Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bittersuesser Verrat

Bittersuesser Verrat

Titel: Bittersuesser Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
Vom Netzwerk:
auf dich zählen kann.«
    Ihre Blicke trafen sich und Claire schauderte ein wenig. Morley war eine Mogelpackung; Oliver nicht. Er war der Typ, der tat, was er sagte, wenn er glaubte, damit durchkommen zu können. Auch er wollte Morganville. Vielleicht nicht so sehr, dass er Amelie dafür umbringen würde, aber die Grenze war ziemlich dünn.
    Tatsächlich konnte Claire diese Grenze gerade in Form der schwindenden blassen Narben an Amelies Handgelenk erkennen.
    »Michael und seine Freunde waren so liebenswürdig, mir anzubieten, mich zur Blutbank zu begleiten«, sagte Amelie. »Ich werde mit ihnen gehen. Vielleicht kannst du meinen Wagen dorthin schicken, um mich abzuholen.«
    Olivers Lächeln war scharf wie ein Papierschnitt. »Stets zu Diensten.«
    »Das bezweifle ich aufrichtig.«
    Michael stellte sich an Amelies Seite und sie gingen alle fünf den gewundenen Pfad entlang zurück zum Auto. Als Claire zurückschaute, entdeckte sie keine Spur mehr von Oliver und seinen Leuten oder von Morley. Nur der Friedhof und das schimmernde Mausoleum oben auf d em Hügel lagen hinter ihnen in der Stille.
    »Ist sonst noch jemand der Meinung, dass das total schräg war?«, fragte Shane, während sie ins Auto einstiegen. Eve warf ihm einen gereizten Blick zu; die drei saßen natürlich auf dem Rücksitz. Amelie saß vorne neben Michael.
    »Findest du wirklich? Im Allgemeinen oder im Besonderen?«
    »Schräg, dass wir das Ganze überstanden haben, ohne dass ich jemanden schlagen musste.«
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Als Michael den Motor anließ, sagte er: »Du hast recht, Shane. Das ist wirklich schräg.«
    ***
    Als Michael vor der Blutbank vorfuhr, war Amelies Sicherheitsdienst schon da - ihre Limousine parkte am Straßenrand. Claire erwartete fast, dass sich diese kleinen Geräte, die der Geheimdienst immer hatte, um ihre bleichen Ohren schlängelten, aber wahrscheinlich brauchten Vampire gar keine modernen Technologien, um sich gegenseitig zu hören. Was sie jedoch trugen, waren elegante schwarze Anzüge und Sonnenbrillen, und genau in dem Moment, als Michaels Auto anhielt, öffnete einer von ihnen die Beifahrertür und bot Amelie seine Hand an. Sie nahm sie ohne jegliche Verlegenheit, anmutig wie Wasser, und bevor die Tür wieder zuging, blickte sie zurück und sagte: »Ich danke euch. Euch allen.«
    Das war's. Für Amelie war das jedoch ganz schön viel.
    »Ich sitze vorne«, sagten Eve und Shane gleichzeitig und spielten Stein-Papier-Schere, um es auszulosen. Shane gewann und sein Gesicht nahm plötzlich einen seltsamen Ausdruck an.
    »Sitz ruhig vorne«, sagte er zu Eve, die mit den Fingern noch immer die Schere beschrieb, mit der sie gegen Shanes Stein verloren hatte.
    »Im Ernst?« Sie machte große Augen. »Du gibst deinen Platz auf? Ich meine, du hast doch gewonnen.«
    »Ich weiß«, sagte er. »Ich bleibe lieber hier hinten.«
    Also bei Claire. Eve verlor keine Zeit; sie stieg aus und ließ sich auf den Beifahrersitz gleiten, wo sie zufrieden herumwackelte. Michael lächelte sie an und sie ergriff seine Hand.
    Shane legte seinen Arm um Claire und sie legte ihren Kopf auf seine Brust. Wärme, endlich. Warm, sicher und geliebt. »Oh Mann, das Abendessen ist bestimmt kalt«, sagte er. »Tut mir leid - ich weiß, wie sehr du Tacos magst.«
    »Kalte Tacos sind auch gut.«
    »Krank.« Aber er meinte das positiv. »Möchtest du nach den Tacos vielleicht einen Film anschauen oder so?«
    Claire gab ein vage zustimmendes Geräusch von sich, schloss die Augen und schlief ohne bewusste Entscheidung in seinen Armen ein. Sie erinnerte sich dunkel daran, dass sie aufgewacht war, als Shane sagte: »Wir bringen sie besser nach Hause.« Und dann hatte sie noch eine verschwommene Erinnerung daran, wie er seine Lippen auf ihre presste...
    Danach nichts.
    ***
    Der Morgen dämmerte und sie wachte in ihrem Doppelbett im Haus ihrer Eltern auf. Die ersten paar Sekunden spürte sie nichts außer einem vagen Gefühl der Enttäuschung darüber, dass sie die Gelegenheit nicht genutzt hatte, bei Shane zu bleiben. Doch dann wurde das alles durch unglaubliche Hitze, die sie auf ihrem Gesicht spürte, ausgelöscht. Es war, als wäre sie unter einer Höhensonne eingeschlafen, nur dass das Zimmer angenehm dämmrig war.
    Claire schlüpfte aus dem Bett und stolperte auf dem Weg ins Bad über einen Stapel Kleider auf dem Boden - sie erinnerte sich nicht daran, sie ausgezogen zu haben, aber sie trug ein Mom-taugliches Baumwollnachthemd, was

Weitere Kostenlose Bücher