Bittersuess
Hütte im Wald“, antworte ich daher zurückhaltend.
„Du Arme“, schluchzt Jenny wieder auf, dann schaut sie auf meine Handgelenke. „Haben sie dich gefesselt?“
„Ja“, nicke ich nur.
„Hast du sie gesehen?“
„Nein, sie hatten Masken auf. Aber einer der beiden wird dieser Kevin gewesen sein. Er heißt wohl Joaquin in Wirklichkeit“, antworte ich ihr.
„Und ich fand den auch noch ganz nett“, Jenny vergräbt ihr Gesicht in ihren Händen. „Ich bin so blöd, so blöd, Stella.“
„Hey“, ich nehme sie in den Arm. „Es ist vorbei, hörst du?“, ich gebe ihr einen Kuss auf den Kopf. „Und im Grunde ist nichts Schlimmeres passiert.“
„Jetzt hör aber auf“, sie schaut mich strafend an. „Sie haben dich fast zwei Wochen festgehalten.“
„Jenny, nimm’s mir nicht übel, ich möchte da nicht so gerne drüber sprechen“, weiche ich ihr sicherheitshalber aus. Sie kennt mich einfach zu gut und das wird mir jetzt zu heikel. „Gibt es denn neuen Klatsch und Tratsch? Ich habe schon zuviel über die Entführung gesprochen, ich möchte über etwas anderes reden“, lächele ich.
„Okay“, sie wischt sich hastig die Tränen aus dem Gesicht. „Es gibt tatsächlich was Neues. Ein neues Pärchen“, nickt sie heftig.
„Oh, ja? Wer denn?“, frage ich neugierig. Das interessiert mich jetzt mal wirklich – und es ist so herrlich normal.
„Mich und Markus“, lächelt sie verlegen.
„Nein!“, jetzt bin ich aber verdutzt. „Wirklich? Hat er es endlich kapiert? Dann ist wohl aus dem Flirt von ihm und dieser Frau im Club nichts geworden?“
„Nein“, Jenny schüttelt den Kopf. „Nachdem… also nachdem mir das passiert ist… also mit dem Cocktail und so… da ist er mir nicht mehr von der Seite gewichen. Anfangs dachte ich, das wären nur seine Schuldgefühle, aber dann kam es zu einer Nacht… und die war dann der Startschuss sozusagen“, sagt sie schüchtern. „Nix mehr mit Kumpeline und so…“
„Gratuliere“, strahle ich. Ich freue mich wirklich für sie. Sie ist so eine Liebe und schmachtet Markus schon ewig lange an. „Du hast es dir wirklich verdient.“
„Und ob ich das habe“, gluckst sie jetzt.
Ich werde ein bisschen wehmütig, doch das schiebe ich schnell weg. Ich frage Jenny weiter aus, nach gemeinsamen Bekannten und ihrem Studium. Zumindest lenkt mich ihre Plauderei ein bisschen ab.
Zwischendurch kommt Magda herein mit einem Tablett. „Deine Mutter hat mir aufgetragen, euch etwas zu essen zu bringen“, erklärt sie und stellt es auf einem Tischchen ab.
„Danke“, lächele ich ihr zu.
Jenny und ich essen gemeinsam, obwohl ich nicht viel Hunger habe und nur lustlos darin herumstochere.
‚ Nicolas würde jetzt schimpfen’ , denke ich und wieder muss ich gegen die Tränen ankämpfen.
Doch dann erinnere ich mich an die Worte von Professor Marquardt und an das drohende Wiegen in zwei Wochen und zwinge mir etwas hinein.
Kurz vor Mitternacht verabschiedet Jenny sich. Sie hat angeboten, bei mir zu übernachten, aber das will ich nicht. Ich lasse Markus liebe Grüße ausrichten und er solle sich bitte keine Vorwürfe mehr machen.
Dann bin ich froh allein zu sein. Mit dem Medaillon in der Hand schlafe ich ein.
Ich schlafe unruhig und träume wirr. Es sind keine schönen Träume, leider ist es nichts, wo Nicolas drin vorkommt, sondern ich bin in einem dunklen Raum und um mich herum ist etwas, was mich bedroht. Ich will weglaufen, aber es geht nicht, ich komme nicht von der Stelle.
Von meinem eigenen Schrei wache ich schweißgebadet auf. Ich atme schnell und hastig mache ich ein Licht an.
Ich bin in der Villa meiner Eltern – natürlich. Es ist nichts Schlimmes passiert, alles ist okay, versuche ich mich wieder zu beruhigen.
Gott sei Dank hat niemand meinen Schrei gehört und erschöpft falle ich zurück in die Kissen.
Ich wünschte er wäre hier, könnte mich festhalten und beschützen. Leise weinend falle ich dann wieder in einen, diesmal zum Glück, traumlosen Schlaf.
„Ich möchte gleich zum Gestüt hinausfahren“, verkünde ich am nächsten Morgen beim gemeinsamen Frühstück mit meinen Eltern.
„Du willst reiten?“, meine Mutter hat wieder diesen gluckenartigen Blick drauf. „In deinem Zustand? Du solltest dich schonen!“
„Was heißt denn: in meinem Zustand?“, ich schaue sie giftig an. „Es geht mir gut, ich bin nicht krank!“
„Nein, krank natürlich nicht, aber… gestresst… und fertig und so“, sie errötet leicht und
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