Bittersweet Moon 2
wir die Autobahn entlang Richtung Süden. Von der
Stadt kriege ich leider so gut wie nichts mit. Aber ich werde ja genug Zeit
haben, mir Florenz in Ruhe anzuschauen. Zusammen mit Robin! Verstohlen blicke
ich ihn an, wie er lässig und breitbeinig neben mir sitzt und mit Paolo
plaudert. Zwangsläufig erinnere ich mich an jedes Detail seines wie aus Marmor
gemeißelten Körpers, der offensichtlich noch durchtrainierter als vor zehn
Jahren ist ... Trotz der Klimaanlage im Auto wird mir warm bei meinen Gedanken.
Zum Glück lenkt mich die Fahrt bald wieder ab. Wir verlassen die Autobahn und
die Straße wird schmaler und immer kurviger. Hochgewachsene Zypressen und
Pinien umsäumen sie und die Landschaft wird hügelig. Zwischen den Bäumen und
hinter den hohen Mauern versteckt, erblickt man immer wieder große Ferienhäuser.
Paolo biegt erneut ab, die noch schmalere Straße wird noch kurviger. Etwas zu
kurvig für meinen Magen. Es wird mir leider schlecht und ich bitte um einen
kurzen Zwischenstopp. Paolo meint, wir sind schon fast am Ziel, jedoch hält er
selbstverständlich für mich an. Er fährt noch etwa dreißig Meter weiter und
parkt an einem weniger bewachsenen Straßenrand. Ich steige als erste aus und
atme tief durch. Die Luft ist heiß, aber wohltuend würzig und aromatisch. Paolo
ruft mich aus dem Auto: „Signorina!“ Eigentlich bin ich immer noch eine
Signora … Ich drehe mich zu ihm und durch das offene Fenster zeigt er mit
der Hand zu den zwei breit auseinander stehenden Pinien auf der anderen
Straßenseite. Neugierig begebe ich mich dahin und richte den Blick in die
Ferne. Mein Herz macht einen Aussetzer. „Robin, komm schnell her!“, schreie ich
fast vor Aufregung. Robin, der sich an den Wagen angelehnt gerade eine
Zigarette anzündet, folgt mir unmittelbar. Paolo grinst vor sich hin und fährt
wieder die Fensterscheibe hoch. Robin ist nach wenigen Schritten bei mir und
folgt meinem Blick hinunter in das Tal, wo sich, bedeckt mit einem Hitzedunst,
die zauberhafte Silhouette von Florenz zeigt. Die majestätische Domkuppel ragt
deutlich heraus und ich erblicke sofort die silbrige Linie der Arno.
„Schau
mal, Florenz“, flüstere ich fast andächtig und ergriffen von der Schönheit
unter mir. „Wow“, erwidert Robin, sichtbar beeindruckt und legt mir seine Hand
auf die Schulter. Wir stehen eine Weile da und lassen uns von dem Panoramablick
mitreißen. „Geht es dir wieder besser?“, fragt Robin und ich nicke. „Ja, es
geht wieder. Mir wird leider immer schlecht auf solchen kurvigen Straßen, seit
meiner Kindheit“, entschuldige ich mich. „Aber wir können gerne weiter fahren.“
„Ist
kein Thema, ich kenne das von meinem Großen. Josh hat uns das Auto oft
vollgekotzt, als er klein war“, lächelt Robin und entfernt seine Hand. Robin
als Daddy, das ist etwas, was ich mir nicht so einfach vorstellen kann. Das ist
ein Teil von ihm, der mir noch völlig fremd und unbekannt ist und der auch so
bleiben wird ...
Robin
geht Paolos höflicher Bitte, die Zigarette nicht einfach auszumachen und wie
üblich am Straßenrand wegzuwerfen nach, und löscht sie erst gründlich mit etwas
Wasser. Die Gräser und der ganze Boden sind extrem trocken und dementsprechend
groß ist die Brandgefahr.
Wir
sitzen wieder im Auto, wo es herrlich kühl ist. Bloß durch den kurzen
Aufenthalt draußen, sind wir beide gleich ins Schwitzen gekommen und mein Kleid
klebt mir unangenehm am Rücken. Es wird auf jeden Fall ein sehr heißer Urlaub
werden ...
Nach
wenigen Minuten Fahrt biegt Paolo in eine nicht asphaltierte Zufahrt ab und
bleibt vor einem hohen, elektronisch gesicherten Einfahrtstor stehen. Er steigt
aus dem Auto, tippt die Codenummer ein und wir fahren noch etwa hundert Meter
weiter nach rechts. Ich fahre die Fensterscheibe herunter und blicke mich
erwartungsvoll um. Das von hohen Mauern geschützte Grundstück ist sehr groß und
auf beiden Seiten von gepflegten Wiesen mit feinstem Rasen umsäumt.
Verschiedene Obstbäume und üppig blühende Büsche bieten lauschige schattige
Plätze und ich nehme herbsüßen Lavendelduft wahr, der mit der sanften
Sommerbrise zu uns durchdringt.
Das
strahlend weiße Gebäude, ein mittelgroßes, einstöckiges altes Gutshaus, steht
am Hang eines Hügels und ist von mehreren schlanken Zypressen umgeben. Mein
allererster Eindruck - ein Luxusferiendomizil wie aus dem Katalog!
Paolo
hält direkt auf dem großen Stellplatz an und wir steigen aus. An der Veranda,
vor der
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