Bittersuess
hat?“
„Genauso wie er. Nicolas ist Joaquin Molinas Bruder“, ich flüsterte es fast, jetzt atme ich aber tief durch. Es ist raus.
„W… was? Was bitte?“, stammelt mein Bruder und ich jetzt sehe zu ihm hin. Er hat entsetzt die Augen aufgerissen und starrt fassungslos zwischen Nicolas und mir hin und her.
„Ja, das ist die Wahrheit. Und das alles tut mir sehr leid“, ergreift Nicolas das Wort.
Jonas scheint das immer noch nicht recht zu begreifen. Er öffnet den Mund um etwas zu sagen, dann springt er vom Stuhl hoch und rennt aufgeregt im Zimmer auf und ab. Nicolas schaut mich fragend an, aber ich schüttele nur den Kopf. Ich kenne meinen Bruder, er muss das erstmal für sich sortiert bekommen.
„O… okay“, stottert Jonas dann schließlich und setzt sich wieder auf seinen Stuhl. „Aber woher kennt Ihr euch denn? Und… also… wie…“, er kriegt immer noch keinen geraden Satz heraus und ich greife nach seiner Hand.
„Nicolas hat hier in Berlin als Tierarzt gearbeitet. Die Praxis, bei der er tätig war, hat auch den Stall von Bernd Hofmann mit betreut. Wir haben uns ein paar Mal vor der Entführung da gesehen und miteinander gesprochen. Nach dem Tod von Joaquin ist Nicolas nach Argentinien zurückgegangen. Ich musste aber einfach mit ihm reden, es war mir ein Bedürfnis das zu tun. Also bin ich dorthin gereist. Ich wollte wissen, was Joaquin für ein Mensch war. Und dann ist es passiert, Nicolas und ich haben uns verliebt“, ich erzähle diese Version sehr gefasst. Es tut mir leid, Jonas zu belügen, aber er ist so schon geschockt genug, die Wahrheit wäre wohl einfach zuviel für ihn.
„Und… also… ihr seid verlobt, ja?“, hakt er vorsichtig nach.
„Ja .“
„Das ging aber schnell“, stammelt mein Bruder.
„Wir haben genug Gelegenheit gehabt, uns gut kennenzulernen“, antwortet Nicolas.
‚Wohl wahr . Die dunklen und die hellen Seiten.’
„Also… ich… ich weiß jetzt nicht so richtig, was ich sagen soll“, stammelt Jonas, er sieht zwischen mir und Nicolas hin und her.
„Wo w…“, kommt es dann schließlich, dann lächelt er mich aber an und mir fällt ein Stein vom Herzen. „Stella hatte immer schon einen sehr eigenen Kopf“, grinst er. „Und sie hat auch immer das bekommen, was sie wollte…“
„Das stimmt ja so auch nicht“, widerspreche ich ihm, aber ich bin total erleichtert, dass er sich wieder gefangen hat.
„Und du bist echt so richtig verknallt, was?“, fragt er noch einmal nach.
„Ja, so richtig“, nicke ich ihm zu und lächle dann Nicolas verliebt an.
„Mann…“, Jonas schüttelt immer noch den Kopf, aber er wirkt nicht mehr geschockt. „Das wird für Ma und Pa die Hammernachricht morgen“, sagt er dann.
„Ich weiß. Aber was soll ich tun? Es ist nun einmal passiert und ich war noch nie so glücklich in meinen Leben“, erkläre ich ihm.
„Man sieht es dir auch an, Maus“, sagt Jonas sanft, dann steht er auf und zieht mich in seine Arme. „Mensch Schwesterherz – du machst echt die komischsten Sachen.“
Jonas lässt mich los und geht dann zu Nicolas. Er reicht ihm die Hand und lächelt ihm freundlich zu. „Man kann nichts für seine Geschwister. Ich kann davon ein Lied singen …“
„Danke“, antwortet Nicolas nur.
Wir bleiben noch eine Weile sitzen und ich erzähle von der Zeit in Argentinien. Auch Nicolas wirkt sehr erleichtert, dass Jonas ihn so nett aufnimmt.
„Am besten redest du morgen zuerst alleine mit unseren Eltern“, rät Jonas mir dann, als er aufbricht. „Nichts gegen dich, Nicolas, aber ich hab absolut keine Ahnung, wie sie reagieren werden, und da ist es vielleicht besser, Stella kommt erstmal ohne dich, vielleicht wäre es sonst zuviel des Guten.“
Ich schaue Nicolas etwas ratlos an. Ich hätte ihn schon gerne von Anfang an dabei, aber Jonas Bedenken nehme ich mir auch zu Herzen.
„Du kannst ja im Auto warten“, schlägt mein Bruder ihm vor. „Und Stella holt dich dann hinzu.“
„Stella soll das entscheiden“, Nicolas legt einen Arm um mich. „Ihr kennt eure Eltern am besten.“
„Vielleicht sollten wir es wirklich so machen .“
„Ich werde auch da sein“, Jonas gibt mir noch einen Kuss auf die Stirn und geht dann hinaus.
Nicolas zieht mich zärtlich an sich. „Dein Bruder ist sehr nett“, sagt er dann.
„Ja, das ist er. Aber ich mache mir große Sorgen wegen meiner Eltern“, gestehe ich ihm.
„Kann ich verstehen. Vielleicht werden sie mich nicht leiden können. Kannst du dann
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