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Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Titel: Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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dieser ganze Ellen-Ripley/Alien-Scheiß?
    Die leisen Schritte blieben neben mir stehen, und etwas Weißes nahm mir die Sicht auf die Zimmerdecke.
    »O Mist! Die Mutter wird mir die Zweige stutzen, falls du zerbrochen sein solltest«, brummelte eine Stimme.
    Mein noch etwas verschwommener Blick fiel auf ein Paar silberner Riemchensandalen, die in der bereits gerinnenden Blutpfütze neben meinem Kopf standen. Ein Absatz war abgebrochen, und der rosa Nagellack auf den Zehen war teilweise abgesplittert. Die Füße sahen nicht bedrohlich aus, aber der Schein konnte trügen, wie ich sehr wohl wusste; wer immer sich da durch meine Abwehrzauber gekämpft hatte, konnte mich wahrscheinlich auch überwältigen, abgesplitterter Nagellack hin oder her. Ich besah mir die dürren Fußgelenke und hangelte mich dann an den schlimm zerkratzten Streichholzbeinen hinauf, die in weißen Radlerhosen endeten. Darüber spannte sich wie ein Zelt ein mit rosa Blümchen gemusterter weißer Rock. Etwas an diesem Rock kam mir eigenartig vor … wie er sich bauschte, als würde die Trägerin auf dem Lüftungsschacht einer U-Bahn stehen. Dürre, langfingrige Hände strichen den Rock glatt, während die Trägerin des Kleids sich vorbeugte, um mich genauer in Augenschein zu nehmen. Ihre großen runden Augen leuchteten wie polierte grüne Klick-Klack-Kugeln in ihrem schmalen Gesicht, und die Tatsache, dass sie keine Augenbrauen hatte, verlieh ihrem Antlitz etwas Unfertiges. Auf dem Kopf saß ein zerkratzter rosa Fahrradhelm, dessen zerrissenes Riemchen neben ihrer linken Wange herunterbaumelte.
    Himmel, eine Dryade. Ich stöhnte innerlich. Und auch noch Sylvia, Lady Isabellas höchsteigene Tochter, wenn ich mich nicht irrte. Das letzte Mal, als wir uns begegnet waren, hatte sie versucht, mich zu entführen.
    Diesmal jedoch waren ihre Absichten, wie ich vermutete, freundlicherer Art – der Hochzeitslader sozusagen, die designierte Schlichterin, die die Werbungsbedingungen aushandelte. Hoffte ich wenigstens. Denn für eine Prügelei fehlte mir im Moment die Kraft.
    »Sind Sie verletzt, Ms Taylor?«, kreischte sie mit schriller Stimme und piekste mich mit einem ihrer spitzen Finger in die Schulter.
    Ich zuckte zusammen – hielt sie mich etwa für taub!? – und schlug ihre Hand weg. »Das wirst du gleich sein, wenn du es noch einmal wagst, mich anzufassen«, stieß ich zwischen zusammengepressten Lippen hervor. Dann deutete ich auf meine Augen. »Augen offen, schon bemerkt?«, sagte ich sarkastisch.
    »Das muss nicht heißen, dass du auch bei Bewusstsein bist. Oder am Leben«, fügte sie hinzu und richtete sich auf, ihren Rock nach unten drückend, der sich immer noch temperamentvoll bauschte.
    »Ich hab mich bewegt! Tote bewegen sich nicht!« Normalerweise jedenfalls nicht.
    »Du hast gezuckt, als hättest du einen epileptischen Anfall«, widersprach sie, »das ist was anderes als ›sich bewegen‹. Und du bist voll Blut.«
    »Lammblut«, brummte ich mürrisch und musterte die traurigen, geplätteten Überreste meines Rosy-Lea-Bechers und meine unangenehm feuchten, blutbesudelten Jeans. Ich machte mir eine geistige Notiz: Nächstes Mal unbedingt erst den Becher wegstellen, wenn jemand vorhat, dich mit einem Alien-inspirierten Illusionszauber zu belegen. »Das war mein Abendessen«, murrte ich.
    Sie neigte den Kopf zur Seite. »Wirst du das Blut jetzt vom Fußboden auflecken?«, fragte sie interessiert.
    Igitt ! »Nein!«
    »Ach.« Das klang enttäuscht. »Na ja, aber du solltest dankbar sein, dass ich da war, um dich zu retten.«
    Mich retten?! Sprach da die Geisterstimme von Stirnband aus ihrem gechannelten Mund? Da es mir allmählich langweilig wurde, ihr ständig unter den Rock schauen zu müssen, und ich außerdem keine größeren Schäden von diesem Zauber – was immer er auch gewesen sein mochte – davongetragen hatte, den Tavishs neue Mätresse (oder was immer sie auch sein mochte) mir angehängt hatte, versuchte ich, mich aufzurappeln, was wunderbarerweise problemlos gelang.
    »Jetzt pass mal auf, Sylvia« – ich piekste sie scharf genug in die Schulter, dass sie einen Schritt zurücktaumelte – »selbst wenn du zu meiner Rettung herbeigeeilt bist, was zweifelhaft ist, bist du immer noch eine Dryade, und die Dryaden müssen schon viel, viel mehr für mich tun, bevor ich anfange, ihnen dankbar zu sein.«
    »Manno, du bist ganz schön undankbar«, murrte sie und rieb sich die Schulter.
    »Jetzt spiel nicht die Beleidigte, Sylvia«,

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