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Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Titel: Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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mit uns kommen.«
    »Wieso?«, fragte ich erschrocken. »Ihr wollt mich doch nicht schon wieder festnehmen?«
    »Nein, das nicht, aber du musst jetzt mit uns kommen.« Er deutete auf den Van. »Wenn ich bitten darf.«

justify
    35. K apitel
    I ch saß hinten im Van und hielt die Kante des Sitzes umklammert. Der Gurt, der nur über den Schoß reichte und nicht über die Schulter, drückte schmerzhaft auf meine Blutergüsse und auf den Handabdruck. Die Wirkung der Schmerztabletten ließ allmählich nach, ebenso mein Schock über den Keuschheitszauber. Ich würde schon rauskriegen, wie ich ihn wieder loswerden konnte, aber da ich ohnehin keinen »Braten in der Röhre« haben wollte, war es mir im Moment nicht weiter wichtig.
    Hugh saß mit einem stoischen Ausdruck auf der Bank mir gegenüber und gab rosa Staubwolken von sich, die sich auf seine schwarzen Haare und seine mächtigen Schultern legten. So gleichgültig, wie er vorzugeben versuchte, war er also nicht.
    »Also, was ist los, Hugh?«, erkundigte ich mich.
    Er hielt warnend einen salamidicken Finger hoch und deutete mit dem Kopf auf die uniformierte Hexe neben ihm, die dabei war, einen Zauber zu wirken. Ich nickte und lehnte mich wieder zurück. Im Wageninnern roch es nach Urin, Salbei und verdorbenem Fleisch, eine Mischung, bei der einem schlecht werden konnte. Ich wünschte, ich hätte ein Fenster öffnen können. Besorgt starrte ich nach draußen.
    Hugh hatte uns getrennt, nachdem er einen raschen Blick auf Finn geworfen und sich Ricous schlüpfrige Erklärung angehört hatte. Ich war im ersten Wagen mit Hugh und der WPC gelandet, Finn im zweiten und ein charmesprühender Ricou zusammen mit einer errötenden Sylvia im dritten. Ich vermutete, dass Hugh es eilig hatte und es am einfachsten fand, alle Beteiligten einzupacken und mitzunehmen. Wir hatten ohnehin ziemliches Aufsehen erregt; zweifellos würde man unsere »Festnahme« inzwischen bereits im Internet und in den Lokalnachrichten bewundern können, da zahlreiche Touristen ihre Handykameras hochgehalten und eifrig mitgefilmt hatten, bis wir hinter den Einwegscheiben der Polizeiwagen verschwunden gewesen waren.
    Auch als wir am Tower Hill vorbeifuhren, wo früher die öffentlichen Hinrichtungen stattfanden (kein angenehmer Gedanke, wenn man in einem Polizeiauto sitzt), zogen wir neugierige Blicke auf uns. Heutzutage fanden Hinrichtungen in den sumpfigen Einöden rund um Dartmoor statt, und zu denen waren nur ausgewählte Vertreter der Öffentlichkeit zugelassen. Als wir am Kriegerdenkmal vorbeifuhren, fiel mein Blick auf einen großen Raben, der daraufhockte und zu uns hinsah. Ob das Jack Rabe war? Und wenn ja, war er auch der Rabe gewesen, den Sylvia im Dazwischen hatte verschwinden sehen? Schwer zu sagen, aus zehn Metern Entfernung sah ein Rabe wie der andere aus.
    Und dann war da noch dieses andere Rätsel: Hatte sich tatsächlich ein Tor zur Zwischenwelt geöffnet? Und hatte Victoria Harrier versucht, mich zu entführen? Aber wieso? Mir fiel Sylvias seltsame Bemerkung ein, dass Ana alles tun würde, damit sich der alte Donn im Grabe umdreht. Aber wie kam sie darauf? Wenn es ein Grab gab, dann musste es leer sein, denn wir Fae lösen uns auf, wenn wir sterben, unsere Körper verschwinden. Hatte Sylvia das also metaphorisch gemeint, oder war der alte Donn vielleicht gar nicht so tot, wie jeder mir weismachen wollte? Und was hatte das alles mit dem Fluch zu tun?
    Ich spürte, wie mich Magie kribbelnd überlief; die Polizistin musste ihren Zauber also beendet haben. Ich drehte mich zu ihr um und musterte sie neugierig: ordentlicher schwarzer Haarknoten, hübsches Gesicht und volle plumpe Lippen, die aussahen, als ob sie gerade geküsst worden wären, auch wenn sie sie im Moment grimmig zusammenpresste. Jetzt erkannte ich sie. Es war Constable Martin, die Polizistin, die vorgestern den Tatort bewacht hatte, am Dead Man’s Hole, der uralten Begräbnisstätte unter der Tower Bridge, wo man das tote Rabenmädchen gefunden hatte.
    Sie hielt eine kleine Glaskugel von der Größe einer Mandarine behutsam in beiden Händen. Rosa Rauch schien darin zu wabern, durchzogen von roten Streifen. Ich schaute genauer hin, um zu sehen, was es für ein Zauber war, aber die Farben veränderten sich nicht, was bedeutete, dass ihn jeder auslösen konnte. Ein Vorteil für die Trolle, die ja keine Magie beherrschten. Wir alle sahen zu, wie die Farben langsam verblassten und nur noch grauer Rauch zurückblieb. »Okay, Sarge« –

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