Bittersuess
es nicht klappt“, erklärt mein Vater mir. „Also mussten wir uns etwas einfallen lassen und da die Zeit langsam knapp wurde, blieb uns nichts anderes übrig. Ich weiß, dass das protzig ist“, er schaut mich schuldbewusst an.
„Hauptsache, ihr seid da“, ich lächele ihm glücklich zu. „Ich bin sehr froh darüber.“
Er nimmt meine Hand in seine. „Ich auch, mein Schatz. Und ich kann nur noch einmal sagen, wie leid es mir tut. Ich hätte auf dein Urteilsvermögen vertrauen sollen. Aber ich war vor Schock wie gelähmt.“
„Die Nachricht war auch nicht leicht für euch zu verkraften. Aber bitte glaub mir, dass ich ihn aufrichtig liebe.“
„Ich hoffe, Nicolas wird uns auch verzeihen können“, er klingt sehr zerknirscht.
„Ich bin mir ganz sicher, dass er das tun wird .“
„Ich bin ja schon so gespannt auf den Kerl“, mischt sich meine Oma ein, die vorne neben Juan sitzt. „Wenn du soviel für ihn aufgibst, muss das ja schon ein wahrer Prachtbursche sein!“
„Das kannst du wohl laut sagen…“
Wir treffen eine halbe Stunde später als vereinbart bei der Kirche ein. Juan hat Nicolas zwar telefonisch darüber verständigt, aber ich kann mir denken, wie nervös er trotzdem ist.
Fünf Minuten vorher hat Juan Lucia angerufen, die alle Gäste in die Kirche gescheucht hat.
In hundert Meter Entfernung landet der Hubschrauber, ich kann mir lebhaft ausmalen, dass es jetzt viele fragende Gesichter in der Kirche geben wird, denn der Lärm ist ja nicht zu überhören.
Meine Mutter und meine Oma werden schnell hinein huschen, nachdem mein Vater mich zum Altar geführt hat, Jenny wird dafür sorgen, dass sie einen Platz finden werden.
Mit einem Schlag kommt jetzt bei mir die Aufregung zurück. Nur noch ich und mein Vater stehen nun vor der kleinen Kirche. Die Sonne scheint vom Himmel und es ist angenehm warm, doch mir wird auf einmal eiskalt.
Mein Vater nimmt meine Hand und hakt mich unter, dann ertönt die Orgel.
„Es geht los, mein Schatz“, ich kann sehen, dass er wieder gegen die Tränen kämpft.
Als wir durch das Portal schreiten, stehen alle unsere Gäste auf und ich registriere am Rande, dass viele uns verdutzt anschauen. Doch mein Blick geht jetzt nur nach vorne.
Nicolas.
Mein Herz stolpert wieder, als ich diesen gutaussehenden Mann am Altar sehe. Meinen Mann.
Auch auf die Entfernung kann ich erkennen, dass seine Augen vor Überraschung weit aufgerissen sind, als er sieht, wer da an meiner Seite ist.
Ich bekomme nicht wirklich mit, wer genau in welcher Reihe steht und wer mir zulächelt, ich will nur endlich vorne bei ihm sein.
Mein Vater führt mich die letzten Meter, dann reicht er meine Hand an Nicolas weiter, der ihn sehr verblüfft ansieht.
„Pass gut auf sie auf, ja?“, sagt mein Vater nur und seine Stimme ist rau.
„Das mache ich, versprochen“, nickt Nicolas ihm zu, dann schaut er mich an. Vorsichtig hebt er meinen Schleier hoch und der Ausdruck in seinen Augen lässt meine Knie weich werden.
„Hallo Stella. Du bist wunderschön“, flüstert er leise und ich strahle ihn glücklich an.
Pater Enrique macht sich bemerkbar und ich muss mich richtig von Nicolas’ Augen losreißen.
Er drückt meine Hand und meine Anspannung löst sich etwas.
Ich bekomme gar nicht so mit, was Pater Enrique erzählt, obwohl er sich redlich bemüht, ein deutliches spanisch zu sprechen. Nicolas hat ihm das aufgetragen, da einige der Gäste ja – wenn überhaupt – nur mäßig die Sprache beherrschen.
Immer wieder geht mein Blick zu Nicolas. Auch er lugt ständig zu mir hinüber und wir versinken in den Augen des anderen. Ich sehe seine Liebe zu mir darin und hoffe, dass er genauso erkennen kann, wie viel er mir bedeutet.
Enrique spricht die einleitenden Sätze zu unserem Hochzeitsgelöbnis und mein Herz schlägt vor Aufregung wieder ganz schnell.
Mein Hals ist trocken und ich schlucke ein paar Mal heftig. Gott sei Dank fragt er Nicolas zuerst und obwohl wir schon verheiratet sind, bin ich jetzt nochmal sehr nervös, als er gefragt wird, ob er mich zur Frau nehmen will.
Er beantwortet diese Frage laut und deutlich und strahlt mich danach verliebt an.
Meine Antwort kommt leise und sehr heiser, aber lauter kann ich im Moment nicht sprechen. Tränen schießen mir wieder in die Augen, ich kämpfe dagegen an, sonst versagt mir noch ganz die Stimme.
Auch Nicolas hört sich jetzt rauer an, als er das Ehegelöbnis nachspricht und er schluckt heftig. Eine Träne kullert ihm über die
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