allein und Mutter eines geliebten Kindes sein.
    Die sich aufopfernde Mutter gibt es immer noch, und sie lebt in vielen

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