Bittersuess
wird er nicht funktionieren, denn meine Tochter wird Sie sicher nicht heiraten. Ich werde dafür sorgen, dass sie einsieht, dass Sie ihre Verwirrtheit nach der Entführung für sich ausgenutzt haben.“
„Das reicht jetzt, Vater“, mischt sich Jonas ein. „Du hast eine blühende Fantasie – aber das reicht jetzt wirklich“, sagt er ernst.
„Das reicht?“, fragt mein Vater in seine Richtung. „Keineswegs, Jonas. Ich weiß schon gar nicht mehr, was ich schlimmer finde – das Verhalten des Bruders oder seines.“
„Hör auf!“, schreie ich ihn an. „ Was du hier unterstellst, ist eine einzige Frechheit! Ich liebe Nicolas – und er liebt mich! Ja, es ist eine komische Situation, aber es ist nun einmal so!“
Mir schießen die Tränen in die Augen und mein Herz rast. Ich bin wütend und unglaublich enttäuscht zu gleich. Ich hatte nicht gehofft, dass sie mich und Nicolas sofort in ihre Arme schließen würden – aber mit dieser Feindseeligkeit hätte ich nie im Leben gerechnet.
„Stella“, sagt mein Vater sanft. „Du bist wirklich durcheinander. Und Dr. Molina ist augenscheinlich ein intelligenter, gut aussehender Mann. Vielleicht durchschaust du die Zusammenhänge jetzt noch nicht. Aber denk doch einmal nach…“, sagt er eindringlich. „Merkst du nicht, was für ein Spiel er spielt?“
„Ich merke hier nur eines“, erwidere ich mit zitternder Stimme. „Und zwar, dass du offenbar nicht auch nur einmal in Erwägung gezogen hast, dass ich wirklich in ihn verliebt sein könnte.“
„Aber Stella“, meine Mutter kommt auf mich zu. „Lass dich nicht blenden…“
Ich weiche von ihr zurück und schmiege mich dicht an Nicolas. „Ich liebe diesen Mann, aus ganzem Herzen. Man kann sich nicht aussuchen, in wen man sich verliebt.“
„Aber man kann zumindest ein bisschen sein Hirn einschalten. Aber vielleicht täusche ich mich auch“, lächelt mein Vater dann Nicolas eiskalt an. „Vielleicht ist Ihre Familie ja wohlhabend…“
„Nein, das ist sie nicht“, antwortet Nicolas ehrlich. „Und ich kann verstehen, dass das für Sie wie ein abgekartetes Spiel aussehen muss. Aber das ist es nicht. Ich liebe Ihre Tochter aufrichtig.“
„Ach, sparen Sie sich und uns das bitte. Erzählen Sie das Ihrem nächsten Opfer“, mein Vater winkt abfällig ab. „Und lassen Sie ab sofort meine Tochter in Ruhe. Ich würde Sie jetzt gerne bitten, dieses Haus zu verlassen. Sie sind hier nicht willkommen.“
„Wenn du das ernst meinst, siehst du mich nie wieder“, sage ich leise. Die Tränen rinnen jetzt über mein Gesicht, doch ich merke das nur am Rande. „Wir lieben uns, wenn du es nicht gutheißen kannst, dann akzeptiere es wenigstens.“
„Mach dich nicht noch lächerlicher, Stella!“, zischt mein Vater mir zu. „Wir hätten dich wirklich in eine Klinik geben sollen, deine Mutter hatte Recht. Dann hättest du nicht so einen Unsinn gemacht – und dafür habe ich dir auch noch Geld gegeben. Und ich habe dir vertraut.“
„Es reicht jetzt!“, Jonas schaut meine n Vater wütend an. „Du bist so verbohrt. Glaubst du im ernst, es geht alles nur ums Geld? Um DEIN Geld?“
„In diesem Falle schon“, entgegnet mein Vater völlig ruhig. „Aber fragen wir doch mal spaßeshalber nach: Wie hattet ihr euch euer Leben denn weiter vorgestellt? Wollt ihr mit unserem Geld in Argentinien ein Leben in Saus und Braus führen?“
„Wir wollen nichts von eurem Geld, keine Sorge“, sage ich weinend. „Ich werde hier mein Studium beenden und dann zu Nicolas ziehen. Sie haben eine Pferde- und Rinderzucht und wir werden uns da unser Leben aufbauen.“
„So, so – eine Pferde- und Rinderzucht. Großartig“, lacht mein Vater zynisch auf. „Und wovon, meine liebe Stella, willst du studieren? Glaubst du im ernst, ich finanziere das auch noch weiter?“
„Vergiss es einfach“, ich zittere am ganzen Körper, doch meine Tränen sind versiegt. Ich schaue meine Eltern nur fassungslos an. „Behalte dein Geld, Papa. Ich will keinen Cent davon haben. Werde glücklich damit, ich werde es jedenfalls mit Nicolas.“
Ich nehme seine Hand und ziehe ihn zur Türe.
„STELLA! WENN DU JETZT MIT IHM GEHST, BRAUCHST DU NICHT MEHR WIEDERZUKOMMEN!“
„Stella“, Nicolas bleibt stehen und nimmt mein Gesicht zwischen seine Hände. „Überleg dir gut, was du jetzt tust. Es sind deine Eltern, deine Familie“, er lächelt mir traurig zu. „Und ich kann sie verstehen. Wenn es um meine Tochter gehen würde, würde ich
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