Bittersuesser Verrat
hätte?«
»Der einzig mögliche Beweis wäre ein echter Vampir, und das wird niemals passieren. Alle anderen Beweise können leicht entkräftet werden.«
»Wie steht es mit... Videos?«
»Claire. Du gehst doch ins Kino, oder? Glaubst du wirklich, dass im Zeitalter digitaler Tricktechnik irgendjemand an Vampire glauben würde?« Er schüttelte den Kopf. »Heute ist das noch weniger glaubhaft denn je. Es ist nämlich genau diese Popularität der Vampire in euren Geschichten, die uns beschützt.« Er blickte sie scharf an. »Warum?«
»Ich habe mich nur gefragt«, sagte sie.
»Hör auf, dich zu fragen. Das ist nicht gesund.«
Dann war er weg. Claire setzte sich auf das Sofa und strich mit der Handfläche über ihre Jeans.
Oliver hatte recht; die Leute würden es wahrscheinlich nicht glauben. Die meisten Leute glaubten ja auch diesen Reality Shows mit Geistern nicht. Das Problem heutzutage war, dass die Realität nicht real zu sein brauchte, um ein Hit zu werden – und Morganville konnte einer echten Prüfung nicht standhalten.
Sie mussten Kim aufhalten, bevor alles auseinanderbrach.
Außerdem mussten sie ihr wirklich in den Hintern treten wegen der Kameras, denn das ging einfach zu weit.
***
Eve und Shane kamen als Erste nach Hause zurück. Claire war gerade dabei, ein Brötchen mit Erdnussbutter zu verschlingen. Sie erzählte ihnen nichts von Amelie und Olivers Besuch, denn sie sahen ziemlich finster aus. Sie war sich sicher, dass sie das ohnehin nicht besonders interessiert hätte.
»Was ist los?«, fragte sie. Shane schnappte sich im Vorbeigehen ihr halbes Sandwich vom Teller. »Hey!«
»Hab Appetit bekommen, während wir Miss Ungezogen gesucht haben«, sagte er mit vollem Mund. »Sie hat die interessantesten Orte herausgesucht. Und mit interessant meine ich höllisch furchteinflößend.«
»Erzähl Claire nicht von diesem Club«, bat Eve und nahm ihre metallische Sonnenbrille ab. Dahinter war ihre Wimperntusche verschmiert und ihre Augen waren rot - nicht vampirrot, sondern wie von einer Überdosis Tränen. »Außerdem habe ich nicht willkürlich beschlossen, dorthin zu gehen, sondern weil Kim dort immer herumhängt.«
»Was für eine Art von Club?«, flüsterte Claire Shane zu.
»Leder« flüsterte er zurück. »Sie hat recht - du willst es wirklich nicht so genau wissen.«
»Kim ist seit ein paar Tagen nicht dort aufgetaucht«, sagte Eve. »Aber wir haben ein paar Vampire getroffen, die sie vor Kurzem für das Geschichtsprojekt interviewt hat.«
Shanes Gesichtsausdruck nach zu urteilen, steckte hinter der Geschichte noch mehr. »Und das haben sie euch erzählt? Einfach so?«, fragte Claire zweifelnd.
»Ich musste mich auf ein paar Deals einlassen, um die Details zu erfahren.« Eve mied Claires Blick, während sie das sagte. Sie legte ihre schwarze, mit Schnallen verzierte Lederjacke ab und schnappte sich eine Ecke von Claires übrig gebliebenem halbem Sandwich. »Hmm, das schmeckt gut; hast du Honig drauf getan?«
»Du hast was?« In Morganville irgendeine Art von Deal mit irgendeiner Art von Vampir zu machen, war irrsinnig. Aber Deals mit der Art von Vampir, die in Leder-Bars herumhing, zu machen, war Selbstmord. Claire ging auf Shane los. »Du hast das zugelassen?«
»Du kannst doch nicht im Ernst mir dafür die Schuld geben, wenn sie so was macht, ich bin nur der Bodyguard. Hätte ich sie vielleicht fesseln und knebeln sollen...?«
»Das hätten sie in dem Laden vielleicht sogar toll gefunden«, warf Eve ein. »Hör mal, ich kann aus den Deals wieder rauskommen. Amelie ist unsere Freikarte. Aber ich muss Kim finden, und um das zu tun, brauchen wir Informationen. Es sei denn, du hast den magischen Technik-Zauberstab geschwungen und...«
Claire blieb nichts anderes übrig, als den Kopf zu schütteln.
»Okay, dann schau mich nicht an, als hätte ich das Putzen vergessen oder so.« Claire merkte, dass sich Eve deswegen wirklich unbehaglich fühlte. Wahrscheinlich hatte sie sich zwingen müssen, mit diesen Vampiren überhaupt zu reden, und das Letzte, was sie jetzt brauchte, war, dass jemand nach dem Spiel die Fehler analysierte.
Claire räusperte sich. »Was habt ihr herausgefunden?«
»Ich habe vier Vamps gefunden, mit denen Kim entweder vor der Kamera gesprochen oder mit denen sie für nächste Woche einen Termin für ein Interview vereinbart hat, was bedeutet, dass sie nicht geplant hatte, jetzt schon die Stadt zu verlassen. Und ein paar Menschen, die, ähm, Kim zu Hause besucht
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