Bittersuess
Fällen schafft. Du wirst es also nicht leicht haben, Nicolas, und ich denke, du wirst manchmal nicht zu beneiden sein. Ich wünsche dir deshalb schon mal gute Nerven.“
Es kichert im Saal, besonders Jonas scheint dieser Part besonders gut zu gefallen.
„Also kann ich dir nur raten, ihr nicht alles durchgehen zu lassen – gut, ich gebe zu, was das angeht, war ich auch nicht immer der Konsequenteste“, sagt er dann zerknirscht.
„Allerdings“, pflichtet meine Mutter ihm bei.
„Oh ja“, mischt Jonas sich jetzt auch noch ein.
„Aber dafür hast du eine Frau mit einem großen Herzen an deiner Seite, bedingungslos loyal und unglaublich schön. Meine über alles geliebte Tochter“, mein Vater blinzelt eine Träne aus seinen Augen und ich beginne erneut zu weinen.
„Ich wünsche euch alles Gute“, nickt er und prostet uns zu.
Ich schluchze laut auf und gehe zu meinem Vater. Er umarmt mich fest und ich spüre, dass er sehr ergriffen ist.
„Jonas hat uns alles erzählt, mein Schatz. Es tut mir so leid, mir wird so vieles klar jetzt .“
„Ich hatte Angst, es euch zu sagen. Ich dachte, ihr würdet sofort die Polizei einschalten“, erkläre ich ihm.
„Das hätten wir wahrscheinlich auch getan, Stella. Jonas hat uns die Augen geöffnet, uns gezwungen, ihn anzuhören“, mein Vater lässt er mich los und streckt Nicolas die Hand hin.
Er steht auf und kommt zu uns.
„Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll, Nicolas“, mein Vater wischt sich hastig die Tränen aus dem Gesicht. „Du hast meiner Tochter das Leben gerettet und wir haben dich behandelt wie den letzten Abschaum. Ich kann das nie wieder gut machen, aber ich hoffe, du akzeptierst meine Entschuldigung und die meiner Frau.“
„Es gibt nichts zu entschuldigen . Ihre Reaktion war verständlich.“
Mein Vater schüttelt den Kopf. „Ich an deiner Stelle wäre nicht so leicht zu besänftigen.“
„Ich möchte, dass Stella glücklich ist“, erklärt Nicolas ihm ernst. „Weil sie mein Leben ist…“
Ich sehe es in den Augen meines Vaters wieder glitzern. „Stella hat eine gute Wahl getroffen.“
„Das finde ich übrigens auch“, grins t er breit.
„Und jetzt lass das blöde ‚Sie’ weg“, mein Vater stupst ihn in die Seite. „Wir reden in aller Ruhe noch darüber, aber nicht heute. Heute ist kein Platz für so was. Es gibt allen Grund zu feiern.“
Ich sehe in einige fragende Gesichter und bin erleichtert, dass mein Vater sich so kryptisch ausgedrückt hat.
Die Sitzordnung wird jetzt aufgehoben und meine Eltern setzen sich zu Marta, Lucia und Christine.
Eine Band trifft ein und kurze Zeit später zieht mich Nicolas schon mit sich und bittet mich zum Hochzeitstanz.
Ich bin froh, dass es ein langsames Lied ist und er keinen Walzer oder so was gewählt hat. Glücklich schmiege ich mich in seine Arme und seufze auf, als ich seine Lippen auf meiner nackten Schulter spüre. Zärtlich haucht er mir kleine Küsse auf die Haut und wandert dann langsam zu meinem Mund.
„Ich will hier weg“, mault er mich an.
„Ich auch – aber das sähe wohl etwas blöd aus, wenn wir jetzt schon gehen würden.“
Also kümmern wir uns um unsere Gäste. Die ganze Atmosphäre wird lockerer und man sieht überall fröhliche Gesichter. Und zu meiner großen Überraschung sehe ich meinen Bruder immer wieder mit Maria auf der Tanzfläche.
„Jonas ist sonst ein absoluter Tanzmuffel“, sage ich verblüfft.
„Nun, offenbar hat er seine Ansichten darüber geändert .“
Die beiden sind wirklich süß, Maria ist ein schönes junges Mädchen und ich hoffe nur, dass mein Bruder nicht ihr Herz bricht. Jonas ist nicht gerade dafür bekannt, feste Beziehungen einzugehen , mit neunzehn Jahren ist das aber ja auch kein Wunder.
Als die beiden mal kurz getrennt sind, bitte ich meinen Bruder um einen Tanz , verdutzt schaut er mich an.
„Was ist denn mit dir los? Du tanzt freiwillig?“, fragt Jonas mich.
„Das Gleiche könnte ich dich fragen. Maria ist süß, nicht wahr?“
„Ja , allerdings. Willst du auf etwas Bestimmtes hinaus?“
„Die Mädchen sind hier anders als vielleicht in Berlin, sie sind viel strenger erzogen. Katholisch eben. Und ihr Vater wacht wie ein Löwe über sie. Ich möchte, dass du daran denkst, bei allem, was du tust“, sage ich eindringlich.
„Stella Molina – nur weil du jetzt verheiratet bist, denkst du wohl, du hättest die Weisheit und Moral mit Löffeln gefressen, was?“
„Ich bitte dich nur, sie mit Respekt zu
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