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Bittersuesser Verrat

Bittersuesser Verrat

Titel: Bittersuesser Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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»Hören Sie auf damit, was immer Sie da gerade tun. Sie tun Claire weh.«
    »Tue ich das?« Amelie sprach langsam und wie aus weiter Ferne, so als wäre sie meilenweit weg, aber als würde sie durch den Körper vor ihnen sprechen. »Entschuldige.«
    Sie rührte sich nicht. Sie sagte auch nichts weiter. Shane und Michael wechselten einen Blick und Michael erhielt eine deutliche Botschaft: Wenn er nichts unternähme, dann würde Shane etwas unternehmen, und das wäre dann alles andere als schön.
    Michael streckte die Hand nach Amelie aus, um ihr aufzuhelfen. Sie ging auf ihn los, ganz plötzlich vollkommen lebendig und furchtbar erzürnt. Ihre Augen loderten blutrot in ihrem absolut weißen Gesicht auf ihre Vampirzähne klappten in einem scharfen, tödlichen Winkel nach unten. »Rühr mich nicht an, Junge!«
    Er trat zurück und hob kapitulierend die Hände hoch. Amelie blitzte ihn - sie alle - noch ein paar Sekunden lang an, dann starrte sie wieder auf das Grab vor sich. Das Rot verflüchtigte sich und ihre Augen waren jetzt blassgrau und wirkten wieder abwesend.
    Amelies Wutausbruch war wie der Sommer durch Claire hindurchgeströmt und hatte für einen Augenblick die Kälte verjagt. Sie wand sich in Shanes Armen und er ließ sie herunter. Claire warf die Decken ab, alle bis auf die letzte, und kauerte sich gegenüber von Amelie auf der anderen Seite des Grabes nieder.
    Amelie sah geradewegs durch sie hindurch, selbst als Claire ihr Handgelenk hochhielt und ihr das Armband zeigte. Das Gold überzog sich bereits wieder mit Eis und Claire spürte, wie die heimtückische Kälte wieder zurückkam.
    »Sie sind feige«, sagte Claire.
    Amelie fasste sie mit einem Mal ins Auge. Keine weitere Reaktion, aber das genügte schon: Claire wünschte sich, den Mund gehalten zu haben und alles zurückzunehmen.
    Stattdessen holte sie jedoch tief Luft und machte weiter. »Glauben Sie etwa, Sam wollte, dass Sie hier herumsitzen und wünschten, Sie wären tot? Ich meine, ich verstehe, dass Sie leiden. Aber Sie benehmen sich, als wären Sie noch an der Highschool.«
    Amelie machte ein finsteres Gesicht, ganz leicht - nur ein winziges Runzeln der Stirn. »Was ist mit deinem Gesicht passiert?«
    Oh. Der Sonnenbrand. »Um mich geht es jetzt nicht. Was ist mit Ihnen? Es fühlt sich so... kalt an.«
    Beim Reden fiel ihr auf, dass etwas mit Amelies Händen nicht stimmte. Sie trug Handschuhe... dunkle Handschuhe. Nein, das stimmte nicht. Man konnte an manchen Stellen weiße Haut durch... das Blut sehen.
    Das Blut. Ihre Hände waren von Blut bedeckt. Und an ihren Handgelenken waren Schnitte, tiefe Schnitte. Sie müssten eigentlich heilen, dachte Claire, während sich die Haut auf ihrem ganzen Körper anspannte und sie vor Schock und Panik schauderte. Sie hatte keine Ahnung, weshalb Amelies Wunden offen blieben und weiterbluteten; Vampiren passierte das sonst nicht.
    Doch Amelie hatte einen Weg gefunden. Und das bedeutete, dass sie versuchte, sich umzubringen, und zwar wirklich. Das war kein melodramatischer Hilferuf. Sie hatte keine Hilfe erwartet oder gesucht.
    Deshalb war sie so zornig.
    Claire war zu Tode erschrocken. Was soll ich tun? Was soll ich sagen? Sie sah zu Michael hinauf, aber er stand ein Stückchen hinter Amelie - er konnte nicht sehen, was sie sah.
    Aber Eve sah es. Anders als Claire zögerte sie nicht. Sie ließ sich neben Amelie ins kalte Gras auf die Knie fallen, packte den linken Arm der Vampirin und drehte ihn so, dass das Handgelenk nach oben zeigte. Etwas ragte aus der Wunde heraus und Claire wurde ein wenig blass, als ihr klar wurde, dass Amelie eine Silbermünze in die Wunde gesteckt hatte, um sie am Heilen zu hindern.
    Eve zog sie heraus. Amelie erschauerte und in Sekundenschnelle schloss sich der Schnitt von selbst und das Blut hörte auf zu fließen.
    »Närrisches Kind!«, zischte sie und stieß Eve zurück, als sie nach dem anderen Arm greifen wollte. »Du weißt nicht, was du tust!«
    »Ihr Leben retten? Nein, ich weiß, was Sie beabsichtigen. Jetzt reißen Sie sich zusammen. Wenn Sie mich beißen, dann schwöre ich, dass ich Sie pfählen werde.«
    In Amelies Augen wirbelte es rot, doch dann nahmen sie wieder ihre normale, nicht-ganz-menschliche graue Farbe an. »Du hast keinen Pfahl.«
    »Wow, Sie nehmen's aber wörtlich. Vielleicht habe ich jetzt im Moment keinen, aber legen Sie es ruhig darauf an. Wenn Sie mich beißen, gilt die Wette, Alte... Ich meine damit nicht, dass sie alt sind, das sagt man nur so. Wissen

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