Bittersweet Moon 3
Jason und ich
wollen noch einige Riffs gemeinsam ausprobieren und ich bestell mir was zu
Essen. Aber der Rest der Band wird bestimmt gerne mit euch kommen und den Club
aufmischen“, lächelt er sie charmant, doch distanziert an. Sie kann die
Enttäuschung und ihr Missfallen nicht verbergen und murmelt etwas wie: „Dann
ein ander Mal …“ Für den Bruchteil einer Sekunde wirft sie mir einen kalten
Blick zu und fragt anschließend Robin mit honigsüßer Stimme: „Kann ich noch was
für dich tun, Robin?“
„Danke, ich habe alles, was ich brauche“, antwortet er
zweideutig und wendet sich wieder zu mir. Nur mit Mühe unterdrücke ich ein
Schmunzeln. Claudia dreht sich wortlos auf ihren hohen Absätzen um und klatscht
in die Hände: „Die Pause ist um! Jungs, es geht weiter!“
„Wie schamlos du grade warst“, flüstere ich Robin zu, der
als Antwort nur frech lächelt.
Wir verabschieden uns ohne einen Kuss. Wir sollten Claudia
nicht zu sehr verärgern, es reicht, dass diese Rebecca schon sauer auf Robin
ist.
Auch den Anderen sage ich noch schnell Tschüss und winke
Brandon und Martin zu, die sich im grünen Salon mit Mike unterhalten.
Wenn mir jemand vor wenigen Monaten gesagt hätte, ich würde
bei den Studioaufnahmen von Forbidden Games im Meistersaal anwesend
sein, hätte ich nur ungläubig gelacht. Und nicht nur das - ich habe an einem
Song, der als potentieller Hit der Band betrachtet wird, als Songwriterin
mitgearbeitet! Und Robin bei seiner Entstehung dazu inspiriert … Gott, mein
Leben ist wirklich Rock’n’Roll geworden! Wie fucking cool das ist!
Mit einem Dauergrinsen auf dem Gesicht laufe die Treppe
herunter zur U-Bahn. Gott weiß, wie dankbar ich für all das bin, was ich seit
Juli erleben darf!
Zu Hause angekommen checke ich endlich wieder meinen Email-Account,
der mit meiner ziemlich vernachlässigten Homepage als Sängerin verbunden ist
und wo ich mich seit meiner Reise nach Italien nicht mehr eingeloggt habe. Ich
benutze diese Emailadresse sonst nicht und in der ganzen Aufregung der letzten
Wochen habe ich sie völlig vergessen.
Ich habe Post. Post, die in mir den Wunsch weckt, die Zeit
um fünf Minuten zurückdrehen zu können und sie niemals erblicken zu müssen. Der
erste Absender heißt RobinsAngel und schon der Betreff der Mail fühlt
sich an, wie ein Schlag ins Gesicht …
DU BLÖDE SCHLAMPE!!!
Lass
deine dreckigen Finger von Robin! Du bist es nicht wert, dass er seine Zeit mit
dir vergeudet! Schau dich mal im Spiegel an - du bist hässlich, fett und alt!
Er verdient eine viel bessere als dich!
Der Hass, der aus dieser kurzen Mail schreit, verursacht mir
Übelkeit im Magen und ich kämpfe mit den Tränen. Ich weiß, dass die Verfasserin
dieser Mail bestimmt ein junges Mädchen, das hoffnungslos in Robin verknallt
ist und es nicht ertragen kann, mich an seiner Seite zu sehen. Trotzdem tut es
weh …
Ich lösche die Mail nicht, sondern öffne die zweite, mit dem
Absender MrsSummers, mit dem Betreff Was denkst du, wer du bist?
Robin
gehört uns und du hast kein Recht, dich mit ihm blicken zu lassen! Er wird dich
bald sowieso mit einer Besseren ersetzen, mit einer, die ihn wirklich liebt und
ihn glücklich machen kann. Du bist es bestimmt nicht! Du hast ihn nur blamiert,
mit diesen peinlichen Fotos! Hast du schon mal daran gedacht, wie seine Kinder
sich fühlen müssen, wenn sie ihren Vater zusammen mit so einer Nutte in den
Zeitschriften erblicken? Das hast du bestimmt mit Absicht gemacht, nur um ihm
zu schaden, du blöde Fotze!
Mit zitternder Hand logge ich mich aus, ohne die weitere
Mails mit ihren viel versprechenden Betreffs wie FUCK OFF! oder Robin liebt nur mich! gelesen zu haben. Ich
kann die Tränen nicht länger aufhalten. Ich fühle mich gedemütigt, verletzt,
ungerecht behandelt und auch zornig. Wie verzweifelt müssten diese pickeligen
Teenager bloß sein, um mich so zu hassen? Oder sind es vielleicht nur frustrierte
Ehefrauen mittleren Alters, die seit Jahren keinen ordentlichen Orgasmus mehr
hatten und ihren Frust auf mich projizieren?
Egal, wer immer diese Absenderinnen mit ihren Fake Adressen
auch sind, sie haben erreicht, was sie wollten - ich fühle mich schlecht und
entmutigt. Es war ein leichtes Spiel, mich zu finden. Nachdem mein Name in den
Medien genannt wurde, haben sie mich gegoogelt und meine Homepage mit dieser
Emailadresse gefunden. Wie naiv ich bin! Ich hätte diese Kontaktadresse sofort
löschen müssen, als die
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