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Bittersüße Heimat.

Bittersüße Heimat.

Titel: Bittersüße Heimat. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Necla Kelek
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Finanzbedarf von einer halben Milliarde Euro mit sich bringen, Großprojekte wie die geplante Moschee in Köln mit ihren 15 bis 25 Millionen Baukosten noch gar nicht eingerechnet. Der Verdacht liegt nahe, dass die »Spenden« entweder direkt oder indirekt vom türkischen Staat, über Stiftungen oder Firmenholdings der Islamischen Weltliga nach Deutschland gelangen. Jedenfalls ist es höchst irritierend, dass ein Staat wie die türkische Republik sich über direkt oder indirekt von ihr finanzierte Organisationen einen Einfluss auf die deutsche Innenpolitik zu sichern sucht. Noch irritierender ist es, dass die Bundesregierung dies nicht problematisiert, sondern hinzunehmen scheint. In einem Gespräch mit Ralph Giordano für die »Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung« am 2. März 2008 antwortete der deutsche Innenminister auf die Frage, wo die 25 Millionen für die Großmoscheein Köln herkommen würden, lapidar: »Das ist doch klar. Wenn der Verein Ditib die Moschee baut, kommt das Geld vom türkischen Staat.«
    Die Diyanet ist dem Ministerpräsidenten unterstellt. Der türkische Staat finanziert Moscheen und Vorbeter, eine Kommission der Behörde erlässt Fatwas, Rechtsgutachten, und bestimmt damit, was der Islam ist und was nicht. Das bedeutet, der türkische Staat organisiert und betreibt die Religion. Der Diyanet-Islam ist so faktisch Staatsreligion und die türkische Republik nicht säkular.

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Die Republik und die Frauen
    Alles begann mit einem Stück Stoff . Latife , die Frau des Republik gründers , legte den Schleier ab . Und Atatürk forderte die Frauen der Republik auf , ihrem Beispiel zu folgen . Auch er , diesbezüglich ganz in der Tradition des Propheten stehend , brauchte die Frauen . Um die Reformierung des Landes nach westlichem Vorbild voranzutrei ben , schlug der »Gazi« den Musliminnen eine Bresche . In der Repu blik erhielten sie zum ersten Mal politische Rechte , denn er wollte sie für eine Mission gewinnen: »Erzieherin der Nation« sollte die Frau fortan sein , als Mutter und Ehefrau am Aufbau der türkischen Repu blik mitwirken . Wie so vieles bei den kemalistischen Vätern der Re publik blieb es ein eher halbherziger Versuch – volle politische Gleich berechtigung erhielten die Frauen nicht .
    Inzwischen ist das Kopftuch zum Symbol der neuen islamischen Leitkultur geworden . Die Frau des jetzigen Staatspräsidenten Gül ist vor einigen Jahren für das »Recht au f das Kopftuch« bis vor den Eu ropäischen Gerichtsho f gezogen , und zurzeit scheint die Republik we gen dieses symbolischen Stück Stoffs vor der Zerreißprobe zu stehen .
    In der politischen Geschichte des Osmanischen Reiches spielte die Mehrheit der Frauen keine Rolle. Sie waren in die Häuser und Harems eingesperrt, in der Öffentlichkeit nicht präsent und bekleideten keine Ämter. Nur am Sultanspalast konnten die valide sultan , die Sultansmütter, und die haseki , die Favoritinnen, zuweilen ihren Einfluss nutzen, um Politik zu machen und ihre Söhne auf den osmanischen Thron zu bringen. Aber der Harem war eine Welt für sich, getrennt von der Lebenswirklichkeit der normalen Bevölkerung.
    Viel stärker ist die türkische Gesellschaft bis heute von den Traditionen der Turkvölker geprägt, kriegerischen Nomadenstämmen aus Asien, die im ersten Jahrtausend n. Chr. von der Mongolei nach Anatolien einwanderten. Es waren von Männern beherrschte Gesellschaften, in denen die Geschlechter relativ fest umrissene Aufgaben hatten, den Frauen zuweilen aber noch Freiheiten zugestanden wurden. So aßen Männer und Frauen zusammen, empfingen auch gemeinsam Gäste, und die Frauen trugen keinen Schleier. 11
› Hinweis
    Mit der Errichtung und Stärkung des Osmanischen Reiches und dem wachsenden Einfluss des Islam auf alle turkmenischen Stämme dieser Region begann auch in Anatolien die Gefangennahme der Frau. Sie wurde zum Mündel der Männer. Stammesriten wurden jetzt religiös legitimiert und stärkten das Patriarchat. Zwar waren die Frauen auch bei den Turkvölkern nicht gleichberechtigt gewesen, der Islam aber erkannte darin eine »gottgewollte« Ordnung. Sie wurden zum Dienen und Gehorchen erzogen, von ihren Familien zur »Schuldentilgung« oder als »Blutgeld« benutzt, und wenn sie in die Pubertät kamen, wurden sie verheiratet und bekamen sofort und meist ohne Unterlass Kinder.

Die Verbannung aus der Öffentlichkeit
    Außer in ein paar Gerichtsakten, in denen Frauen als Kläger oder Opfer erwähnt wurden, blieben von

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