Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic
bekümmert seinen Hut.
»Könnte sie was mit der Morrígan zu tun haben?«, erkundigte ich mich.
»Ihr Vater kommt vom Rath Cruachán «, antwortete Ricou mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln, »das ist im County Roscommon, wo die MacCúailnge herstammen und damit auch der alte Donn. Es wäre also möglich.«
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37. K apitel
I ch stand draußen vor der Begräbnisstätte ans Geländer gelehnt und ließ mir den scharfen Wind um die Ohren pfeifen. Er brachte den Ozongeruch des Flusses mit sich; Regen lag in der Luft. Hugh hatte sogleich auf Detective Sergeant umgeschaltet, als er Ricous Information über Aoifes mögliche Verbindung zur Morrígan hörte, und uns zu offiziellen Aussagen in die Polizeiwagen gebeten. Ich erzählte ihm alles über die Morrígan, die Träume, den Coffin Club und die Vamps und alles, was mir sonst noch einfiel (und nicht unter den Verschwiegenheitsknebel der Urmutter fiel). Danach bat er mich zu warten, er müsse einigen Dingen nachgehen.
Ich schlug die Zeit tot, indem ich auf meinem Handy im Internet nach Informationen über Rath Cruachán suchte. Ich fand unter anderem einen Hinweis auf den Táin Bó Cúailnge – den Rinderraub von Cooley –, der um den Besitz des Donn Cúailnge, eines Zuchtbullen, ausgefochten worden war. Und dieser Donn Cúailnge hatte ein romantisches Verhältnis mit der Morrígan gehabt (obwohl, es fiel mir schwer, die Worte »Zuchtbulle« und »romantisch« in Einklang zu bringen), und das Resultat dieser Romanze war offenbar der alte Donn gewesen. Was bedeutete, dass der alte Donn ein gehörnter Wylde Fae war und deshalb sehr wahrscheinlich das Wesen sein konnte, das mir die Urmutter am Ende meines Besuchs an den Himmel gezeichnet hatte. Für mich wäre er damit der Hauptverdächtige gewesen – wenn mir nicht jeder versichert hätte, dass er mausetot sei. Also blieb mir nichts anderes übrig, als davon auszugehen, dass dieses Bildnis am Himmel rein symbolisch gewesen war, was mir bei der Aufklärung des Falls natürlich nicht weiterhalf.
Schwere Schritte näherten sich, ich blickte auf und sah Hugh auf mich zukommen, zwei Pappbecher in der Hand. »Besteht irgendeine Möglichkeit, dass du mir verrätst, was ihr bisher herausgefunden habt?«, fragte ich und fügte gleich noch hinzu: »Immerhin stehen die Tode mit dem Fluch in Verbindung, und bei diesem letzten werde ich …«
»Wenn du mich auch mal reden lässt?«, sagte Hugh und reichte mir mit einem freundlichen Lächeln, bei dem seine strahlend weißen Zähne in seinem kantigen rötlichen Gesicht aufblitzten, einen der Pappbecher: heiße Schokolade. »Nach Prüfung aller Aussagen und auch unseren eigenen Ergebnissen scheint es, als ob, wer immer hinter den Morden an den Faelingen steckt, die Zwischenwelt, die zum Tower von London gehörte, wieder errichtet hat.«
»Und dorthin wollte mich Victoria Harrier locken.« Ich wärmte meine Hände an dem heißen Becher. Jetzt war ich heilfroh, dass Sylvia so aufmerksam gewesen war und Victoria Harriers Pläne in letzter Sekunde vereitelt hatte.
»Ja, Victoria Harrier scheint tatsächlich im Zentrum der ganzen Geschichte zu stehen«, sagte Hugh. »Sie sitzt im Vorstand einer Fernsehproduktionsfirma namens Adonis Films, die eine Serie historischer Dokumentationen über den Tower dreht. Wir denken, dass sie auf diese Weise Zugang erlangt hat. Auch kursieren Gerüchte auf den Straßen, über befristete Arbeitsverträge für Faelinge, die sich bis zu Adonis zurückverfolgen lassen. Adonis bestreiten natürlich jegliche Kenntnis davon.«
»So kommen sie also an die Mädchen ran«, bemerkte ich grimmig.
»Ja«, stimmte mir Hugh zu. »Adonis Films ist auch die Produktionsfirma, die die Reality-Dokus im Morgan Le Fay College dreht – wo Victoria Harrier im Elternvorstand sitzt. Die Doppelgänger-Zauber scheinen ihren Ursprung dort zu haben.«
»Wow, sie hat ihre Finger wirklich überall drin!«
Hugh nickte. »Adonis Films und das College unterstehen beide der Merlin Foundation, dem gesetzgebenden Organ der Hexen. Victoria Harrier ist eine der Direktorinnen der Stiftung; natürlich überprüfen wir auch diese Spur.«
»Ja, sie hat die Merlin Foundation erwähnt – scheint ein Riesenfan zu sein.« Ich nahm einen Schluck heiße Schokolade. »Es ist nur – irgendwie kann ich mir Victoria Harrier nicht als kriminelles Genie vorstellen. Ich meine, sie ist natürlich intelligent und all das, aber wieso Faelinge? Und was hat das Ganze mit dem Fluch zu tun?« Mir
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