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Bittersuesser Verrat

Bittersuesser Verrat

Titel: Bittersuesser Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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gekleidet - eine Pantomimendarstellerin auf Mission. Sie warf mit einem metallischen Klappern immer wieder nervös die Schlüssel in die Luft und sagte: »Waffen.«
    Niemand argumentierte, dass sie nur gegen Kim vorgehen würden. Shane zog eine schwarze Nylontasche unter der Küchentheke hervor - in anderen Städten bewahrten die Leute dort vielleicht Notrationen von Essen und Wasser auf, vielleicht auch einen Erste-Hilfe-Kasten, aber in Morganville bestand die Ausrüstung für Notfälle aus Pfählen und Messern mit Silber-Überzug. »Hab ich«, sagte er und warf sich die Tasche über die Schulter. »Claire...«
    »Wag es nicht!«
    Er grinste und warf ihr eine zweite Tasche zu. »Silbernitrat und Wasser in einer Wasser-Pumpgun«, sagte er zu ihr. »Meine eigene Erfindung. Sollte auf sechs Meter Abstand Wirkung zeigen, etwa wie Wespenspray.«
    Oh. »Du schenkst mir immer die hübschesten Sachen.«
    »Schmuck kann ja jeder kaufen. Das ist was für Angeber.«
    Eve verdrehte die Augen. »Los jetzt, du Komiker.«
    Als sie wieder die Schlüssel hochwarf griff Shane sie aus der Luft. »Ich bin vielleicht ein Komiker, aber du siehst aus wie eine Pantomimendarstellerin, hat dir das schon mal jemand gesagt?«
    Er stürzte zur Tür. Eve folgte. Claire schulterte ihre Nylontasche und machte sich daran, die Haustür zu verriegeln. Dabei spürte sie, wie eine Welle voller Gefühle über sie hinwegschwappte. Das Haus, Michaels Haus, machte sich Sorgen. Manchmal war es fast schon lebendig. So wie jetzt.
    »Alles wird gut«, sagte sie zu ihm und tätschelte es. »Ihm wird nichts passieren. Uns wird nichts passieren.«
    Die Lichter wurden etwas dunkler, als sie die Tür schloss.
    ***
    Eves Auto wollte nicht anspringen.
    »Ähm... das ist nicht gut«, bemerkte Eve, als Shane erneut versuchte, den Motor anspringen zu lassen. Es machte Klick, und das war's. »Das darf doch wohl nicht wahr sein, du miese, dumme Schrottlaube!« Sie schlug auf das Armaturenbrett, was natürlich absolut nichts brachte. »Komm schon, spring an!«
    Draußen war es sehr dunkel - die Straßenlampen waren nicht an und der Mond und die Sterne waren hinter einem Schleier aus dichten, rasch über den Himmel ziehenden Wolken. Im Schein der Lichter auf dem Armaturenbrett sahen Shane und Eve besorgt aus. Shane zog den altmodischen Hebel unter dem Armaturenbrett und die Motorhaube des Wagens sprang mit einem dumpfen, metallischen Geräusch auf. »Bleibt hier«, sagte er. »Ich schaue mal nach.«
    »Nur weil du ein Typ bist, bist du auch automatisch ein besserer Mechaniker als ich? Wohl kaum«, sagte Eve und sprang auf der Beifahrerseite aus dem Auto. Shane ließ seinen Kopf die Kopfstütze des Sitzes fallen.
    »Im Ernst«, sagte er. »Warum muss sie immer alles so kompliziert machen?«
    »Sie macht sich Sorgen«, sagte Claire.
    »Wir machen uns alle Sorgen. Du bleibst im Wagen.«
    »Ich habe ja auch keine Ahnung von Autos.«
    »Wenigstens eine, die vernünftig ist.« Er beugte sich über den Sitz und küsste sie, dann stieg er aus und ging zu Eve, die gerade die riesige, schwere Motorhaube des Wagens nach oben stemmte. Nun hatte Claire nur noch eine beschränkte Sicht auf die Geschehnisse - die Motorhaube, die dunkle Nacht draußen, ein paar Lichter in den Häusern der Nachbarn...
    Ein Auto bog um die Ecke und seine Scheinwerfer verliehen der Dunkelheit Farbe. Sie zeigten das Glass House in seiner ganzen verfallenden viktorianischen Pracht, den verblassten Lattenzaun, die frühlingshaften Triebe des Unkrauts am Straßenrand...
    Und dann stürzte eine Gruppe Vampire aus der Dunkelheit auf Shane und Eve zu. Einer davon war Morley, der schmuddlige obdachlose Kerl vom Friedhof. Die anderen waren wohl seine Freunde, vermutete Claire; die sahen nicht so aalglatt und gepflegt aus w ie die meisten anderen Vampire, sondern hungrig, fies und schmutzig.
    Claire warf sich von der Rück- auf die große Vorderbank des Wagens und ließ ihre Hand auf die Hupe krachen, die aufbrüllte wie ein Nebelhorn. Es gab einen kurzen Knall, als Eve und Shane gleichzeitig beim Hochfahren mit dem Kopf gegen die Motorhaube krachten.
    »Leute!«, brüllte sie. »Es gibt Ärger!«
    Shane, der sich mit einer Hand den Kopf hielt, machte die Autotür auf und zog sie heraus. »Haustür«, rief er. »Geh zurück ins Haus. Das mit dem Auto klappt nicht.«
    Claire widersprach nicht. Beim Rennen kramte sie ihren Schlüssel aus der Jeanstasche, riss das Gartentor auf und kam vor der Haustür zum Stehen.

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