Bittersweet Moon 3
einen erheblichen Vorteil habe. Aber ich lasse mir meine Stimmung
nicht verderben und ignoriere sie einfach.
Während der kurzen Pause empfängt Robin mich mit einem
schnellen Küsschen und auch die anderen Bandmitglieder begrüßen mich allesamt
herzlich. Sally versorgt Robin sofort mit seinem Lieblingsmineralwasser und
reicht ihm ein Handtuch für die verschwitzte Stirn, ehe sie ihm ein Handy ans
Ohr hält. „Es ist wichtig, Baldwin aus New York“, sagt sie entschlossen zu ihm,
als er genervt eine abwehrende Geste macht. Er nimmt das Handy an und entfernt
sich Richtung Fensterfront. Ich nutze die Gelegenheit aus und bewundere
ausgiebig den Raum, der noch schöner ist, als er in Videos oder auf Fotos
wirkt.
„Es ist echt geil hier, nicht wahr?“, spricht mich Jason an,
als ich das vergoldete Stück an der Decke betrachte.
„Ja, es ist ein besonderer Ort, nicht nur wegen der
großartigen Musiker, die hier schon gespielt haben“, stimme ich ihm zu.
„Ab jetzt wird man erzählen - hier haben David Bowie, U2 und
Forbidden Games ihre legendären Alben aufgenommen“, grinst er und bietet mir
ein Bier an, als der Praktikant mit einem Sechserpack bei ihm stehen bleibt.
„Danke, ich singe heute ein Konzert, lieber nicht“, lehne
ich sein Angebot ab.
„Tatsächlich? Wo singst du?“, erkundigt sich Tony, der sich
mit einer Dose Bier in der Hand zu uns gesellt.
„In einer Galerie, für eine Vernissage. Ich singe zusammen
mit einem klassischen Gitarristen ein paar Stücke, als musikalische
Einleitung“, erkläre ich ihm.
„Wird Robin auch dort sein? Ich würde gerne mitkommen und
dich endlich wieder mal live hören“, sagt er und ich sehe, dass er es ernst
meint.
„Nein, Robin kommt nicht. Sally meinte, die Location ist für
die PR nicht interessant genug, um sich dort blicken zu lassen. Und privat dort
zu erscheinen ist auch nicht wirklich empfehlenswert …“
„ Ah ja, er darf ja keine feste Freundin haben, der Arme,
Papa Brandon erlaubt es ihm nicht“, kommentiert Jason und die beiden lachen
unverfroren. Aber dann merken sie, dass das in meiner Anwesenheit irgendwie
unangebracht ist.
„Sorry, das betrifft dich ja genau so wie ihn, ist blöd, ich
weiß“, entschuldigt sich Tony.
„Ist schon gut, ich bin ganz froh, wenn ich nicht zusammen
mit ihm in die Kameras lächeln und Fragen über mein Privatleben beantworten
muss“, erwidere ich.
„ Ich komme aber trotzdem gerne, auch ohne Robin, ich habe
sonst nichts anderes vor für heute Abend. Jeden Abend mit dem da und den
anderen zusammen zu hängen und zu saufen ist auch langweilig“, haut er Jason
mit der flachen Hand kumpelhaft zwischen die Schulterblätter.
„Wenn du wirklich möchtest, dann schreibe ich dir die die
Adresse auf“, sage ich und ziehe meinen Notizblock aus der Tasche. Als ich ihm
den Zettel reiche, kommt Robin zu uns und er wirkt sehr gut gelaunt.
„Gute Nachrichten?“, frage ich ihn direkt.
„Jawohl. Erzähle ich dir später in Ruhe “, berührt er
unauffällig meine Hand, als er neben mir steht. „Wie findest du es hier?“
„Ich bin sehr beeindruckt! Hier, in diesem Raum zu sein und
euch zuzuhören, das ist ein Traum! Das Album wird großartig werden!“, äußere
ich leidenschaftlich meine Begeisterung und erwidere seine Berührung. Unsere
Finger streicheln sich sanft und diese kleine, verstohlene Zärtlichkeit
empfinde ich genau so köstlich wie einen ordentlichen Kuss.
„Du bist hier jederzeit willkommen“, sagt Robin leise und
lächelt über meine Worte.
„Danke! Mike meinte auch zu mir, ich kann öfter
vorbeikommen. Am Montag ist Bittersweet Moon dran und diese Gelegenheit
möchte ich mir nicht entgehen lassen.“
„Sag mal, sehen wir uns heute Abend?“ Erwartungsvoll hält er
meinen Blick gefangen.
„Ich kann nach meinem Auftritt vorbei kommen, wenn du nichts
anderes vor hast“, antworte ich. Von der Seite nähert sich Claudia und ich
entziehe meine Finger aus Robins Hand.
„Es gibt nichts, was mir besser gefallen würde“, schenkt er
mir sein verführerisches Lächeln.
„Gut, ich bin wahrscheinlich gegen zehn bei dir“, nicke ich
und ich bin sicher, Claudia hat meine Antwort mitgekriegt.
„Robin, du kommst doch heute Abend mit uns essen? Danach
können wir gemeinsam einen neuen angesagten Club in Kreuzberg besuchen, was
meinst du?“, tut sie so, als ob ich nicht neben Robin stehen würde und fixiert
ihn mit ihren schönen grauen Augen.
„Sorry Claudia, ich bleibe heute zu Hause.
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