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Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Titel: Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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linke Niere fuhr. Als hätte ich alle Zeit der Welt, hob ich den Kopf und bewunderte die scharfe schwarze Metallstange, die aus meinem Zwerchfell herausragte: ein Stück von dem zerstörten Bettgestell. Und alle Zeit der Welt, um zuzuschauen, wie Darius sich rittlings auf mich setzte, Zeit genug, um dem Hämmern meines Herzens zu lauschen, den Honigduft meines Bluts zu riechen, seinen totenschädelähnlichen Kopf auf mich zukommen zu sehen, zu spüren, wie er meinen Kopf zurückriss und meine Kehle entblößte …
    Aber nicht genug Zeit, um den Arm hochzureißen und ihm den Blutbeutel ins Gesicht zu drücken.
    Darius biss zu, seine Zähne bohrten sich in meinen Hals, in meine Halsschlagader.
    Und ich spürte nichts mehr, außer einem blendenden, rot glühenden Schmerz.

justify
    24. K apitel
    E r hielt Gennys Hand und schaute auf sie hinab, wie sie da lag, friedlich schlafend. Sie war so hübsch wie Sonne im Marmeladenglas, so hatte es seine Mom immer genannt. Er war so glücklich. Jetzt, wo Genny da war, würde alles gut werden, Genny würde es schon richten. Er durfte jetzt bloß nicht ihre Hand loslassen, damit sie nicht verschwand, und dann würde sie alles richten. Er hatte was Schlimmes angestellt, aber das hatte er nicht gewollt, er hatte nur einen so fürchterlichen Hunger gehabt. Aber er war ein braver Junge. Er war immer brav gewesen …
    Bevor er es verhindern konnte, dachte er an seine Kindheit. Wie er es gehasst hatte, Nacht für Nacht im Bett zu liegen und zuhören zu müssen, wie die Haustür ins Schloss fiel, wie seine Mom ihn verließ, um zur Nachtschicht zu gehen. Wie verzweifelt er sich danach gesehnt hatte, ihr nachzurufen: Geh nicht! Bleib bei mir! Aber er hatte es nie getan; er war brav gewesen. Und dann das Warten. Zuhören, wie der Kühlschrank zugeschlagen wurde, darauf warten, dass die zweitletzte Treppenstufe knarzte, wie das Licht im Gang, das durch den Spalt unter seiner Tür hereinfiel, ausgeschaltet wurde. Wie sich der Türknauf drehte, wie die Tür quietschend aufging …
    Und dann die Stimme: »Schön brav sein, Daryl, wir wollen doch nicht, dass sich deine Mom aufregt, oder?«, flüsterte sein Stiefvater. »Dass ihr was zustößt? Also sei ein braver Junge, wie du’s versprochen hast.«
    Und er war immer ein braver Junge gewesen, wie er’s versprochen hatte. Er hatte versprochen, seiner Mom nichts zu sagen, es niemandem zu sagen. Und er hatte sein Versprechen gehalten. Immer.
    Aber jetzt hatte er Genny was Schlimmes getan. Ihm war auf einmal so schrecklich zumute, so traurig und verzweifelt, und das machte ihn wieder hungrig. Er schaute auf sie hinab, auf ihre schimmernde Hand, und auf einmal war er wieder froh. Sie war nur kurz fortgegangen, aber jetzt war sie wieder da. Und sie würde auch nicht mehr fortgehen, solange er ihre Hand festhielt. Und sie würde alles richten.
    Sonne im Marmeladenglas.
    Die Gedanken und Erinnerungen – Darius’ Gedanken und Erinnerungen, wie mir jetzt klar wurde – drehten sich in meinem Kopf im Kreis wie ein Kinderkarussell. Mir wurde bewusst, dass ich weinte, um das Kind von damals und um Darius jetzt. Ich spürte, wie mir die Tränen übers Gesicht liefen, konnte aber nichts sehen außer den hellen Schein meiner Magie. Ich spürte, dass er meine Hand hielt, nur dass es sich komischerweise so anfühlte, als würde ich seine Hand halten. Aber das war unmöglich, denn seine Hand konnte sich in meiner großen Hand unmöglich so klein und schlaff anfühlen.
    »Darius?«
    Ich schaute auf, als ich seinen Namen hörte, und die Magie verblasste ein wenig. Francine kam durch die zerstörte Tür und ging langsam, beinahe ängstlich auf mich zu.
    Ich spürte, wie sich mein Mund bei ihrem Anblick zu einem breiten Grinsen verzog – ich war so froh, sie zu sehen. Sie streckte das Kinn vor, es war nur eine winzige Bewegung, aber auch das verriet mir, dass sie sich fürchtete. Aber warum sollte sie sich vor mir fürchten? Ich/Darius wollte ihr sagen, dass jetzt alles gut war, jetzt, wo sie und Genny da waren, aber irgendwie konnte ich nicht richtig denken.
    Er liebte Francine, sie war so klein und rund und kuschelig und sexy, und sie hatte sich um ihn gekümmert, auch schon, bevor er die Gabe erhalten hatte. So, wie Genny sich jetzt um ihn kümmerte. Wenn Genny Sonne im Marmeladenglas war, dann war Francine Schokolade, dicke, dunkle Schokolade. Sie hatte ihm gefehlt, sie und die Motten … er hatte was Schlimmes angerichtet, aber er hatte es nicht gewollt, er

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