Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic
also …«
»Du hast Darius dein Blut gegeben«, unterbrach er mich scharf. In seinen Pupillen blitzte es rot auf. »Und ihm damit Tür und Tor geöffnet. Er ist jung und leicht beeinflussbar; du hast ja erlebt, wie ein anderer dies ausgenutzt hat, um Zugang zu dir zu erlangen.«
Ich stieß ein unfrohes Lachen aus – und riss die Nachtkästchenschublade auf. Ich holte einen leeren Blutbeutel heraus und warf ihn aufs Bett. » So bekommt Darius mein Blut. Und er muss für jeden Beutel bezahlen. Nicht viel zwar, aber es geht hier ja auch nicht um den Betrag, sondern ums Prinzip. Und er steht für die nächsten sechs Monate bei mir in der Kreide. Bezahltes Blut oder geraubtes Blut kann nicht gegen dich verwendet werden. Diese Lektion habe ich von dir gelernt. Und jetzt raus hier.«
Er lehnte sich störrisch in die Kissen zurück. »Ich werde bei Tagesanbruch gehen, Genevieve, und nicht eher. Das Bett ist groß genug für uns beide.«
Ich ballte die Fäuste, funkelte ihn zornig an. London war nicht groß genug für uns beide, geschweige denn mein Bett! Aber ihn mit Gewalt hinauszuwerfen war natürlich unmöglich. Ich hätte schreien können, ihm ein Messer in sein kaltes, arrogantes und derzeit nicht schlagendes Herz stoßen wollen! Und dann die restlichen zwei Wodkaflaschen in meinem Kühlschrank leeren, nur um nicht mehr an ihn denken zu müssen, an sein bleiches, perfektes Gesicht …
Ich warf die Flasche auf den Boden, schwang die Beine aus dem Bett und sprang auf. Was ich sofort bereute. Autsch, das tat weh! In der Absicht, im Wohnzimmer zu nächtigen, raffte ich ein paar Kissen zusammen. Aber dann dachte ich: He, das ist mein Bett, und in meinem Bett schlafe ich , egal, wer noch darin liegt. Ich krabbelte vorsichtig unter die Bettdecke und drehte mich zur Wand, so weit von ihm weg, wie es menschen- (oder Sidhe-)möglich war. Mit einem erleichterten Seufzer ließ ich meinen Kopf aufs Kissen sinken.
»Genevieve, ich kann dich heilen …«
»Nein.« Es war mir egal, dass ich mich wie ein trotziges Kind anhörte. »Ich will nicht geheilt werden. Also fass mich gefälligst nicht an. Und versuche keinen von deinen Gedankentricks! Am liebsten wäre es mir, du würdest überhaupt nicht mehr atmen.« Nicht, dass das bei ihm einen Unterschied gemacht hätte.
»Es tut mir ehrlich leid, Genevieve«, sagte Malik mit aufrichtigem Bedauern.
»Wenn’s dir wirklich leidtäte«, stieß ich wütend und, ja, verletzt hervor, »dann würdest du mir sagen, warum du dich mit Tavish zusammengetan hast, warum ich ein so wertvoller Besitz bin, und was da los ist mit Tavish und Mad Max und was das alles mit dem Fluch zu tun hat. Und, ach ja, du würdest mir sagen, was zwischen dir und dem Autarchen läuft.«
Ich starrte an die weiße Wand, bis sie vor meinen Augen verschwamm, aber es kam keine Antwort, was mich nur noch mehr erzürnte. Malik mochte mich im Moment ja für einen wertvollen Besitz halten, aber nicht mehr lange! Fest entschlossen, einen Weg zu finden, ihn aus meinem Leben zu verbannen – egal, was es kostete! –, schlief ich ein.
justify
29. K apitel
T ack, tack, tack, tack.
Das Hämmern in meinem Schädel war so laut, dass ich mich umdrehte, um es loszuwerden. Ich schlug die Augen auf. Und starrte direkt in Maliks leere schwarze Pupillen.
Ich blinzelte. Drei Dinge wurden mir schlagartig klar:
Malik hatte es irgendwie versäumt, im Morgengrauen zu verschwinden, und befand sich jetzt sozusagen im ausgeknipsten Zustand.
Die Sonne sandte einen scharfen Strahl durchs Schlafzimmerfenster, der nur noch wenige Zentimeter von Maliks bloßem Fuß entfernt war und ihn wie ein Laserstrahl zu verbrennen drohte.
Und draußen vor meinem Fenster hockte ein riesiges schwarzes Wesen, das mit scharfem Schnabel an die Scheibe klopfte.
Mein Puls schnellte hoch. Ich sprang mit einem Satz aus dem Bett.
Ein Windstoß, ein Rauschen, das Flattern von Flügeln. Ich wurde in einem Schauer schwarzer Federn zu Boden geschleudert.
Federn.
Mein Mund war voller Federn. Ich hustete und spuckte und versuchte, mir die Dinger aus dem Mund zu klauben. Dicht an meinem Ohr ertönte ein lautes, indigniertes Krächzen. Ein hektisches Flattern, und dann starrte auf einmal ein riesiger Rabe mit seltsam indigoblauen Augen auf mich herab.
Sein scharfer Schnabel war nur Millimeter von meinem Hals entfernt.
Die Morrígan?
Der Rabe begann zu wachsen, überragte mich innerhalb von Sekunden, blockierte das Licht, nahm mir den Fluchtweg. Den Schnabel
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