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Bittersuesser Verrat

Bittersuesser Verrat

Titel: Bittersuesser Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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Sie?«
    Eve wollte sie mit ihrem Geplapper nur ablenken. Während sie redete, nahm sie Amelies rechten Arm und zog auch aus diesem Schnitt die Silbermünze.
    Das Blut, das von Amelies Hand auf das Grab floss, verlangsamte sich zu einem Tröpfeln und versiegte dann ganz.
    Und Claire fühlte, wie auch die Kälte in ihrem Körper nachließ, während Amelies Wunden heilten. Endlich spürte sie wieder Leben in sich - die Hitze in ihrem Körper, das Schlagen ihres Herzens. Sie fragte sich, ob sich Amelie wohl die ganze Zeit so fühlte – mit dieser eisigen, winterlichen Stille in ihrem Inneren.
    Wenn es so war, dann verstand sie, warum Amelie jetzt hier war.
    Der Nachtwind rüttelte an den Ästen der Bäume und wirbelte Amelies bleiches Haar um ihr Gesicht, sodass ihre Miene verborgen blieb. Claire beobachtete, wie die Wunden am Arm der Vampirin von roten Striemen zu bleichen Linien verblassten und dann ganz verschwanden.
    »Was zum Teufel machst du?«, fragte Michael.
    Amelie zuckte mit den Schultern. »Das ist ein alter Brauch«, sagte sie. »Den Verlorenen Blut zu opfern. Man braucht einen starken Willen und Geschick, um es richtig zu machen.«
    »Und Dummheit sollten Sie nicht vergessen«, sagte Eve. »Die meisten Menschen und erst recht die meisten Vampire würden bei so etwas umkommen.«
    Amelie nickte langsam. »Das hätte passieren können.«
    Michael, der, seinem Gesicht nach zu urteilen, entsetzter war als jeder andere von ihnen, fand endlich seine Sprache wieder. »Warum?«, fragte er. »Warum wolltest du das tun? Wegen Sam?«
    Ein Lächeln oder wenigstens ein Ansatz dazu erschien auf ihren bleichen Lippen. »Dein Großvater wäre sehr böse auf mich, wenn er annehmen würde, dass er der Grund dafür sei. Er würde mich für eine hoffnungslose Romantikerin halten.«
    Eve schnaubte. »Es gibt romantisch und dramatisch und dann gibt es noch idiotisch. Raten Sie mal, was davon hier zutreffen würde.«
    Amelies Lächeln verschwand und etwas von diesem Funkeln trat wieder in ihre Augen. Sie hob ihr Kinn und starrte Eve von oben herab an. »Und du? Wachst du nicht täglich auf und malst dir dein Clown-Make-up ins Gesicht, weil du weißt, dass du dich dadurch von deinen Zeitgenossen unterscheidest? Wie sagt man in deiner Generation noch so schön? Das sagt genau die Richtige?«
    »Bestimmt hätte man das vor ungefähr fünfzehn Generationen so gesagt, aber ja, ich verstehe, was Sie meinen. Und vielleicht stehe ich ja auf Drama, aber hey, wenigstens bin ich keine Ritzerin.«
    »Eine was?«
    »Eine Ritzerin.« Eve zeigte auf Amelies blutige Handgelenke. »Sie wissen schon - schlechte Gedichte, Emo-Musik, ich muss mich selbst verletzen, um mich zu spüren, weil die Welt so schrecklich ist?«
    »Deshalb habe ich nicht...«Amelie verstummte einen Augenblick lang, dann nickte sie langsam. »Vielleicht. Vielleicht fühle ich mich genau so, ja.«
    »Nun, was für ein gottverdammter Jammer«, sagte Eve. In ihrer Stimme lag eine seltsame Kälte, die Claire zum Blinzeln brachte. »Sie wollen am Grab ihres Geliebten dahinsiechen? Bitte schön! Ich bin Goth, ich verstehe das. Aber wagen Sie es nicht, Claire da mithineinzuziehen, sonst werde ich sie auch noch in der Hölle aufspüren und Sie dort pfählen.«
    Selbst Shane starrte Eve an, als hätte er sie noch nie zuvor gesehen. Claire machte den Mund auf, um etwas zu sagen, aber es fiel ihr beim besten Willen nichts ein. Das Schweigen zog sich in die Länge. Schließlich wandte sich Amelie Claire zu und sagte: »Das Armband. Es hat dich über meine... Situation alarmiert.«
    »Alarmiert? Es hätte sie fast umgebracht«, sagte Shane. »Sie haben sie mit sich gezogen. Aber das wussten Sie, oder?«
    Amelie schüttelte den Kopf. »Das wusste ich nicht.« Sie seufzte und sah dabei sehr jung und sehr menschlich aus. Und – wie Claire fand - sehr erschöpft. »Ich hatte vergessen, dass so etwas passieren kann, aber wenn ich jetzt darüber nachdenke, erscheint es mir gut möglich. Ich muss mich bei dir entschuldigen, Claire. Geht es dir jetzt besser?«
    Claire fror immer noch, aber sie nahm an, dass das eher an dem eisigen Wind und an dem kalten Boden lag als an Magie. Sie nickte und versuchte zu verbergen, dass sie fröstelte. »Mir geht es gut. Aber Sie haben eine Menge Blut verloren.«
    Amelie zuckte die Achseln, nur eine kleine Bewegung der Schultern, als wäre das gleichgültig. »Ich werde mich wieder erholen.« Sie klang nicht besonders begeistert davon. »Geht jetzt. Ich muss es

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