Bittersweet Moon 2
Idee. Es stimmt schon, dass ich es langsam satt hatte,
täglich mit dem Stylen so viel Zeit verbringen zu müssen, aber es ist unser
Manager gewesen, der mich letztendlich überzeugt hat. Weißt du, zusammen mit
der neuen Platte wollen wir auch einen Imagewechsel durchziehen. Unsere
musikalische Richtung hat sich etwas verändert und dazu passt halt ein anderes
Styling. Kurzer Haarschnitt ist aber noch nicht alles“, grinst er plötzlich
bedeutungsvoll und ich hebe neugierig meine Augenbrauen hoch. „Stell dir vor -
wenn ich aus dem Urlaub zurück bin, wird mir meine neue Stylistin die Haare
schwarz umfärben.“
„Wow“,
klappt mir die Kinnlade herunter. „Schwarzes, kurzes Haar und dazu deine blauen
Augen ... Du wirst hammermäßig heiß aussehen“, murmele ich halblaut und male
mir schon das Bild vor meinen geistigen Augen aus.
„Zu
etwas härterer Musik gehört auch ein etwas härteres Image“, grinst Robin wieder
und setzt dann einen verwegenen Gesichtsausdruck auf.
„Du
weißt sehr gut, wie ich dein langes blondes Haar über alles geliebt habe. Aber
schwarzhaarig und mit so einem kurzen Haarschnitt wirst du mich zweifellos genauso
begeistern ...“ Ich beiße mir in die Unterlippe und verkneife mir weitere, zu
offenherzige Kommentare. Er soll nicht denken, ich habe vor, ihn zu
verführen... Robin mustert mich kurz mit einem durchdringenden Blick, aber er
sagt nichts Weiteres dazu. Im Flugzeug nach Florenz sitzen wir natürlich wieder
nebeneinander. Wir schwatzen über dies und jenes und die entspannte, vertraute
Atmosphäre zwischen uns ist mir mehr als angenehm. Während er spricht, berührt
Robin immer wieder meine Hand oder meinen Unterarm. Einmal streift er mir eine
Haarsträhne aus dem Gesicht, wie nebenbei, aber das Funkeln in seinen schönen
Augen ist unübersehbar. Und das wohlige Prickeln auf meiner Haut ebenso ... Ich
frohlocke innerlich, doch da ist noch diese leise Stimme in mir, die mich
versucht zu warnen und die sich um mich sorgt... Die klaffende Wunde, die Robin
in mir hinterlassen hat, ist zwar längst verheilt, aber die Narbe ist geblieben
... Ich will keine Fehler mehr machen und ich will keinen Illusionen nachlaufen
... Halt endlich deine Klappe, befehle ich irgendwann dieser
aufdringlichen Stimme. Ich bin eine erwachsene Frau, ich mache mir nichts
vor und alles was ich tue, ist ein kurzer Trip mit einem Ex-Lover! Was ist
schon dabei? Das schlimmste, was passieren kann, ist, wir landen im Bett
miteinander. Aber ich werde mich nie wieder in ihn verlieben! Robins Augen
lächeln mich an, verschmitzt und tiefgründig, als ob er meine Gedanken lesen
könnte. Die würden ihn bestimmt belustigen ...
Am
frühen Nachmittag landen wir in Florenz und mein Herz schlägt höher. Seit ich
das erste Mal als junge Gymnasiastin die Stadt besucht habe, gehört sie zu
meinen Lieblingsstädten. Zuletzt besuchte ich sie als Backpacktouristin vor
mehr als elf Jahren, zusammen mit meinem damaligen besten Freund Tom. Der lebt
seit fünf Jahren in Australien, zusammen mit seinem Lebensgefährten, einem
ziemlich erfolgreichen australischen Schauspieler. Das Pärchen hat sich im
Hotel kennengelernt, wo Tom als Barkeeper gejobbt hat. Es ist scheinbar
wirklich die große Liebe gewesen, sonst wäre Tom ihm nach einem Jahr
Fernbeziehung nicht nach Australien gefolgt. Er unterrichtet jetzt an einer
Sprachschule in Sydney und ist immer noch glücklich mit seinem Ian. Ich muss
ihm eine schöne Postkarte aus Florenz schreiben, er wird sich bestimmt freuen.
Gleich
hinter der Glastür begrüßt uns ein für einen Italiener sehr hochgewachsener
Mann Anfang dreißig. Er ist leger-sportlich angezogen und keineswegs auffällig
in seiner Erscheinung. Überraschenderweise spricht er uns auf fast akzentfreiem
amerikanischen Englisch an und stellt sich als Paolo Thompson, Robins Security
Mann vor. Er schüttelt uns die Hände und kümmert sich um unser Gepäck. Als wir
im Auto sitzen, einem silbernen Alfa Romeo, verrät er uns, dass sein Vater ein
Amerikaner und seine Mutter Italienerin ist. Paolo wirkt sympathisch und
vertrauenserweckend. Mit unübersehbarem Stolz in der Stimme erwähnt er, dass er
schon einige Hollywood Stars und Sternchen während ihres Aufenthalts in Italien
betreut hat und zu seinen Kunden zählen kann.
Robins
Ferienhaus befindet sich weniger als fünfzehn Kilometer vom Flughafen entfernt,
etwas außerhalb des kleinen Städtchen Bagno a Ripoli, klärt er uns auf, als wir
danach fragen. Bald rasen
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