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Bizarre Beziehungen - V 1.0

Bizarre Beziehungen - V 1.0

Titel: Bizarre Beziehungen - V 1.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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vorstellen, wie oft ich von dir träumte - angenehme Vorstellung von dir, während ich auf meiner Matratze lag - und mir einredete, daß jeder Tritt auf den Stufen, jede Stimme eines Passanten auf der Straße, jedes Geklapper eines Kutschenrades auf den Pflastersteinen das Zeichen für deine Rückkehr sei. O mein Liebling!«
    Sie kam quer durch den Raum zu ihm hinüber.
    Er wich zurück.
    »Clive! Bitte, Clive! Habe ich dich verloren? Hat dich mein nächtliches Verlangen angewidert? Bin ich jetzt als zügellose Hure gebrandmarkt? O bitte, mein Liebling Clive!«
    Er wich vor ihr zurück und blinzelte im Halbdunkel. Einen Augenblick lang war sie seine geliebte Annabella, die warme Frau, deren Duft er noch immer in der Nase hatte, deren Aroma noch immer die Geschmacksknospen erregte. Dann blinzelte er erneut und hatte ein Wesen des Schreckens und des Ekels vor sich; es hatte etwas von einem Käfer und von einer Gottesanbeterin und außerdem etwas völlig Fremdartiges. Seine Kopfhaut kribbelte, und er bekam eine Gänsehaut bei dem Gedanken, was zwischen ihnen vorgefallen war.
    Er sprang zur Tür. Er drückte dagegen und mußte feststellen, daß sie sich nicht bewegte. Dann warf er sich dagegen, ohne auf den Schmerz zu achten, der ihm bei jedem Aufprall durch den Körper schoß. Schließlich griff er nach der Klinke und merkte, daß sich die Tür zu ihm hin öffnete, in den Raum hinein.
    Er sah sich nicht um, als er durch die stille, von der Nacht verschleierte Schankstube hastete und nach einem Ausgang suchte. Er stolperte in den Gastraum, den er Stunden zuvor gesehen hatte. Die Tische waren ab-geräumt worden, die Gäste waren längst gegangen. In einer großen steinernen Feuerstelle, worin sich krachendes Brennholz befunden hatte, lag jetzt warme Asche, woraus ein dünner grauer Rauch aufstieg.
    Clive vernahm hinter sich Annabellas schluchzende Stimme. »Clive, mein Lieber, mein Liebling!« Jemand holte schaudernd Atem, jemand wie eine Frau, die bis in die tiefste Seele erschüttert war. »Komm zurück zu mir, Clive! Was habe ich getan? Warum hast du mich verlassen?«
    Aber das Geräusch, das diese Stimme begleitete, war nicht das Geräusch bloßer Füße. Es war das schreckliche trockene Scharren und Kratzen des Schutzpanzers eines Insekts!
    Clive stürzte durch die hölzerne Tür auf eine Wiese. Wo waren die Chaffri? Im Dungeon hatte er gedacht, sie seien menschlich - hatte sowohl die Chaffri als auch die Ren für menschlich gehalten. Aber wenn die Ren tatsächlich eine Spezies wie das Tentakelmonster waren, dem er auf Q'oorna und dann im Himmel über Novum Araltum begegnet war, und wenn die Chaffri in Wirklichkeit schreckliche Rieseninsekten waren ...
    Ein anderer Gedanke durchzuckte ihn.
    Im Kampf zwischen den Ren und den Chaffri hatten die Chaffri wie Menschen ausgesehen. Er hatte keinen von ihnen wirklich zu Gesicht bekommen, aber ihre sackartige Kleidung hatte eine deutlich menschliche Gestalt vorgegeben. Was konnte dies bedeuten?
    Chaffri und Ren besaßen offenbar beide die Fähigkeit, Bilder aus dem Bewußtsein zu ziehen. Beide konnten ihre Opfer zum Narren halten, so daß diese das sahen, was die fremdartige Rasse sie sehen lassen wollte. Es war eine Macht, die der Macht ähnelte, Kopien zu erschaffen und sie mit einem imitierten Leben zu versehen. Es war die Macht, sich hinter Illusionen zu verbergen und die eigenen Handlungen in der Gestalt eines anderen Wesens durchzuführen. Ein Opfer mochte sich selbst sehen, seinen Bruder, seine Geliebte - jeden! -, während er sich in Wahrheit in der Gegenwart eines fremdartigen Ungeheuers befand.
    »Clive, komm zurück!«
    Hinter sich vernahm er die Stimme seiner Geliebten. Aber er wagte nicht, sich umzuwenden, war gleichermaßen von der Furcht wie gelähmt, daß er eine riesige Kreatur wie eine Gottesanbeterin sähe und andererseits der Furcht, daß er Annabella sähe - oder ein Trugbild von Annabella.
    »Clive, bitte! Clive, die vergangene Nacht war so wundervoll! O Clive, ich brauche dich! Komm zu mir, bitte, mein Liebling!«
    Er schauderte so heftig, daß er fast hinfiel. Blindlings rannte er davon. Er wußte, daß er sich am Rand der Wiese befand, wo sowohl ihr durchsichtiger Wagen als auch die metallischen Schiffe der Chaffri gelandet waren. Der Himmel war übersät von fernen Sternen und Nebeln und vom reflektierten Licht der unzähligen Miniaturwelten, des Asteroidengürtels.
    Er rannte jetzt parallel zum Waldrand, der das Landefeld umgab. Er hörte nicht, ob

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