Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic
schnellte hervor und fing katzenhaft den Blutstropfen auf, der an ihrem Mundwinkel klebte. Sie wankte und wäre beinahe umgekippt. Meine Hand schoss automatisch vor und hielt sie am Ellbogen fest. Sie stieß ein heiseres Lachen aus und berührte mit dem Zeigefinger meine Halsschlagader. Ich spürte, wie sich ein starkes Lustgefühl in meinem Körper ausbreitete, und etwas wie Flügel streifte meinen Geist.
Mesmer . Die verdammte Blutsaugerin versuchte mich einzuwickeln! Zornig schlug ich ihre Hand weg. »Sie sind ja betrunken«, sagte ich vorwurfsvoll.
»Ja, aber sicher.« Sie giggelte. Diesmal stupste sie mich mit dem Finger in die Brust. Ich taumelte einen Schritt rückwärts. Sie drehte sich zur Tür, stellte sich breitbeinig hin und schlug dann mit der Faust das rautenförmige Sichtfenster ein. Sie packte die Fensteröffnungen mit beiden Händen und zog. Zunächst geschah gar nichts. Dann ertönte ein lautes, metallisches Kreischen, und ein Riss entstand dort, wo das V zusammenlief. Francine stieß einen gutturalen Schrei aus. Ihre Hals- und Rückenmuskeln schwollen an, während sie aus Leibeskräften zog. Die Stahltür hatte keine Chance und riss mit einem lauten Kreischen auseinander, als wäre es Pappe.
»Shit!«, murmelte ich beeindruckt.
»Der Tür, er ist offen.« Sie krümmte sich giggelnd, stolperte rückwärts gegen die andere Gangseite und plumpste auf ihren Allerwertesten. Ich wollte ihr zu Hilfe eilen, aber sie wedelte abwehrend mit den Armen. »Die Motten«, flüsterte sie. Dann säuselte sie mit lauterer Stimme: »Kommt, meine Schönen, kooommt, fliegt zu mir. Flieegt, flieeegt!«
Mit flatternden Kleidchen kamen sie eine nach der anderen durch die zerstörte Tür gesprungen. Ohne sich bei uns aufzuhalten, liefen sie sofort den Gang entlang zum Ausgang, einen Blut- und Lakritzgeruch hinter sich herziehend.
Ich spähte geduckt ins Zimmer. Lucys Geist kauerte schützend über ihrem Körper. Darius versuchte noch immer, imaginäre Motten zu erhaschen. Ängstlich umklammerte ich den einen mageren Blutbeutel. Allmählich wurde mir ganz anders. Aber nein, ich durfte mich jetzt nicht drücken. Alles, was ich tun musste, war, ihm den Beutel ins Gesicht zu klatschen und zu hoffen, dass seine Zähne ihn erwischten. Dann konnte ich ihn mit meiner Magie lahmlegen.
Ich bückte mich, um durch die Tür zu schlüpfen, da spürte ich einen scharfen Schmerz in meinem Unterarm. Ich zuckte zusammen und starrte verblüfft an mir herab. Aus einem fast zehn Zentimeter langen Schnitt an der Innenseite meines Unterarms sickerte Blut. Francine lag schwankend auf allen vieren vor mir, in der Hand einen kleinen Bronzedolch.
»Was soll das, zum Teufel noch mal?«, fragte ich erbost.
»Der Arm, du halten ihn hoch.« Sie starrte mich mit einem benommenen Stirnrunzeln an und versuchte zu demonstrieren, indem sie ihren eigenen Arm unter ihr Kinn hob. Dabei wäre sie beinahe aufs Gesicht gefallen, fing sich aber wieder. »Darius, dann er kann nicht an deinen Hals.«
Ich schluckte meinen Ärger hinunter; sie meinte es offensichtlich gut mit mir. Gehorsam nahm ich den Blutbeutel in meine blutende andere Hand und hielt meinen Unterarm schützend vor meine Kehle. Dann – bevor sie mir noch etwas Gutes tun konnte – betrat ich das Zimmer.
Darius erstarrte schnüffelnd. Seine Augen richteten sich wie von selbst auf mich. Die illusionären Motten hatte er vollkommen vergessen. Seine Augen waren blutunterlaufen, die Pupillen milchig. Er schien in seiner Raserei blind zu sein, gehorchte nur mehr seinem Geruchssinn. Ich spürte einen Ruck an meinem Geist, als würde er versuchen, mir eine Gedankenfessel anzulegen. Doch ich wischte sie beiseite.
Ich musste ihn nur kurz berühren, das genügte. Haut an Haut. Bloß gut, dass er nackt war; Haut gab es also genug zur Auswahl.
Ich legte den metaphysischen Schalter in meinem Geist um, und schon strömte die Magie aus mir heraus, erleuchtete das Zimmer, als würde die Sonne hereinscheinen. Dünne magische Fäden streckten sich tastend in alle Richtungen aus, in der Hoffnung, etwas zu erhaschen. Den Beutel wie einen Schild vor mich haltend, duckte ich mich zum Sprung. Ich hatte Darius’ Waden anvisiert – die waren so weit von seinen Zähnen weg, wie es nur ging.
Aber Darius kam mir zuvor. Fauchend wie ein wildes Tier sprang er mich an und warf mich zu Boden, dass mir die Luft wegblieb. Mein Kopf schlug heftig auf dem Teppich auf, und ich spürte, wie mir ein scharfer Schmerz in die
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