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Bitterzart

Bitterzart

Titel: Bitterzart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabrielle Zevin
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zu suchen, als er durch die Tür kam. Er war atemlos und hatte rote Wangen. »Oh«, sagte er, als er mich sah, »ich wollte vor dir zu Hause sein. Damit du dir keine Sorgen machst, Annie.«
    »Zu spät«, sagte ich.
    Leo nahm mich in die Arme. Er war feucht vor Schweiß, ich schob ihn von mir. »Du müffelst«, sagte ich zu ihm. Er schloss mich noch enger in die Arme. Das machte er extra. Er würde nicht eher aufhören, als bis ich ihm sagte, wie lieb ich ihn hatte. »Schon gut, Leo. Ich hab dich lieb! Und jetzt erzähl mir, wo du warst.«
    »Du wirst stolz auf mich sein, Annie. Ich hab mir einen neuen Job besorgt!«
    Ich hob eine Augenbraue. »Imogen hat gesagt, du warst im Pool.«
    »Genau da ist mein neuer Job, Annie. Nur so lange, bis die Tierklinik wiedereröffnet wird. Ich bekomme sogar mehr Geld als in der Klinik«, fügte er hinzu.
    Ich räusperte mich. »Was ist das denn für ein Job?«, fragte ich vorsichtig, damit Leo nicht merkte, wie wütend ich war.
    »Hausmeisterarbeiten. Boden wischen und so. Jacks meinte, sie bräuchten einen dafür, und ich kann so was ja gut, Annie. Das weißt du doch.«
    Ich fragte Leo, wie er von dieser Gelegenheit erfahren habe, und er erzählte, Cousin Jacks wäre am Morgen vorbeigekommen, um Nana zu besuchen. (Das erklärte die frischen Nelken.) Jacks hatte sich gewundert, dass Leo mitten am Tag zu Hause war, daher erzählte Leo ihm, dass die Klinik geschlossen worden war. Dann sprach Jacks davon, dass sie im Pool auf der Suche nach einem Hausmeister wären, und Leo wäre dafür super geeignet, wenn er Lust hätte, »schnelles Geld« zu verdienen, bis die Klinik wieder öffnete.
    »Schnelles Geld? So hat er sich ausgedrückt?«, fragte ich.
    »Ich …« Leo schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht mehr, Annie. Und als der Typ im Pool mir den Job angeboten hat, hab ich gesagt, dass ich erst mit dir und Nana sprechen müsste. Das war doch richtig so, oder?«
    »Ja. Aber die Sache ist die, Leo, unsere Verwandten, also die Typen, die im Pool arbeiten, sind nicht unbedingt die nettesten Leute, mit denen man sich abgeben kann.«
    »So dumm bin ich auch nicht, Annie«, sagte Leo heftiger, als ich es je bei ihm gehört hatte. »Ich bin nicht so dumm, wie du denkst. Ich weiß, was die Familie macht. Ich weiß auch, was Daddy früher gemacht hat. Ich wurde verletzt wegen dem, was Daddy machte, schon vergessen? Ich werde jeden Tag daran erinnert.«
    »Ja, natürlich, Leo. Ich weiß, dass du nicht dumm bist.«
    »Ich will auch meinen Beitrag leisten, Annie. Es ist mir peinlich, dass ich momentan keine Arbeit habe. Wenn Nana stirbt und ich keine Arbeit habe, könnte es sein, dass Natty und du weggeholt werden. Und Cousin Jacks ist ein wirklich netter Kerl, Annie. Er hat mir gesagt, dass du ihn nicht magst, aber das ist nur, weil du etwas falsch verstanden hast, was er gesagt hat.«
    Ich schnaubte verächtlich. Der nette Cousin Jacks hatte sich die Kante gegeben und die Hand auf meine Brust gelegt. Da gab es nichts falsch zu verstehen. »Das glaube ich nicht, Leo.« Ich sah meinen Bruder an. Er trug eine graue Hose, die in der Taille zu groß für ihn war (sie hatte Daddy gehört), dazu ein weißes T-Shirt. Leo war zwar drahtig, aber er hatte kräftige Arme von all der Arbeit, die er in der Klinik hatte erledigen müssen. Er machte einen fähigen Eindruck. Sogar einen starken. Er sah nicht wie ein Mensch aus, der beschützt werden musste. Und schon gar nicht wie jemand, dessen kleine Schwester wach im Bett lag und sich Sorgen um ihn machte.
    Leos Augen waren eisblau wie die von Daddy, nur war das Eis leicht angetaut. Sie sahen mich hoffnungsvoll an. »Ich möchte das wirklich gerne machen, Annie.«
    »Ich rede mit Nana darüber, Leo. Einverstanden?«
    Leo flippte aus. »Ich bin erwachsen! Ich brauche keine Erlaubnis von dir! Du bist noch ein Kind! Ich bin der große Bruder! Ich will dich nicht mehr in meinem Zimmer haben!« Er schob mich zur Tür. Es war nicht heftig, dennoch stolperte ich mehrere Schritte rückwärts.
    »Ich werde mit Nana darüber sprechen«, wiederholte ich. Kaum hatte ich das Zimmer verlassen, schlug Leo die Tür hinter mir zu.
    Es war gut möglich, dass der Tumult Nana geweckt hatte, deshalb ging ich direkt in ihr Zimmer. Sie war tatsächlich wach. »Wie geht es dir, mein Spatz?«, fragte sie. »Ich habe Geschrei gehört.«
    Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange, die nach Babypuder und Galle roch, dann schaute ich hinüber zu Imogen. Ich schüttelte andeutungsweise den

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