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Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Titel: Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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anmutige Kreisbewegungen mit seinem spitzenumhüllten Handgelenk und machte eine vollendete Verbeugung aus der Hüfte, ein Bein vorgestellt. Dabei ließ er mich keine Sekunde lang aus den Augen, und ich hatte das ganz eigenartige Gefühl, als fürchte er sich vor mir . »Eine Laune der Königin. Sie hatte Lust darauf, in ein früheres Jahrhundert zurückzukehren, und da musste ihr der Hofstaat natürlich folgen.«
    »Willst du damit sagen, dass Königin Clíona durch die Zeit reisen kann?«, fragte ich verblüfft. »Mehrere hundert Jahre weit?«
    Er richtete sich wieder auf und musterte mich nachdenklich. »Hab ich das gesagt? Ich weiß nicht, Püppchen, aber möglich wär’s vielleicht. In den Schönen Landen ist die Zeit keine fixe Größe so wie in der Menschenwelt.« Er warf einen Blick über seine Schulter, und ich glaubte ein Kerzenflackern zu sehen anstatt des Sonnenscheins … doch dann war es wieder fort. »Ich bin zu dir in genau diese Zeit gekommen, weil ich es so wollte. Aber wer weiß, wo und wann in der Menschenwelt ich gelandet wäre, wenn ich keine bewusste Entscheidung getroffen hätte?«
    »Das ist aber keine Antwort, Tavish.«
    »Vielleicht gibt’s ja keine.«
    Typisch Tavish. Und doch … eine Idee begann Form anzunehmen. Vielleicht war er ja nicht nur ausweichend, vielleicht wollte er mir etwas durch die Blume sagen, das er nicht offen aussprechen konnte? Ich ließ diese Idee fürs Erste allein weiterwachsen und sagte: »Also, was will Clíona von mir?«
    »Nichts, soweit ich weiß. Ihr Angebot steht nach wie vor. Du kannst jederzeit in den Schönen Landen Zuflucht suchen. Mir hat sie jedenfalls nichts Gegenteiliges gesagt.«
    Ihm vielleicht nicht, aber das hieß noch lange nicht, dass sie es auch so meinte. War das der Grund seines Hierseins? Um ein Treffen mit der Königin zu vereinbaren? Nach meinem Ausflug in den Disney-Himmel war das vielleicht keine so schlechte …
    »Ich will mit ihr reden, Tavish. Ich möchte sie fragen, ob sie mir noch irgendwas verraten kann, egal was, und wenn’s ihr noch so unwichtig erscheint.«
    »Einen Besuch wird sie dir nicht erlauben, Püppchen. Wenn du mal dort bist, darfst du nicht wieder weg.«
    »Wird sie dann vielleicht hierherkommen, um mit mir zu reden?«
    »Die Ladys Isabella und Meriel werden ihr wohl kaum die Tore zur Menschenwelt öffnen.«
    »Ach was! Du stehst doch auch hier und redest mit mir! Wieso kann sie nicht dasselbe tun?«
    »Weil sie eine Königin ist, Püppchen. Die lungern nicht auf Türschwellen herum, um ein Schwätzchen zu halten.«
    Kacke. Aber wenn er nicht auf Clíonas Geheiß hier war, wieso dann? Grübelnd starrte ich in meinen Becher voll Blut. Und wieder tauchte diese Idee in meinem Kopf auf. »Tavish, du hast gesagt, du hast entschieden hierherzukommen, zu mir, zu diesem Zeitpunkt. Aber die Königin ist mit ihrem Hofstaat in eine andere Zeit umgesiedelt …« Ich legte den Kopf schief. »Heißt das, man kann sich aussuchen , in welcher Zeit man hier auftaucht?«
    Er senkte das Kinn und musterte mich interessiert. »Hab’s noch nie versucht, Püppchen.«
    »Könntest du nicht in die Zeit zurückreisen, als die Königin diesen Fluch ausgesprochen hat, und sie bitten, es nicht zu tun?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, das wäre unmöglich. Man kann nicht die Zeit ungeschehen machen, die zwischen zwei Wesen bereits verflossen ist; der Pfad der Königin und der meine sind bereits beschritten worden.«
    »Okay, aber wie wär’s mit mir? Ich habe die Königin noch nie getroffen, ich könnte zurückreisen …«
    »So funktioniert das nicht, Püppchen. Der Fluch existiert nicht erst seit dem Zeitpunkt, an dem ihn die Königin ausgesprochen und ihm dadurch Substanz gegeben hat, sondern schon viel länger. Wie eine Quelle, die aus dem Boden sprudelt, nicht dort entstanden ist. Und selbst wenn du die eigentliche Quelle ausfindig machen und den Strom umleiten würdest, der Fluss würde trotzdem existieren …«
    Er verstummte jäh. Ein dünner grüner Arm schlang sich um seine Taille; ein feines Goldkettchen mit zarten goldenen Schlüsselchen baumelte an dem dürren, faltigen, aber offensichtlich femininen Handgelenk. Ferne Musik drang an mein Ohr – eine Harfe? Tavish schaute sich um und schien dabei zu verschwimmen, als wäre plötzlich eine Milchglasscheibe zwischen uns heruntergefahren.
    Die Glasscheibe klarte auf. »Sie will, dass du siehst, was kommt«, flüsterte er und ließ mutlos den Kopf sinken. Die Perlen in seinem Haar

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