Bittersueße Sehnsucht
er merkte, wie unangenehm mir das war. „Ich finde es gut – du lässt dich endlich fallen und hast Spaß dabei, genau das möchte ich.“ Er fuhr mir über die Wange und warf mir kurz einen ermutigenden Blick zu.
„Wir sind da“, erklärte er im nächsten Moment, als er auf den Parkplatz des Edelitalieners bog. Als Ryan den Wagen geparkt hatte und mir die Tür aufhielt, taumelte ich mit wackligen Knien und glasigem Blick aus dem Auto. Mir war immer noch heiß und schwindelig. Ein frostiger Luftzug strich unter mein Kleid und ließ mich erschaudern.
Dankbar griff ich nach Ryans hingehaltenem Arm und ließ mich von ihm mitziehen. Auf dem Weg zum Eingang löste er sich plötzlich von meinem Arm und ich spürte, wie er seine Hand auf meinen Rücken legte und sie langsam bis zu meinem Po gleiten ließ. Durch den dünnen Stoff des Kleids brannte die Berührung seiner warmen Hand, wie Feuer auf meiner Haut.
Kaum waren wir eingetreten, sprang auch schon ein adrett gekleideter Kellner auf uns zu. „Johnson – ich habe reserviert.“, erklärte Ryan, nachdem er ihn mit einem Nicken begrüßt hatte.
„Natürlich, wenn Sie mir bitte folgen würden.“, erwiderte der Angestellte mit übertriebener Höflichkeit und führte uns zu einem Tisch, der etwas Abseits in einer separaten Ecke stand und durch eine kleine Trennwand nicht direkt einzusehen war.
Als der Ober mir gerade einen Stuhl anbot, schüttelte Ryan mit dem Kopf und deutete auf die lederne Eckbank, auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches. „Wir werden uns dort hinsetzten, das sieht gemütlicher aus.“, erklärte er dem etwas verdutzten Kellner. „Wie Sie möchten“, erwiderte dieser knapp und reichte uns die Menükarte, als wir Platz genommen hatten; dann ließ er uns allein.
„Was möchtest du trinken – Wein?“ Ryan blickte mich fragend über den Rand seiner Speisekarte an und ein Grinsen zuckte um seine Mundwinkel. Ich nickte zaghaft.
Oh ja, und davon am besten viel!,
schoss es mir durch den Kopf. Ich war immer noch so aufgewühlt, dass ich mir fast sicher war, keinen Bissen runter zu kriegen. Also würde ich das Essen einfach mit ordentlichem Schluck Wein runterspülen. Außerdem konnte ich damit meine sich überschlagenden Gedanken betäuben.
Wie aufs Stichwort kam unser überfreundlicher Ober zurück, um die Getränkebestellung aufzunehmen.
„Können Sie einen Weißwein für die Dame empfehlen?“, wollte Ryan wissen und zwinkerte mir kurz zu. Natürlich erinnerte er sich an den Silvesterabend, als ich bei meinem Verehrer Weißwein geordert hatte, kurz bevor Ryan aufgetaucht war. Der Kellner nickte lächelnd. „Ich rate Ihnen zu einem Lugana Denominazione di Origine Controllata, er schmeichelt dem Gaumen mit floralen Aromen und einer leichten Mandelnote.“ Fasziniert lauschte ich den geschwollenen Ausführungen des Obers und konnte mir nur mit Mühe ein Grinsen verkneifen. Ich hatte noch nie in einem derartigen Restaurant gegessen, in dem ich mir fast ein bisschen fehl am Platz vorkam. Also zuckte ich mit den Schultern. „Klingt gut – den nehme ich.“
„Ich nehme auch ein Glas davon und ein Wasser, bitte.“, orderte Ryan für sich ebenfalls etwas zu Trinken. Unser Kellner nickte eifrig und marschierte mit zackigen Schritten davon.
Drei Minuten später stand er schon wieder parat, entkorkte fachmännisch die Flasche Wein und goss mir ein kleines Schlückchen ein. Ich nahm das Glas entgegen, nippte kurz und nickte ihm zu. Daraufhin schenkte er Ryan ebenfalls ein Glas ein und stellte die Flasche samt Weinkühler auf unseren Tisch. „Haben Sie schon ihr Essen gewählt?“, fragend blickte er zwischen uns hin und her. Als sein Blick auf mich fiel, nickte ich und bestellte mir gratinierten Seeteufel in Proseccoschaum, an Salzkartoffeln mit glasierten Karotten.
„Und ich nehme das Argentinische Rumpsteak auf Rucolabett an Rosmarinkartoffeln.“ Ryan leierte seine Bestellung herunter und reichte dem Ober unsere Karten, der sie dankend entgegennahm und mit einem „Sehr wohl“, Richtung Küche verschwand.
„Auf einen wundervollen Abend, mit einer wunderschönen Frau.“ Lächelnd erhob Ryan sein Glas wir stießen mit klirrenden Gläsern an. „Ich habe dich noch gar nicht gefragt, in welchem Hotel in München du arbeitest.“, begann Ryan ein zwangloses Gespräch.
„Im Munich Palais“, erwiderte ich, „aber dort bin ich erst seit drei Wochen. Vorher war ich im Grand Hotel angestellt.“
„Und warum hast du gewechselt?
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