Bittersueße Sehnsucht
Neue Herausforderung?“ Er legte seine verschränkten Unterarme auf den Tisch, als kümmerte es ihn nicht, in was für einem Schicki-Micki-Laden wir saßen. Andererseits konnte uns auch niemand wirklich beobachten. Es schien fast so, als säßen wir bei mir zu Hause im Esszimmer. Wahrscheinlich hatte er dieses einsame Eck absichtlich reservieren lassen. Einen Moment lang wusste ich nicht, was ich ihm antworten sollte. Die Sache mit Torben Hendriks hatte ich so gut es ging verdrängt, und ich wollte Ryan auch nicht davon erzählen. „Ich…äh…brauchte ein wenig Veränderung.“, druckste ich herum und wich seinem Blick aus.
„Aha“, machte er nur, anscheinend bemerkte er, dass ich dieses Thema nicht vertiefen wollte. Ich war ihm dankbar, dass er nicht weiter bohrte, sondern mir stattdessen von seinen letzten drei Wochen erzählte, wie froh er war, das Projekt endlich abgeschlossen zu haben und sich, genau wie ich, auf ein freies Wochenende freute.
Dann kam unser Essen und entgegen aller Erwartungen, bekam ich sogar richtig Appetit, als mir der köstliche Duft meines Tellers entgegenströmte. Nachdem ich mir mit Ryan auch noch einen gemischten Dessertteller geteilt hatte, lehnte ich mich pappsatt gegen die Rückenlehne der Eckbank. „Das Essen war fantastisch“, erklärte ich Ryan, der auch den Eindruck erweckte, als wäre der letzte Löffel der Panna Cotta fast zuviel gewesen.
„Das war hoffentlich erst der Anfang, eines fantastischen Abends.“, erwiderte er und ein Schmunzeln huschte über sein Gesicht. Plötzlich spürte ich seine Hand auf meinen Oberschenkel. Er ließ sie für einen Moment dort ruhen, ehe seine Finger immer weiter nach oben strichen, bis sie den Spitzenrand meiner Strümpfe erreichten.
In diesem Moment kam der Kellner, um unseren leeren Teller mitzunehmen. Ich spürte, wie meine Wangen rot aufflammten und betete, dass er von diesem Blickwinkel aus nicht sehen konnte, was unter dem Tisch vor sich ging. Gerade als der Ober nach dem Geschirr griff, fuhr Ryans Hand direkt zwischen meine Schenkel. Ich biss mir auf die Unterlippe und unterdrückte mit Mühe einen Aufschrei.
Entweder er bekam wirklich nichts davon mit, oder unser Kellner war so diskret, dass er die Szene einfach ignorierte – was auch immer – er nahm wortlos die Teller und das Besteck und verschwand.
„Was…sollte das denn?!“, zischte ich Ryan entrüstet zu. Hätte er damit nicht warten können, bis wir wieder alleine waren. Oder war es genau das, was er provozieren wollte? Anstatt auf meine Frage einzugehen, blitzten seine Augen herausfordernd auf. „Es tut mir leid, aber die Tatsache, dass du hier neben mir sitzt, mit nichts als einem Kleid, Stümpfen und Schuhen an, macht mich fast wahnsinnig!“ Als wollte er seinen Worten Nachdruck verleihen, nahm er meine Hand vom Tisch und drückte sie auf die harte Stelle zwischen seinen Beinen. Ich vergaß fast zu atmen, als ich fühlte, wie sehr ihn das anscheinend erregte.
Der Kellner kam mit der Rechnung zurück, die Ryan großzügig übernahm. Ich versuchte, über den Rand des Lederetuis zu schielen, um einen Blick auf den Betrag zu erhaschen, doch Ryan klappte es mit einem wissenden Grinsen schnell zu und steckte seine Kreditkarte zurück in die Geldbörse. Ein bisschen unangenehm war es mir ja schon, dass er mich ausgerechnet in ein solch teures Restaurant ausgeführt hatte. Doch anscheinend konnte er es sich leisten. Zumindest machte es den Anschein.
Vor dem Restaurant wartete bereits ein Taxi. Ich warf Ryan einen fragenden Blick zu. „Und was hast du jetzt mit mir vor?“ Ein geheimnisvolles Schmunzeln zuckte um seine Lippen „Kontrastprogramm“, ließ er knapp verlauten und ich zog eine Braue nach oben. „Lass dich überraschen, ich denke, es wird dir gefallen.“ Ich zog eine beleidigte Schnute, doch Ryan schüttelte nur den Kopf und lachte. „Na komm! Steig ein, du wirst es gleich erfahren.“ Ich atmete seufzend aus und zuckte die Schultern. „Na gut.“ Meine Neugier wuchs und deshalb kletterte ich schnell in den Wagen und schnallte mich an.
Nach ein paar Minuten erreichten wir die Isarvorstadt und das Taxi hielt vor einem älteren, unscheinbaren Gebäude, das mit Graffiti besprüht und mit unzähligen Plakaten beklebt war. Zögernd ergriff ich Ryans hingehaltene Hand und stieg aus dem Auto. Mein Blick fiel auf eine kleine Tür, mit geschwärztem Fenster, vor dem ein zwei-mal-zwei Meter Mann stand. Über dem Eingang prangte ein schlichtes
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