Bittersueße Liebe
Schnell überflog sie den Artikel auf der nächsten Seite; lauter Spekulationen darüber, ob ihre Beziehung zu Mark nicht doch eher privater als geschäftlicher Natur war.
„Meine Güte, wenn man nicht mit denen redet, denken die sich halt was aus oder wie? Scheiß Presse-Heinis!“, regte sich Mark auf, schnappte die Zeitung und warf sie hinter den Tresen.
„Zwei Bloody Marys“, bestellte Kassandra mit hochrotem Kopf. Zum Glück war das Licht so weit gedämmt, dass es keiner wirklich sehen konnte.
„Schade. Jungchen, die Kleine hier passt doch viel besser zu dir als deine komische Frau. Ich kann nicht glauben, dass du dieses arrogante Stück noch nicht vor die Tür gesetzt hast! Dieses blonde Brathähnchen!“, ereiferte sie Betty, während sie die Cocktails zubereitete.
„Kannst du bitte aufhören, meine Frau zu beleidigen?“, fragte Mark missmutig.
„Na, wenn‘s denn sein muss. Ich mag sie trotzdem nicht“, stellte Betty klar, dann erst stellte sie den beiden ihre Cocktails vor die Nase.
„Ich freue mich trotzdem, dass du nach der langen Zeit dein Loch verlassen hast. Das ist ein guter Anfang! Jetzt müsstest du nur noch anfangen, mit den Leuten zu kommunizieren, und dir eine vernünftige Frau suchen!“, sagte sie noch, dann ließ sie die beiden sitzen und gesellte sich stattdessen zu einem anderen Gast.
„Also, dass du mit den Leuten kommunizieren solltest, finde ich aber auch“, sagte Kassandra und nippte an ihrem Cocktail. Holly hatte recht. Das Zeug schmeckte scheußlich. Mark allerdings hatte schon die Hälfte von seinem getrunken.
„Nein danke. Ich lass keine Fans mehr an mich ran“, nuschelte er abweisend.
„Nicht alle Fans sind so blöd wie dein Brathähnchen!“, rief Betty von hinten. Mark wollte etwas erwidern, aber Kassandra unterbrach ihn.
„Musst du ja auch gar nicht! Mach dir doch einfach eine eigene Seite auf Facebook. Dann kannst du entscheiden, was die Leute für Infos bekommen oder eben auch nicht. Drauf eingehen, was die so schreiben, musst du ja nicht!“, schlug sie vor.
„Wozu soll das gut sein?“, fragte er. Okay, das war sehr gut. Er wollte mit ihr diskutieren. Holly hatte gesagt, er diskutiere gerne. Waren ihre Chancen grade von gigantisch auf schon gewonnen gesprungen? Nein, so einfach war‘s bestimmt auch wieder nicht. Sie sollte schon etwas Sinnvolles sagen.
„Ganz einfach. Dann kannst du dich z. B. darüber auslassen, was die Presse für einen Mist verbreitet. Infos von uns persönlich, das wollen die Leute. Weil sie das, was wir sagen, auch glauben. Da können die Zeitungen und Klatschmagazine schreiben, was sie wollen. Klar bekommst du dann auch bestimmt viel Fanmails, aber wie gesagt, lesen musst du sie ja nicht. Außer vielleicht, wenn dir mal langweilig ist. Dann ist‘s ein guter Zeitvertreib. Du musst ja nichts Persönliches schreiben, schreib einfach über deine Arbeit und klär die Leute drüber auf, wenn in der Zeitung Mist steht. Ab und zu schreibst du mal danke, oder drückst auf „Gefällt mir“, schon sind die Leute happy und gehen dir nicht mehr so auf den Geist. Mir kannst du das glauben, ich hab selber ne Facebook-Fanpage!“, plapperte sie los. Während sie redete, waren sie schon bei der zweiten Runde Bloody Mary angekommen, die auch schon beide halb leer waren. Mark holte sein Handy heraus und suchte im Telefonbuch nach einer Nummer.
„Was machst ‘n jetzt?“, fragte Kassandra verwirrt. Hatte sie ihn jetzt genervt? Statt einer Antwort legte Mark seinen Zeigefinger an seine Lippen. Ok, sie sollte ruhig sein. Nervös kippte sich Kassandra den Rest ihres Cocktails hinter und bestellte den nächsten.
„Ja, ich bins. Schnapp dir mal dein Telefon und verbreite, dass ich ab morgen Abend ne offizielle Facebook-Page haben werde. Nein, ich verarsch dich nicht! … Na, die Kessi natürlich. Die hat mich grad überzeugen können. Aber hallo. Nein, ich entscheide mich nicht noch mal um. Mach jetzt einfach. Guten Abend dir noch!“ Kassandra machte große Augen. Diskussion gewonnen? So einfach?
„War das dein Manager?“, fragte sie ungläubig. Mark nickte.
„Du hast mich überzeugt. ABER! Wenn‘s mir doch auf die Nerven geht, lösch ich‘s wieder. Und da ich keine Ahnung davon habe, kommst du morgen Abend zu mir nach Hause und hilfst mir! Einverstanden?“, fragte er und hielt ihr die Hand hin. Als Kassandra einschlug, meldete sich Betty wieder zu Wort.
„Dann diskutier ihm doch mal seine Frau aus dem Kopf!“, rief sie zu ihnen
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